Ferrari schliesst auf

Fernando Alonso ist zufrieden,

denn er spürt die Fortschritte, die Ferrari macht

Das Ferrari-Team ist mit Fernando Alonso wieder einmal in Schlagdistanz. Der ehemalige Formel-1-Weltmeister qualifizierte sich mit 0,367 Sekunden Rückstand auf der dritten Startposition zum Grossen Preis von Kanada in Montreal. Teamkollege Felipe Massa platzierte sich mit 0,681 Sekunden Rückstand auf der sechsten Position.

"Ich bin glücklich darüber, wie die Dinge bisher an diesem Wochenende gelaufen sind", so Alonso. "Besonders, dass sich das Auto als konkurrenzfähig erwiesen hat, selbst auf einer Strecke, welche sicherlich nicht zu seinen Charaktereigenschaften passt. Dies ist hauptsächlich den Updates zu verdanken, die wir hierher mitgebracht haben, welche wie erwartet funktionierten. Dies lässt mich auch für den Rest der Saison zuversichtlich sein. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wo wir in Australien standen, und wenn wir uns heute im Kampf um die Pole befinden, so zeigt dies, dass wir während den vergangenen paar Monaten gute Arbeit geleistet haben, besonders da die anderen nicht wirklich Däumchen gedreht haben. Ich bin auch für Felipe froh, der die Fortschritte bestätigt, die wir schon in den vergangenen Rennen gesehen haben. Zu Beginn der Meisterschaft hatte er definitiv Pech, aber wir haben immer Geschlossenheit gezeigt, und nun kommen die Ergebnisse, wie sie für einen Fahrer seines Talent es auch kommen sollten. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, dass es heute zwei Fahrer gab, die schneller waren als wir. Aus diesem Grund fehlt es uns noch etwas an Boden, welchen wir in Bezug auf die Leistung gutmachen müssen. Schlussendlich scheinen wir jedoch auf einem Niveau mit den Besten kämpfen zu können. Dies war eine ziemlich stressige Qualifying-Einheit, denn hier liegen die Zeiten immer sehr nah beieinander, und es benötigt lediglich einen Unterschied von ein paar Zehntelsekunden, um vorne oder hinten zu liegen. Dritter in der Startaufstellung ist eine gute Position, von der man im Rennen attackieren kann, besonders da die Pole hier nicht so wichtig ist, wie auf anderen Strecken. Am Sonntag wird die Abnutzung der Reifen einer der Schlüsselfaktoren sein, vor allem angesichts der Temperaturen, die völlig anders sein werden als jene, welche wir gestern Nachmittag sahen. Rennen sind wir immer unvorhersehbar, aber mit Sicherheit wäre es sehr schön, allen kanadischen Ferrari-Fans zum 30. Todestag von Gilles Villeneuve ein schönes Ergebnis zu schenken."

"Ich bin mit den Fortschritten zufrieden, die wir an diesem Wochenende gemacht haben", so Massa. "Es ist ein positives Ergebnis, von der sechsten Position zu starten. Ich kann jedoch mit meiner letzten Runde im dritten Qualifying-Durchgang nicht glücklich sein. Im zweiten Sektor verlor ich die Kontrolle über das Heck, was mich ein paar Zehntelsekunden gekostet hat. Das hat womöglich ein paar Plätze in der Startaufstellung bedeutet. Ich bin sehr enttäuscht, denn ich hatte das Potenzial, um besser abzuschneiden als dieser sechste Platz. Wenn man alles bedenkt, so bleibe ich zuversichtlich, denn das gesamte Team macht Fortschritte, was für den Rest der Saison sehr wichtig ist. Morgen werden wir aufmerksam sein müssen, wenn es um die Definition unserer Strategie geht. Ich denke, dass die Wahl sich auf einen oder zwei Stopps beschränkt. Aber eine Menge hängt vom Verhalten der Reifen ab. Wir hoffen, dass wir ein paar Plätze gutmachen und ein gutes Ergebnis nachhause fahren können. Auf meinem Helm habe ich den Namen von Gilles Villeneuve als Erinnerung an einen Fahrer, der Teil der Ferrari-Geschichte war. Ich bin sehr stolz darauf, in der Lage zu sein, ihn in jenem Jahr zu ehren, welches den 30. Todestag darstellt. Selbst wenn ich gerade geboren war, als der Unfall passierte, war ich immer ein sehr großer Fan von ihm gewesen. Das morgige Rennen wird nicht einfach, es wird sehr umkämpft, wir müssen also alles richtig hinbekommen. Wir sind gestern einen sehr guten Longrun gefahren, ich denke aus diesem Grund, dass wir für den morgigen Tag positiv gestimmt sein können. Die einzige Tatsache, welches das Rennen vielleicht im Vergleich zu gestern anders machen könnte, ist die Tatsache, dass es gestern sehr kühl war. Morgen wird es sehr heiß, sogar noch heißer als heute. Wir wissen, wie sich diese Reifen verhalten, wie diese Reifen die Temperatur fühlen. Und wir müssen sicherstellen, dass wir die richtige Strategie haben. Ich bin definitiv zuversichtlich. Wir müssen die Dinge verstehen, um die Strategie richtig hinzubekommen. Es ist nicht sehr einfach, aber ich hoffe, dass wir alles perfekt hinbekommen, um sogar noch weiter vorne zu kämpfen, als ich morgen starte."

