Valencia: Schumacher kehrt auf das Podium zurück

Das letzte Mal spritzte Schumacher 2006

vom Formel-1-Podium Champagner

Michael Schumacher startete beim Grossen Preis von Europ von Position zwölf und kämpfte sich bis auf das Podium durch das Feld. Es war sein erster Podestplatz seit dem Grossen Preis von China 2006. Eine Untersuchung der Rennleitung gegen den Mercedes-Star endete ohne Strafe. Konkurrenten hatten ihm vorgeworfen, in der letzten Runde bei Gelben Flaggen das DRS verwendet zu haben. Nach Ansicht der Rennleitung hatte der Rekorsieger jedoch langsamer gemacht und somit auf die Gefahrenzone ausreichend reagiert und das Team konnte nachweisen, dass das DRS vor der Zone gelber Flagge offen war.

Teamkollege Nico Rosberg wurde Sechster. Er änderte seine Strategie von einem Stopp auf zwei und verbesserte sich in den letzten zehn Runden von Platz 13 auf Position sechs. Beide Fahrer stoppten zwei Mal: Schumacher kam in den Runden 19 und 41 an die Box, Rosberg in den Runden 20 und 46. Rosberg erzielte in den vergangenen sechs Rennen übrigens 75 Punkte, die zweitmeisten nach Fernando Alonso (76 Punkte).

"Wow, ich habe während des Rennens keine einzige Sekunde daran gedacht, heute auf dem Podium zu stehen", so Schumacher. "Das ist ein wundervolles Resultat! Endlich, hat es geklappt! Nach einer so langen Wartezeit, und noch dazu nach einem so unerwarteten Sprung auf das Podest, bin ich überglücklich. Das war die wohl beste Antwort an all jene, die an unserer Arbeit zweifelten: wir haben das Auto richtig hinbekommen und zurückgeschlagen - man darf eben niemals aufgeben, nichts ist unmöglich. Ein grosses Dankeschön an mein Team und alle, die stets daran geglaubt haben, dass wir wieder auf das Podium fahren würden. Das ist echtes Teamwork. Auch möchte ich meine Mechaniker und Ingenieure lobend erwähnen, die an diesem Wochenende nach einigen schwierigen Rennen in diesem Jahr fantastische Arbeit geleistet haben. Ich hatte nicht mit einem Podium gerechnet - selbst nicht am Ende des Rennens. Die letzten Runden waren ziemlich ereignisreich und ich wusste nicht mehr genau, auf welchem Platz ich lag. Als ich die Ziellinie überfuhr, fragte ich meine Jungs, auf welcher Position ich war und sie antworteten: 'Dritter - auf dem Podium!' Das war einer jener Momente, die man als Fahrer zutiefst geniesst. Wir waren einige Male nahe dran, aber es war grossartig, dass es in einem so spektakulären Rennen wie diesem gelungen ist - dank der Strategie und vieler Überholmanöver auf einer Strecke, auf der das Überholen schwierig ist."

"Was für ein spannendes Rennen", so Rosberg. "Ich hatte einen schwachen Start und verlor einige Positionen; auch das Safety Car ging für mich zu einem schlechten Moment auf die Strecke. Nach dem Re-Start hatte ich gebrauchte Reifen und kaum Grip, was es mir erschwerte, meine Position zu verteidigen. Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich nicht an ein Punkteresultat. Wir hatten eine Ein-Stopp-Strategie vorgesehen, wechselten dann aber auf zwei Stopps. Dank unserer Strategen stoppten wir allerdings später als alle anderen - somit hatte ich am Rennende frischere Reifen als die anderen Fahrer, die mit ihren Pneus zu kämpfen hatten. In Runde 47 lag ich noch auf Platz zwölf, im Ziel war ich dann Sechster - der Strategiewechsel hat sich für mich also ausgezahlt und wir freuen uns nach einem so chaotischen Rennen mit zwei Autos in den Top-Sechs über ein gutes Mannschaftsergebnis. Glückwunsch an Michael zu seinem Podiumsresultat. Ich bin zufrieden, erneut weitere Punkte gesammelt zu haben."

