Hamilton: Erster Monza-Sieg etwas "Besonderes"

Lewis Hamilton liegt nur noch 37 Punkte hinter

Fernando Alonso zurück

McLaren konnte die Siegesserie der vergangenen zwei Rennen auch in Monza fortsetzen. Mit einem problemlosen Rennen fuhr Lewis Hamilton zu 25 Punkten und verkürzte damit den Rückstand auf WM-Leader Fernando Alonso, der vor den Tifosi immerhin aufs Podest klettern konnte. Hamilton ist durch den Ausfall von Jenson Button nun wohl der Pilot, auf den sich das McLaren-Team in den ausstehenden Rennen konzentrieren wird. Im Interview spricht Hamilton über den Grand Prix in Italien.

Frage: Du bist nun nur noch 37 Punkte hinter Alonso. Das sollte dich glücklich stimmen, oder?

Lewis Hamilton: Fernando ist ein zweimaliger Weltmeister. Er ist unglaublich. Ich freue mich sehr für ihn.


Es sah nach einem perfekten Rennen aus - vom Start bis ins Ziel. Gab es irgendwelche Probleme?

Es war nahezu ein problemfreies Rennen. Ich denke nicht, dass ich während des Rennens Probleme hatte. Die Jungs haben an der Box perfekt gearbeitet. Ich hatte einen guten Start und bin darüber sehr zufrieden. All meine Vorbereitung konzentrierte sich auf den Start. Ich habe vor der ersten Kurve bewusst etwas eher gebremst. Felipe wollte außen vorbei, doch das habe ich ihm nicht ermöglicht. Ich bin froh, dass es dieses Mal ein problemfreies Rennen war.

Gab es Probleme mit den Reifen? Oder war es problemlos?

Ja.

Es gab auch keine mechanischen Probleme? Dein Teamkollege hatte ja einen Defekt.

Das war sehr unglücklich für Jenson. Zu der Zeit hatten wir die beiden ersten Positionen inne. Es wäre toll fürs Team gewesen, hier einen Doppelsieg zu landen. Ich weiß wirklich nicht, was an seinem Auto war, doch es war grosses Pech.

Wurde dir mitgeteilt, irgendetwas Bestimmtes mit deinem Auto zu machen?

Nein.

Der dritte McLaren-Sieg in Folge. Das sollte eine klare Botschaft an Ferrari sein, was die Meisterschaft angeht, oder?

Ich denke nicht. Ich denke, dass Ferrari an diesem Wochenende genauso schnell war wie wir, mindestens genauso schnell. Ich glaube, wenn Fernando ein besseres Qualifying gehabt hätte, wäre er mit an der Spitze gewesen und hätte mir das Rennen sicher etwas schwerer gemacht. Es scheint, als ob Ferrari sehr schnell ist. Wir müssen so weitermachen, um auch in den kommenden Rennen mit ihnen zu kämpfen.

Nachdem du wusstest, dass Button ausgefallen war, bist du etwas langsamer gefahren. Hast du den Motor geschont?

Nein, ich habe lediglich versucht, etwas Tempo rauszunehmen. In den letzten 20 Runden hatte ich 14 Sekunden Vorsprung. Zu diesem Zeitpunkt war Felipe hinter mir. Obwohl ich gecruist bin, war er immer noch langsamer als ich. Dann hörte ich, dass Fernando vorbeiging. Er war der neue Verfolger. Ich habe das Tempo etwas angezogen und den Abstand kontrolliert. Dann holte Perez eine Sekunde pro Runde auf. In den letzten vier Runden habe ich etwas mehr gepusht, um einen grösseren Vorsprung zu behalten.

Du hast die italienische Flagge auf deinem Helm getragen. Du wolltest hier unbedingt den Sieg. Was bedeutet dir dieser Sieg?

Ja, es ist eine unglaublich Erfahrung für mich, nach Italien zu kommen - ein Ort, den ich sehr mag. Ich komme schon viele Jahre nach Italien. Seit ich 13 war habe ich viele hier viele tolle Leute kennengelernt. Ich mag die Leute hier und die Kultur und das Essen und das Land. Ich habe die Flagge auf meinen Helm gemacht als ein Zeichen von Respekt. Es ist ein sehr geschichtsträchtiger Kurs und beim Fahren habe ich immer wieder daran gedacht, an die grossen Piloten, die hier gewonnen haben. Der Sieg hier ist das i-Tüpfelchen. Ich hoffe, dass es für die Zukunft ein gutes Zeichen ist, wenn wir wieder hierhin kommen. In der Vergangenheit hatte ich hier nicht die besten Ergebnisse. Hoffentlich werden wir hier in Zukunft etwas mehr Unterstützung genießen können.

Was denkst du über die anstehenden Rennen?

Es wird sehr schwer werden. Fernando meinte, dass Ferrari bei den kommenden Rennen sehr viele Upgrades bringen wird. Ich werde ins Werk gehen und hoffe, dass unsere Jungs ebenfalls an weiteren Verbesserungen arbeiten. Ich vertraue ihnen dabei. Es wird noch eine lange Saison. Die Überseerennen stehen jetzt auf dem Plan. Da kann sich vieles ändern. Wir werden andere Reifenmischungen haben und die Aerodynamik wird auch anders sein.

Dennis: "Du musst erst einmal ins Ziel kommen ..."


Den Klassiker in Monza liess sich Ron Dennis nicht entgehen: Der ehemalige Formel-1-Teamchef verfolgte den Grossen Preis von Italien aus der McLaren-Box und wurde dabei Zeuge eines weiteren Sieges durch Lewis Hamilton. Der junge Brite gewann das letzte Europa-Rennen des Jahres auf souveräne Art und Weise vor Sergio Perez (Sauber) und Fernando Alonso (Ferrari).

Und Dennis war zufrieden mit dem, was er im Königlichen Park von Monza sah. "Lewis hat das Rennen gewonnen. Nur darum geht es. Er fuhr sehr gut und tat alles Nötige, um zu siegen. Wir hatten das Rennen gut unter Kontrolle", sagt das Oberhaupt der McLaren-Gruppe gegenüber 'Sky Sports F1'. Jenson Button habe sich ebenfalls gut geschlagen, meint er. Ein Technikdefekt stoppte ihn aber.

Dennoch wähnt Dennis seine Mannschaft auf einem guten Weg. "Wir haben zwar nicht das konkurrenzfähigste Auto, aber wir arbeiten sehr hart, um das Fahrzeug dahin zu bringen. Wir geben niemals auf. Der Unterschied ist: Selbst wenn wir das gesamte Jahr über kein Rennen gewonnen haben, dann versuchen wir selbst beim letzten Grand Prix noch, den Sieg einzufahren", erklärt er. "Wir haben nicht die Herangehensweise, dass wir etwas zugunsten der folgenden Saison aufgeben. Wir konzentrieren uns auf das Hier und Jetzt und wollen jedes einzelne Rennen gewinnen. So lief es auch dieses Mal. Ich bin zwar nie zufrieden, aber es war kein schlechter Tag", meint Dennis. "Wir haben ein sehr starkes Fahreraufgebot und wir rücken Red Bull immer näher auf die Pelle. Sie scheinen derzeit ein paar Probleme mit dem Auto zu haben - sowohl bei der Zuverlässigkeit als auch beim reinen Tempo. Hoffentlich können wir im Titelrennen zu einer Bedrohung werden", sagt der frühere Formel-1-Teamchef und meint - auch im Hinblick auf Red Bull: "In der Fahrer-WM kommt es nicht einzig und alleine darauf an, gut abzuschneiden. Du musst erst einmal ins Ziel kommen."

10.9.2012