Red Bull will in Silverstone den Sieg

Mark Webber will nach dem starken Rennen

von Valencia in Silverstone gewinnen

In Valencia erlebten die Red-Bull-Piloten ein Wochenende der Gegensätze. Im Qualifying feierte Sebastien Vettel die Pole-Position, währen Teamkollege Mark Webber sich nur für den enttäuschenden 19. Startplatz qualifizierte. 24 Stunden später wechselten dann Enttäuschung und Freude die Boxen. Webber fuhr in einem starken Rennen 15 Plätze nach vorne und wurde guter Vierter, Vettel fiel in Führung liegend nach einem Defekt der Lichtmaschine aus.

Zum bevorstehenden Rennen in Grossbritannien reist das Team nun mit einer klaren Ansage: "Wir fahren mit nur einem Ziel nach Silverstone und das ist zu gewinnen", sagt Webber. Der Australier kann das Rennen kaum erwarten. "Ich freue mich auf den britischen Grand Prix und darauf, vor einem ausverkauften Haus voller leidenschaftlicher Formel-1-Fans zu fahren." Mit grosser Unterstützung der Fans rechnet Webber jedoch nicht: "Die meisten werden die britischen Piloten anfeuern, dabei ist Silverstone eigentlich die Heimstrecke für beide australischen Fahrer im Starterfeld. Daniel Ricciardo und ich wohnen beide in Buckinghamshire." Webber verfolgt auch das Sportgeschehen ausserhalb der Formel 1 und stellt fest, dass der Grand Prix in Silverstone nur einer von mehreren Höhepunkten für die Sportfans auf der Insel ist. "Es ist ein tolles Jahr für den britischen Sport. Momentan findet Wimbledon statt, und die Olympischen Spiele stehen vor der Türe. Auch der britische Grand Prix wird halten, was er verspricht", ist sich Webber sicher.

Vettel hat den Ausfall von Valencia abgehakt und freut sich nun auf das Rennen in Silverstone. Auch die neue Streckenführung ist für den Weltmeister sehr reizvoll. "Selbst nach dem Umbau der Strecke im Vorjahr hat sie nichts von ihrer Faszination verloren. Für mich als Fahrer ist es eine der besten und interessantesten Strecken überhaupt." Auch der 24-Jährige hat grosse Achtung vor den fachkundigen Zuschauern. "Die Atmosphäre ist grossartig, die britischen Fans unterstützen ihre Landsleute enthusiastisch, aber zugleich sind die sehr objektiv und fair bei der Beurteilung der Leistung der ausländischen Fahrer. Ausserdem sind sie wahre Formel-1-Experten", so Vettel. Der Kurs mit seinen vielen schnellen Kurven fordert den Fahrern alles ab. "Die Strecke ist für den Fahrer eine Herausforderung und hält alles bereit, was ein Fahrer mag - inklusive des selbst im Juzli unberechenbaren Wetters in Silverstone", so Vettel.

Marko bleibt dabei: Safety-Car war unnötig


Ungeachtet des Widerspruchs mehrerer Experten und sogar seines eigenen Teamchefs beharrt Red-Bull-Motorsport-Konsulent Helmut Marko darauf, dass die Safety-Car-Phase in Valencia unnötig war. Der Österreicher erneuerte seine Kritik, die er und Sebastian Vettel schon unmittelbar nach dem Rennen in Spanien geäußert hatten. "Ich glaube, dass die Safety-Car-Phase sicher nicht notwendig war und wenn es notwendig war, dann war es sicher nicht notwendig, dass es fünf Runden gedauert hat. Weil das zu entfernen, das hätte man in ein oder zwei Runden auch schaffen können", wird Marko von 'motorline.cc' zitiert.

Das Safety-Car kam nach dem Unfall von Heikki Kovalainen und Jean-Eric Vergne zu Einsatz, damit die Strecke von Trümmerteilen gereinigt werden konnte. Marko und Vettel hatten der Rennleitung jedoch indirekt unterstellt, das Safety-Car nur auf die Strecke geschickt zu haben, um das Rennen, welches Vettel zu diesem Zeitpunkt deutlich anführte, wieder spannend zu gestalten. Marko sprach von "amerikanischen Verhältnissen" und spielte damit auf die US-Rennen an, wo man Gelbphasen auch gerne als Spannungselement nutzt. "Die Rennspur war frei - und nach einer halben Distanz ist sowieso alles andere schon verschmutzt", sagt Marko.

Dieser Einschätzung hatte unter anderem Gehrad Berger widersprochen. "Da lagen Metallstücke herum von den Felgen, und so klein sind die gar nicht. Es ist absolut richtig, da das Safety-Car auf die Strecke zu schicken. Wenn die einer aufsammelt, hat er einen Reifenplatzer - auf einem Stadtkurs ohne Auslaufzonen", sagte Berger bei 'ServusTV'. Dieser Meinung schloss sich sogar Red-Bull-Teamchef Christian Horner an: "Gerhard liegt richtig, was das Safety-Car betrifft. Die beiden Fahrer haben auch gesagt, wo Teile auf der Strecke liegen", sagte Horner ebenfalls bei 'ServusTV'.

Marko ist auch weiterhin der Ansicht, dass die Safety-Car-Phase die Ausfälle von Vettel und Romain Grosjean ausgelöst habe. "Beim Grosjean hundertprozentig - bei uns ist die Temperatur schon zwei Runden vorher etwas hinauf gegangen, das hätten wir aber, glaube ich, meistern können. Aber das Safety Car hat dann der Lichtmaschine den Rest gegeben." Bei beiden Fahrern war die Lichtmaschine der Renault-Motoren ausgefallen. "Mit der derzeitigen Lichtmaschine brauchen wir hohe Drehzahlen, damit sie am Leben bleibt. Und das ist hinter dem Safety Car schwer", erklärt Marko.