"Glückwunsch an Michael und das Team zu diesem fantastischen und verdienten Podiumsplatz", so Teamchef Ross Brawn. "Michael hat heute gezeigt, dass er ein grossartiges Resultat erzielen kann, wenn wir ihm die Möglichkeiten dazu geben. Auch Nico hat sich gut geschlagen. Er war zu einem Zeitpunkt des Rennens in einer recht schwierigen Situation, aber er schlug zurück und verhalf dem Team zu einem stattlichen Punkteresultat. Die Anfangsphase war für uns ziemlich schwierig. Unsere ursprüngliche Strategie funktionierte nicht richtig, weil die Reifen anders als vorhergesehen reagierten. Darauf mussten wir uns einstellen und das gelang uns sehr gut. Wir stoppten so spät wie möglich, damit unsere Fahrer gegen Rennende frischere Reifen zur Verfügung hatten. Die Schlussrunden waren unglaublich spannend und ich bin sehr stolz auf unsere beiden Piloten und unser gesamtes Team hier in Valencia sowie in den Fabriken in Brackley und Brixworth."

"Ein fabelhaftes Rennen von Michael - er hatte den richtigen Speed und die richtige Strategie", lobt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. "Vom zwölften Startplatz ist Platz drei auf dem Podium ein gutes Resultat, das Michael verdient und mit einer grossartigen Fahrt erreicht hat. Nico startete als Sechster und fiel auf der ersten Runde fünf Plätze zurück, was ein grosses Handicap gleich nach dem Start war. Es folgte eine gute Aufholjagd mit der schnellsten Rennrunde bis auf Platz sechs ins Ziel. Seit seinem Sieg in China am 15. April hat Nico einen Punkt weniger geholt als Fernando Alonso, der in den letzten sechs Rennen die meisten Zähler holte. Ein Team behauptete, Michael habe die DRS-Heckflügelklappe eingesetzt, wo dies nicht erlaubt war. Aber das kann ich verneinen und unsere Daten beweisen dies. Ich freue mich sehr für Michael und alle im Team. Wir haben immer aneinander geglaubt und heute haben wir den ersten von hoffentlich vielen Podiumsplätzen geholt."

Rosberg: "Ich dachte, ich wäre Fünfzehnter"


Nico Rosberg war nach dem Thriller-Grand-Prix in Valencia genauso begeistert wie wohl die Mehrheit der Formel-1-Fans. Das Rennen in der spanischen Mittelmeer-Grossstadt war an Dramatik und Spannung eigentlich kaum zu überbieten. Ausfälle, Überholmanöver, Kollisionen und ein Heimsieg - es wurde praktisch alles geboten.

Durch das ständige Hin und Her, die permanenten Positionswechsel und Ausfälle konnte man als Zuschauer schon einmal etwas die Übersicht verlieren. So erging es auch Mercedes-Pilot Rosberg, der einen guten ersten Stint fuhr, anschließend mit den Reifen aber im Mittelstint Probleme hatte, da die harte Pirelli-Mischung beim Re-Start nach der Safety-Car-Phase nicht mehr auf Temperatur kam. Am Ende legte der Mercedes-Pilot noch einen zusätzlichen Reifenstopp ein, der sich auszahlen sollte, da der Wiesbadener um mehrere Positionen auf Rang sechs nach vorn gespült wurde.

"Mann, Oh Mann, war das ein Rennen, ein einziges Auf und Ab. Echt unglaublich", so Rosberg gegenüber 'RTL'. "Über den sechsten Platz habe ich mich am Ende gefreut. Ein sechster Platz und einige Punkte sind echt okay. Der Boxenstopp am Ende hat mich wirklich gerettet. Wie wir es schon in Montreal gesehen haben, hat das echt geholfen. Dadurch haben wir vier Plätze gut gemacht. Das war schon gut. Mein Start war wirklich nicht gut", schildert der 26-Jährige anschliessend. "Die Leistung der Reifen stimmte hingegen, ich konnte mehr Runden fahren als viele andere. Der Plan sah einen Boxenstopp vor. Der anschliessende Stint mit den harten Reifen war aber wirklich nicht gut. Das Safety-Car fuhr im für uns denkbar schlechtesten Moment auf die Strecke. Beim Re-Start waren meine Reifen dann im Vergleich zu denen der Konkurrenz schon gebraucht und ich dachte schon, ich würde als Fünfzehnter ins Ziel kommen. Je weniger Gummi auf den Reifen ist, desto schwieriger ist es, Temperatur in sie hineinzubekommen." Für den Lokalmatadoren Fernando Alonso, der sich heute als erster Fahrer zum zweifachen Sieger in dieser Saison kürte, fand Rosberg lobende Worte: "Super klasse! Vor allem wenn man bedenkt, wo sein Auto zu Saisonbeginn war. Jetzt mit so einem Vorsprung die WM-Führung übernommen zu haben ist super für ihn."

