Hamilton auf Pole in Monza, Kobayashi 8.

Lewis Hamilton hat das grosse Potenzial seines McLaren im Qualifying in Monza ausgeschöpft. Der Brite fuhr in der Zeitjagd in 1:24.010 Minuten die schnellste Runde und somit nahezu unangefochten zur Pole-Position. Auf Startplatz zwei rangiert sein Teamkollege Jenson Button. Der Weltmeister von 2009 konnte sich in letzter Sekunde noch vor Felipe Massa (3./Ferrari) und den sensationell starken Paul di Resta (4./Force India) schieben.

"Im Training waren meine Runden sogar noch besser. Umso schöner, dass es auch so gereicht hat", meint Hamilton nach seiner starken Fahrt im Qualifying. Die erste Reihe teilt er sich mit seinem Teamgefährten Button, der dem Polemann überraschend deutlich auf die Pelle rücken konnte. Die beiden McLaren-Piloten werden es in der ersten Rennrunde vorsichtig angehen lassen. Gefahr droht von Felipe Massa, der Rang drei vor di Resta holen konnte. Der Schotte startet wegen einer Strafe aber nur von Platz neun.

Wegen dieser Strafe rücken drei Deutsche um je einen Rang nach vorn. Die Mercedes-Piloten Michael Schumacher (5.) und Nico Rosberg (7.) nahmen Red-Bull-Topstar Sebastian Vettel in die Zange. Der Heppenheimer quetschte seinen RB8 komplett aus und fuhr in Q3 die sechstbeste Rundenzeit. "Das Ergebnis war das Maximum. Ich denke, morgen im Rennen sehen wir etwas besser aus", so der amtierende Champion, der weiter nach vorne möchte. Auf dem Weg an die Front müsste der Red-Bull-Pilot allerdings an seinem früheren Idol Schumacher vorbei. Der Mercedes-Star konnte die Technikprobleme aus den Trainings gut hinter sich lassen und starke Rundenzeiten markieren. "Damit können wir zufrieden sein", lächelt der Kerpener. "Ich würde meinen, dass wir im Renntrimm nicht schlecht aufgestellt sind. Wir wollen dranbleiben. Ob wir das bis ganz zum Ende durchhalten, werden wir morgen sehen."

Schumacher in der zweiten Reihe

Schumacher startet nach der Strafversetzung von di Resta aus der zweiten Startreihe. Neben ihm steht dann ausgerechnet sein langjähriger Ferrari-Teamkollege und Freund Massa. Der Brasilianer fand im Qualifying guten Grip und erreichte saubere Runden. Der Abstand zur Spitze betrug am Ende nur 0,237 Sekunden. Dies gibt einen Hinweis darauf, dass für Kollege Fernando Alonso durchaus die Pole möglich gewesen wäre. Der Spanier hatte jedoch Pech. Sein erster Versuch in Q3 ging komplett daneben: 1:30er-Runde. Alonso wartete anschliessend entspannt in der Box ab, um kurz vor dem Ende noch einmal einen Angriff zu starten. Doch auch dieser Schlug fehl. Er wurde Zehnter. Beobachter waren der Meinung, dass sich Alonso bei der Suche nach einem guten Windschatten vertan habe. Die Daten (drei schlechte Sektorenzeiten) bestätigen eher die Version des Teams: Am F2012 des WM-Führenden stimmte etwas nicht. Offenbar war ein Teil der hinteren Aufhängung defekt. "Fernando hat das sofort gemerkt, wir konnten nichts mehr daran ändern. Es ist sehr enttäuschend", fasst Teamchef Stefano Domenicali zusammen. Der Italiener weiss genau, dass für Alonso die oberste Stufe des Podests nur schwierig zu erreichen sein wird. "Ich wüsste nicht, wie Alonso einen Weg an den McLarens vorbei finden sollte, die hier dermassen stark sind", sieht auch 'RTL'-Experte Niki Lauda keine Siegchancen für den Spanier.

Hülkenberg mit grossem Pech

Die Top-10 komplettieren Kimi Räikkönen (Lotus), Kamui Kobayashi (Sauber) auf den Rängen acht und neun. Für Mark Webber (11./1:24.809) war bereits in Q2 das vorzeitige Ende gekommen. Der Australier war immerhin etwas schneller als Pastor Maldonado (Williams) und Sergio Perez (Sauber). Hinter Bruno Senna (14./Williams) und Daniel Ricciardo (15./Toro Rosso) konnte Jerome d'Ambrosio mit Rang 16 einen soliden Startplatz herausfahren. Der Belgier, der den gesperrten Romain Grosjean bei Lotus ersetzt, war zuvor noch nie in Q2 eingezogen.