"Wir können mit dieser Qualifying-Einheit zufrieden sein", so Teamchef Stefano Domenicali. "Dies ist die beste aus bisher sieben in dieser Saison, unsere beiden Fahrer stehen in den ersten drei Reihen der Startaufstellung. Wir befinden uns wieder auf der Jagd nach der Pole, und das ist der wichtigste Faktor. Dies bedeutet, dass alle unsere Anstrengungen, die Leistung des Autos zu verbessern, Früchte tragen. Noch ermutigender ist es, wenn man bedenkt, dass diese Strecke jene Qualitäten hervorhebt, die bisher unsere Schwachpunkte waren, mit anderen Worten die Traktion und die Höchstgeschwindigkeit. Wir haben einen Schritt nach vorn gemacht, aber er ist noch nicht ausreichend, um dort zu sein, wo wir stehen wollen. Nun werden wir uns auf ein Rennen konzentrieren, das sehr nach einem unvorhersehbaren Rennen aussieht. In diesem Jahr haben wir schon gesehen, dass Sonntage immer ein paar Überraschungen mit sich bringen, und ich denke nicht, dass der morgige Tag eine Ausnahme darstellen wird. Wir müssen versuchen, mit derselben Entschlossenheit und Organisation weiterzuarbeiten, welche es uns speziell mit Fernando erlaubt hat, das Maximale aus unserem Potenzial in der Anfangsphase der Saison zu machen."

"Es ist ein gutes Ergebnis für das Team - auf einer Strecke, die auf dem Papier der Charakteristik unseres Autos nicht liegt", so Pat Fry, Technischer Direktor des Teams. "Wir haben bewiesen, dass wir wettbewerbsfähig sind, auch wenn es das morgige Rennen ist, was zählt. Wir arbeiten hart an der Entwicklung des F2012 und können nun spürbare Fortschritte beobachten. Das wurde durch all unsere Mitarbeiter möglich, beginnend bei denen im Windkanal, bis zu den Leuten in der Herstellung, die mit immer knapperen Deadlines klarkommen müssen. Zudem dürfen wir all die anderen Abteilungen nicht vergessen. Ich möchte ihnen für ihre Bemühungen danken. Wir müssen an diesem Weg festhalten. Auch wenn wir den Rückstand zur Spitze reduzieren konnten, sind wir noch nicht ganz vorn. Wir haben hier verschiedene Updates und der Großteil hat sich bewährt, was auch ein sehr positives Signal ist. Das morgige Rennen ist unvorhersehbar. Das war aber im bisherigen Saisonverlauf für gewöhnlich immer der Fall. Das Safety-Car spielt hier in der Regel eine Rolle. Damit müssen wir rechnen. Dann gibt es noch den unbekannten Faktor Reifen. Heute haben wir gesehen, wie sich die Situation durch die Temperaturen ändert. Es war eindeutig wärmer als gestern. Es wird einen grossen Einfluss auf die Strategie haben, weil man im Rennen nicht wie in Monaco ein schnelleres Auto hinter sich halten kann."

Alonso: "Das ist ein erster Schritt"


Rot ist wieder ein ernstzunehmender Gegner: Fernando Alonso und Felipe Massa fuhren in der Qualifikation zum Grossen Preis von Kanada geschlossen in die Top 6 und rechnen sich gute Chancen für das Rennen aus. Vor allem Alonso zeigt sich zufrieden, zumal die Neuerungen am Ferrari F2012 ihre Wirkung optimal zu entfalten scheinen. Der Spanier spricht von einem Zugewinn an Leistung.

