Interesse in Indien Für F1 schon wieder rückläufig

Das Interesse ist da: Mark Webber inmitten von begeisterten Indern

Nach der mit Spannung erwarteten Formel-1-Premiere im Vorjahr muss sich die veranstaltende Jaypee-Gruppe schon bei der zweiten Auflage des Grand Prix von Indien am Buddh International Circuit auf rückläufiges Zuschauerinteresse einstellen. Zumindest könnten am kommenden Wochenende mehr Fans kommen als die angeblich 62.000, die zuletzt den Grand Prix von Südkorea live gesehen haben sollen.

"Im Vorjahr kamen am Sonntag 95.000, um das Formel-1-Rennen zu sehen", schreibt Vicky Chandhok, Präsident des indischen Motorsport-Verbandes FMSCI, in einem Gastbeitrag im 'Financial Express'. "Diese Zahl wird dieses Jahr wahrscheinlich schrumpfen, weil der Neuheits-Faktor wegfällt. Aber wir sollten uns deswegen keine Sorgen machen, denn das ist nichts anderes als in anderen Sportarten. Ausserdem - und das ist wichtiger - kommt es uns auf den langfristigen Erfolg an." Und für den bemüht sich die Jaypee-Gruppe durchaus. "Im Vorjahr", erklärt Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn, "wurde - natürlich ganz abgesehen von der Strecke - auch von den indischen Medien gute Arbeit geleistet, denn sie haben nicht nur als Event, zu dem auch einige Prominente kommen, berichtet, sondern sie haben die Regeln, die Teams, die Stärken und Schwächen und warum die Reifen so wichtig sind genau beschrieben. All diese Dinge eben."

Keine Chance gegen Nationalsport Kricket

"Das zeigt, was die indischen Menschen lesen wollen. Es stand auch viel in den Printmedien, die in Indien sehr wichtig sind und enorme Reichweiten haben", analysiert die Österreicherin mit indischen Wurzeln. "Es ist keine einfache Aufgabe, sich in Indien zu etablieren, vor allem im Sport. Es gibt hier eine sehr dominante Sportart, nämlich Kricket. Ich finde, wir sollten uns damit nicht vergleichen, denn wir spielen in einer ganz anderen Liga." Lokalmatador Narain Karthikeyan nickt zustimmend: "In Indien ist die Leidenschaft für die Formel 1 gross - und verglichen zu vergleichbaren Ländern, etwa China, wissen die Fans mehr über den Sport. Es wird ein guter Grand Prix", hofft der HRT-Pilot, der für sein Heimspiel eines der sehr seltenen Updates erhält. "Ich weiß, wir brauchen Sekunden und keine Zehntel", seufzt Karthikeyan, aber er ist für das bevorstehende Wochenende guter Dinge. Und als einziger Inder im Feld für die Promotion des Rennens Gold wert. Zwar hat Indien mit Kaltenborn und Vijay Mallya (Force India) zwei Teamchefs, aber Karun Chandhok ist von einem Comeback meilenweit entfernt und auch sonst klopft kein indisches Fahrertalent an die Tür der Formel 1. Einzelkämpfer Karthikeyan sagt: "Im Vorjahr war das Rennen ein Erfolg. Die Erwartungen sind hoch und ich hoffe am Sonntag auf ein großes Publikum."

"Formel 1 in der Schule" weckt Interesse

Die Veranstalter erwarten, dass tausende Jugendliche auf den Tribünen sitzen werden, nämlich die indischen Teilnehmer von "Formel 1 in der Schule". Dabei handelt es sich um einen internationalen Wettbewerb, bei dem sich "angehende Ingenieure" mit Miniatur-Formel-1-Autos messen. Kaltenborn spielt Patin für die Indien-Ausscheidung: "Klar kann man sagen, es ist in einem so bevölkerungsreichen Land wie Indien keine große Kunst, 1.000 Kinder zusammenzukratzen, aber für die Formel 1 ist es viel." Vor allem angesichts der Kosten: "Wir reden da nicht nur von ein paar hundert Euro", erklärt sie. "Indien ist anders als andere Länder, in denen die Formel 1 fährt, denn man versucht, das Interesse bei den Menschen zu wecken, die eines Tages in der Formel 1 arbeiten könnten. Besonders die technischen Aspekte sind Indern sehr wichtig. Das wollen sie sehen, so denken sie. Wenn sie so eine Herausforderung darin sehen, dann wird es weiter dabei helfen, den Sport bekannter zu machen."

Hilfreich wäre natürlich auch eine gute Auslastung des Buddh International Circuit auch abseits der Formel-1-Wochenenden. Diesbezüglich tut sich anscheinend etwas: "In den kommenden Jahren wird die Strecke weitere internationale Events wie MotoGP, die Langstrecken-WM, die Superbike-WM (im März nächsten Jahres) und die DTM-Tourenwagen-Meisterschaft austragen", schreibt FMSCI-Präsident Chandhok in seiner Kolumne.

26.10.2012