Für Force-India-Pilot Nico Hülkenberg war bereits nach Q1 das Qualifying zu Ende. Der Deutsche konnte nicht eine einzige gezeitete Runde fahren, weil er im ersten Run mit Elektrikdefekt ausrollte. Hülkenberg war somit Letzter. "Wir wissen nicht genau, was passiert ist. Das Auto hat sich quasi abgestellt, keine Gänge, kein gar nichts", so ein enttäuschter Emmericher, der vor dem Start der Zeitenjagd berechtigte Hoffnungen auf die Top-10 gehabt hatte. Timo Glock (20./1:27.039) konnte sich trotz eines schlechten zweiten Reifensatzes gegen seinen Marussia-Teamkollegen Charles Pic durchsetzen. "Mit dem ersten Satz war es gut. Da hat mir Nico Rosberg mit Windschatten geholfen", meint der zufriedene Hesse. "Beim zweiten Run hatte ich mit dem Reifensatz überhaupt keinen Grip. Zum Glück war die erste Runde schon okay." Im Lager von HRT konnte Narain Karthikeyan überraschend Pedro de la Rosa hinter sich lassen.

Surer sah beide Sauber in den Top 10


Sergio Pérez hat in den Trainings zum GP Italien überzeugt. Am Freitag wurde er Zehnter, heute Morgen fuhr er auf den guten siebten Platz. Sky-Experte Marc Surer sagt deshalb vor dem Qualifying: «Für die Sauber liegen die Top Ten drin. Vor allem für Pérez.» Kamui Kobayashi, der in den Trainings nicht auf Touren gekommen ist, traut der 60-Jährige wenig zu.

Doch der Japaner überrascht auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Monza alle, knallt den C31 als Achter in die Top Ten und lässt seinen Teamkollegen aus Mexiko hinter sich – Startplatz zwölf für Pérez. Die Punkte sind für Sauber definitiv in Reichweite.

Das waren sie auch vor einer Woche beim GP Belgien in Spa, als im Qualifying die sensationellen Startplätze zwei (Kobayashi) und vier (Pérez) herausgefahren wurden. Damals zerstörte Lotus-Rambo Romain Grosjean (in Monza gesperrt) mit seinem halsbrecherischen Manöver in der Startkurve, das einen Massencrash verursachte, sämtliche Punkte-Träume der Hinwiler.

8.9.2012

Startaufstellung zum GP Italien 2012

  • 1. Lewis Hamilton McLaren 1:24.010
  • 2. Jenson Button McLaren 1:24.133
  • 3. Felipe Massa Ferrari 1:24.247
  • 4. Paul Di Resta Force India 1:24.304 * Rückversetzung um 5 Plätze
  • 5. Michael Schumacher Mercedes 1:24.540
  • 6. Sebastian Vettel Red Bull Racing 1:24.687
  • 7. Nico Rosberg Mercedes 1:24.515
  • 8. Kimi Raikkonen Lotus1:24.742
  • 9. Kamui Kobayashi Sauber1:24.683
  • 10. Fernando Alonso Ferrari 1:24.175
  • 11. Mark Webber Red Bull Racing 1:24.809
  • 12. Pastor Maldonado Williams 1:24.820 * Rückversetzung um 10 Plätze
  • 13. Sergio Perez Sauber1:24.901
  • 14. Bruno Senna Williams 1:25.042
  • 15. Daniel Ricciardo Toro Rosso 1:25.312
  • 16. Jerome D'Ambrosio Lotus1:25.408
  • 17. Jean Eric Vergne Toro Rosso 1:25.441
  • 18. Heikki Kovalainen Caterham 1:26.382
  • 19. Vitaly Aleksandrovich Petrov Caterham 1:26.887
  • 20. Timo Glock Marussia 1:27.039
  • 21. Charles Pic Marussia 1:27.073
  • 22. Narain Karthikeyan HRT 1:27.441
  • 23. Pedro De La Rosa HRT1:27.629
  • 24. Nico Hülkenberg Force India keine gezeitete Runde