Nicht weniger lobend äusserte er sich über den dritten Platz von Teamkollege Michael Schumacher, der am Schluss vor allem von der Kollision zwischen Hamilton und Maldonado profitierte, und zum ersten Mal seit seinem Formel-1-Comeback aufs Podium fuhr. "Michaels Ergebnis ist super", freut sich Rosberg. "Wie ich schon immer gesagt habe, war es eine lange Durststrecke für ihn, aber er fährt momentan sehr gut und ich sagte schon, dass irgendwann der Tag kommen an dem er wieder Erfolg haben wird und heute war das so. Platz drei und sechs ist ein gutes Ergebnis fürs Team."

Red Bull forderte Strafe gegen Schumacher


Hat sich Michael Schumacher zu früh über seinen dritten Platz gefreut? Die Antwort auf diese Frage müssen die Rennkommissare geben, die einen Vorfall aus der letzten Runde untersuchen. Der Rekordweltmeister soll unter gelben Flaggen, die infolge der Kollision zwischen Pastor Maldonado und Lewis Hamilton geschwenkt wurden, das DRS-System betätigt haben - das wäre ein Regelverstoss. Offenbar informierte Mark Webber, der unmittelbar dahinter fuhr, sein Team.

Red-Bull-Chef Christian Horner bestätigt nach dem Rennen bei 'RTL': "Das hat Mark gesagt. Die Rennkommissare haben alle Informationen und werden sich darum kümmern." Helmut Marko unterstreicht bei 'Sky': "Ich muss leider die Euphorie um Michael Schumacher etwas dämpfen", so der Motorsportberater, der keinen Zweifel an einer Entscheidung gegen den Deutschen hat. "Es war auf den Fernsehbildern klar zu sehen. Wir wollten nur sichergehen, dass es nicht übersehen wird."

Für Red Bull ist alles klar

Das Strafmass steht für die Red-Bull-Verantwortlichen bereits fest. "Ein Vergehen, für das Vettel in Barcelona mit einer Durchfahrtsstrafe bestraft wurde", bemerkt Marko. Da die nach Rennende nicht mehr zu verhängen ist, muss Schumacher mit einer Zeitmodifikation rechnen, die ihn weit zurückwerfen könnte. Für den Red-Bull-Berater ist die Entscheidung klar: "Aus unserer Sicht dürfte Mark Dritter werden. Das ist ein kleiner Trost für uns" meint Marko.

Norbert Haug hingegen äussert bei 'RTL' Zweifel daran, dass Schumacher nur durch den Einsatz von DRS das Podium gerettet hat. "Das glaube ich nicht. Deswegen ist Michael nicht Dritter geworden und dadurch hat er keinen Vorteil gehabt", sagt der Mercedes-Motorsportchef. "Mark Webber - soll er erzählen, was er beobachtet hat. Wichtig ist, dass Michael vom zwölften auf den dritten Platz vorgefahren ist und den Speed gehabt hat - wie man anhand der Rundenzeiten gesehen hat."

Für Haug zählt fahrerische Leistung

Ross Brawn will nach dem Rennen die Telemetriedaten, die Schumachers Mercedes an den Kommandostand funkte, durchgegangen sein. Ergebnis der Prüfung durch den Teamchef: Das DRS war deaktiviert, als der Wagen 30 Meter von den gelben Flaggen entfernt war. Überholen dürfen hätte Webber unter Gelb nicht. Haug unterstreicht die Erlösung, die Rang drei bedeutet: "Wir haben immer gesagt, dass Michael das kann und heute hat er es gezeigt." Der Mercedes-Verantwortliche spricht sogar von einem "historischen Moment". Dennoch bleiben Zweifel, ob Schumacher nicht noch sanktioniert wird. "Ich glaube, dass er für uns den Platz herausgefahren hat, den er herausgefahren hat. Ich muss mir das erst ansehen."

Keine Strafe für Schumacher: Platz drei sicher


Das erste Podiumsergebnis nach seinem Formel-1-Comeback ist für Michael Schumacher in trockenen Tüchern: Wie die Rennleitung rund vier Stunden nach dem Zieleinlauf beim Grossen Preis von Europa in Valencia bekanntgab, hat der Mercedes-Pilot keine Strafe zu befürchten. Dass er das DRS in der letzten Runde regelwidrig im Geltungsbereich geschwenkter gelber Flaggen nutzte, sei deshalb irrelevant, weil er zusätzlich verlangsamt habe, teilten die Stewards mit.