"Das Auto fühlte sich ziemlich gut an", sagt Alonso in der Pressekonferenz von Montreal. "Wir haben hier einige neue Teile ausprobiert. Mit der Balance des Fahrzeugs sind wir nun deutlich zufriedener. Auch der Grip war für Felipe und mich von Anfang an besser. Das ist ein erster Schritt", erklärt der Ex-Champion. "Für uns und auch für unsere Konkurrenten hört die Arbeit damit natürlich nicht auf. Wir freuen jetzt aber einfach nur über dieses Ergebnis und für die Jungs in der Fabrik", meint Alonso. Etwas weniger fröhlich zeigt sich indes Massa. Der Brasilianer wirkte trotz des sechsten Startplatzes nicht sonderlich zufrieden. Offenbar kostete ihn ein kleiner Fehler ein noch besseres Abschneiden. "Wenn man eine perfekte Runde fährt, spielt die Position keine Rolle", erklärt Massa in Montreal. "In so einem Fall ist man auch so glücklich, weil man sich sicher sein kann, das Maximum herausgeholt zu haben. Das traf heute bei mir nicht zu", sagt der Ferrari-Pilot. "Deswegen bin ich mit mir selbst nicht zufrieden. Man möchte immer das Maximum erreichen und durch einen kleinen Fehler wurde meine Startposition nicht besser. Dabei muss man hier doch einen guten Startplatz haben."

Andererseits gilt der Grosse Preis von Kanada in Formel-1-Kreisen auch als "Wundertüte", die viele Überraschungen bereithalten kann. "Ich bin gespannt", meint Massa, zeigt sich insgesamt aber recht vorsichtig: "Die Rennen sind hier nicht einfach. Man ist immer sehr nah an der Wand. Wir haben hinsichtlich des Topspeeds ein paar schnelle Autos um uns herum", erläutert der Routinier.

Massa: "Auto passt viel besser zu meinem Fahrstil"

Felipe Massa konnte auch in Kanada bislang mit den

vorderen Plätze mithalten


Felipe Massa setzt in Kanada mit Startplatz sechs seinen Aufwärtstrend fort. Grund dafür sei laut des Ferrari-Piloten vor allem die Tatsache, dass man beim Setup völlig neue Richtungen eingeschlagen habe. Im heutigen Rennen möchte der Brasilianer noch höher hinaus und vorne mitfahren.

Frage: An diesem Wochenende lief es für dich bisher ganz gut. Kriegst du jetzt langsam die Kurve in dieser Saison?

Felipe Massa: Definitiv. Seit Monaco liegt mir das Auto viel mehr, es ist viel angenehmer zu fahren. In allen Sessions war es konkurrenzfähig, genau wie im Qualifying. Ich hatte direkt von der ersten Session an ein gutes Gefühl fürs Auto. Das Auto ist einfacher zu fahren, ist viel konstanter, es passt viel besser zu meinem Fahrstil. Ich denke, dass wir uns seit Monaco immer mehr verbessern und um bessere Positionen kämpfen können als zuvor.

Was für Veränderungen mussten vorgenommen werden, um das zu erreichen?

Wir haben definitiv das Auto verbessert. Ich habe auch viele Sachen an meinem Setup verändert. Ich fühle mich beim Fahren sehr viel wohler. Das hat alles leider etwas Zeit gebraucht. Wir haben beim Setup offenbar Richtungen eingeschlagen, die für mich viel besser sind.

Wie schnell werdet ihr deiner Meinung nach im Renntempo sein?

Wir sind im gestrigen Freien Training bereits mit viel Benzin an Bord gefahren, was uns fürs Rennen einen Vorteil bescheren könnte. Allerdings waren die Bedingungen gestern auch relativ kühl und morgen sollte es sehr heiss werden, vielleicht sogar heisser als heute. Wir wissen, wie sich diese Reifen verhalten, wie sie auf die Temperaturen reagieren. Wir müssen sicherstellen, die richtige Strategie zu haben.

Bist du zuversichtlich, deinen Aufwärtstrend fortsetzen zu können?

Ja, ich bin definitiv zuversichtlich. Es ist wichtig, dass wir die richtige Strategie wählen, was nicht einfach sein wird. Ich hoffe, dass wir es perfekt hinbekommen und ich sogar noch um Positionen weiter vorne kämpfen kann.

Wie schätzt du die Leistung von Red Bull und Sebastian Vettel ein? Er war hier drei Zehntelsekunden schneller als der Rest des Feldes.

Sebastian ist hier sehr stark und ich denke, dass sie auch morgen hier stark sein werden. Aber auch Lewis (Hamilton) ist hier sehr gut, wie man in Q1 gesehen hat. Das Rennen wird nicht einfach, es wird sehr eng zugehen. Wir müssen sicherstellen, alles richtig zu machen.

Glaubst du, dass jetzt mehr Konstanz ins Feld gekommen ist? Immerhin scheint jetzt mit Red Bull ein Team das zweite Rennen in Folge vorne zu sein.

Ja, ich denke, das entwickelt sich jetzt in die richtige Richtung.

10.6.2012