Der zu diesem Zeitpunkt hinter Schumacher fahrende Mark Webber hatte an die Box gefunkt, dass der Rekordweltmeister mit geöffnetem Heckflügel an der Gefahrenstelle vorbei gebraust sei. DieRed-Bull-Verantwortlichen Christian Horner und Helmut Marko hatten daraufhin erklärt, dass eine Strafe für sie "eine klare Sache" sei. Der Australier hätte den dritten Rang geerbt, wäre es zu einer Zeitmodifikation zuungunsten Schumachers gekommen. Red Bull hatte argumentiert, dass Sebastian Vettel für das gleiche Vergehen in Barcelona mit einer Durchfahrtsstrafe sanktioniert worden sei. Allerdings hatte der Heppenheimer nicht nur den Heckflügel flachgestellt, sondern auch noch eine Sektorenbestzeit unter gelben Flaggen erzielt. Im Falle Schumachers in Valencia war das Gegenteil der Fall.

Brawn: Ein guter Schritt in die richtige Richtung


Auf diesen Augenblick hatte wahrscheinlich nicht nur Ross Brawn bereits sehnsüchtig gewartet: Beim Grossen Preis von Europa in Valencia stand Michael Schumacher erstmals seit seinem Comeback wieder einmal auf dem Siegertreppchen der Formel 1. Der deutsche Mercedes-Fahrer wurde nach 57 Runden hinter Fernando Alonso (Ferrari) und Kimi Räikkönen (Lotus) als starker Dritter abgewinkt.

Für Brawn stellt das Ergebnis an sich aber keine Überraschung dar. Vielmehr meint der Brite bei 'Sky Sports F1', dass sich dergleichen 2012 bereits mehrfach angedeutet habe. "Es gab schon ein paar Rennen, in denen er ähnlich gut gefahren ist wie dieses Mal. Wir hatten ihm nur nicht die Möglichkeit gegeben, die Punkte auch einzufahren", erklärt Brawn. In Valencia habe einfach alles gepasst.

Und prompt fuhr Mercedes zum erst dritten Mal in dieser Saison mit beiden W03-Fahrzeugen in die Punkte, denn auch Nico Rosberg landete als Sechster in den Top 10 - nur bei dessen Sieg in China staubten die Silberpfeile in diesem Jahr mehr Punkte ab. "Es war ein guter Schritt in die richtige Richtung", findet Brawn, der sich speziell für Formel-1-Rekord-Weltmeister Schumacher freut. "Ich denke, er wird sehr zufrieden sein, denn er fuhr wirklich klasse", meint der Teamchef, merkt aber an: "Es war ein guter Schritt, doch wir können noch besser sein." Deshalb wird die Entwicklung in Brackley nicht stillstehen, um bald noch besser zu sein. "Wir hatten auch in Valencia wieder etwas Neues dabei. Das hatte darauf abgezielt, unsere Konstanz auf den Reifen zu verbessern. Das müssen wir nun analysieren und schauen, ob es effektiv ist oder nicht", erklärt Brawn nach dem achten Saisonrennen. Überhaupt stand dieses einmal mehr im Zeichen der Pirelli-Pneus: "Was wir gesehen haben, ist, dass das Rennergebnis vollkommen von unseren Prognosen vom Freitag abweicht. Am Freitag hatten wir noch gedacht, wir könnten eine Einstopp-Strategie fahren. Nach 18, 19 Runden stellte sich das aber als unmöglich heraus. Wir mussten also etwas umstellen, doch wir machten diesen Rückschlag wieder wett", meint Brawn. Man könne an einem Formel-1-Freitag aber nun einmal nicht so viele Daten sammeln, wie man gern möchte. "Du hast nicht genug Zeit, um den Reifen wirklich bis an dessen Limit zu fahren. Deshalb erstellen wir Szenarien."

Vor Überraschungen ist man da natürlich nicht gefeit: Die Reifen drehten bei Mercedes zum Teil wieder ihr ganz eigenes Ding. Brawn: "Normalerweise verlierst du an Leistung, wenn die Reifen abbauen. Bei uns stellte sich der Verlust der Leistung aber schon etwas eher ein." Die Safety-Car-Phase zur Rennhälfte kam den Silberpfeilen daher grundsätzlich entgegen, aber auch nur bedingt.

Speziell Rosberg profitierte zunächst, geriet nach der Gelbphase aber in Schwierigkeiten: "Wir hatten ein paar Probleme damit, die Reifen auf Temperatur zu bringen, als es wieder losging. Unsere Reifen waren mit die ältesten im Feld. Ursprünglich hatten wir vorgesehen, mit Nico durchzufahren, doch dann mussten wir auch bei ihm noch einmal einen Boxenstopp einlegen", sagt Brawn abschliessend.

25.6.2012