Markos These widerspricht jedoch der Motorenlieferant. Auf die Frage, ob die Defekte etwas mit der Safety-Car-Phase zu tun hätten, antwortet Motorenchef Rob White: "Nein. Es ist belegt, dass die Lichtmaschine in Sebastians Auto bereits vor der Safety-Car-Phase zur Überhitzung neigte, aber die niedrigere Geschwindigkeit hat die Lebensdauer etwas beeinträchtigt. Klar - als Sebastian wieder das Renntempo aufnahm, trat das Problem wieder auf. Das Ergebnis ist bekannt. Bei Romain trat das Problem sehr plötzlich, einige Runden nachdem das Safety-Car hereingeholt wurde, auf."

Vettel-Ausfall: Renault übernimmt Verantwortung


Sie waren die tragischen Helden des Grand Prix von Europa: Sebastian Vettel hatte das gesamte Wochenende dominiert, ehe sein RB8 unmittelbar nach der Safety-Car-Phase ausrollte. Und auch Lotus-Pilot Romain Grosjean durfte sich Siegchancen ausrechnen, als ihn wenig später das gleiche Schicksal traf. Bei beiden war der Ausfallsgrund eine defekte Lichtmaschine. Bisher herrschte großes Rätselraten über den seltenen Defekt: War es die Hitze, die dem Teil zum Verhängnis wurde, oder gibt es einen anderen Grund? Renaults Motorenchef Rob White klärt im Interview auf.

Frage: Rob, wo lag bei den Red-Bull- und Lotus-Boliden beim Grand Prix von Europa das Problem?

Rob White: Sowohl bei Sebastian als auch bei Romains Auto ging die Lichtmaschine kaputt, die mechanische in elektrische Energie umwandelt, um den Motor und die ergänzenden Systeme anzutreiben. In beiden fehlen stoppte der Defekt an der Lichtmaschine die Stromversorgung, wodurch der Motor sehr rasch ausging und das Auto auf der Streckte stehenblieb. Scheinbar haben beide Lichtmaschinen überhitzt. Wir haben die Teile nun sorgfältig untersucht, und scheinbar gab es keine offensichtlichen Gründe für den Defekt. Daher führen wir nun weitere Prüfstandversuche in Viry durch, um die Bedingungen wiederherzustellen und die Erkenntnisse gegenzuchecken.

Hatten die Defekte etwas mit der Safety-Car-Phase zu tun?

Nein. Es ist belegt, dass die Lichtmaschine in Sebastians Auto bereits vor der Safety-Car-Phase zur Überhitzung neigte, aber die niedrigere Geschwindigkeit hat die Lebensdauer etwas beeinträchtigt. Klar - als Sebastian wieder das Renntempo aufnahm, trat das Problem wieder auf. Das Ergebnis ist bekannt. Bei Romain trat das Problem sehr plötzlich, einige Runden nachdem das Safety-Car hereingeholt wurde, auf.

Ist dieses Problem schon einmal aufgetreten?

Beim Lotus-Team hatten wir dieses Problem noch nie. Bei Red Bull hatten wir ein Problem bei den Wintertests, aber das lag daran, dass wir Auto und Motor ans absolute Limit pushten, um herauszufinden, wie weit wir gehen können. Als es Anzeichen für Probleme gab, gingen wir bei den Einstellungen auf Nummer Sicher. Wir hatten bei Witali Petrows Auto in Monaco ein Problem, aber als wir das Problem untersuchten, fiel uns auf, dass die betroffene Lichtmaschine über 4.000 Kilometer abgespult hatte und unmittelbar vor dem Service stand. Daraus resultierend haben wir den Zeitraum zwischen den Lichtmaschinen-Services auf eine niedrigere Spanne verringert. Wir hatten das Gefühl, dass diese Sicherheitsmaßnahme eigentlich ausreichen sollte.

Waren die zwei defekten Lichtmaschinen bereits im Endstadium?

Nein, das waren tatsächlich brandneue Teile, was darauf hindeutet, dass es ein Problem mit einer speziellen Charge von Lichtmaschinen geben könnte. Beide wurden auf den Prüfständen in Viry einem Funktionstest im Bereich von 400 Kilometern unterzogen und zeigten im dritten Freien Training und im Qualifying keine Anzeichen für Probleme - im Rennen gingen sie dann plötzlich kaputt. Beide hatten weniger als 1.000 Kilometer abgespult.

Handelt es sich bei der Lichtmaschine um ein Teil, das von Renault hergestellt wird?

Ja, es ist ein Renault-Teil. Wir verwenden unterschiedliche Zulieferer für das Innenleben, aber wir haben die Lichtmaschinen gebaut und sind daher für die Funktionsfähigkeit des Teils verantwortlich. Jetzt arbeiten wir mit allen Zulieferern zusammen, um sicherzustellen, dass wir die Wurzel des Problems ergründen und dass so etwas nicht noch einmal vorkommt.

Welche Gegenmassnahmen oder Sicherheitsvorkehrungen sind geplant?

Wir schauen uns einige Lösungen an. Zunächst werden wir eine andere Serie von Lichtmaschinen bei all unseren Kunden in Silverstone einsetzen - oder ein leicht modifiziertes Design. Wir denken auch über eine Rückkehr zu einer älteren Lichtmaschinen-Spezifikation aus dem Jahr 2011 nach. Zudem arbeiten wir mit all unseren Partnerteams daran, eventuelle Mechanik- und Kühllösungen einzuführen, oder ein paar Einstellungen bei den Beschleunigungsmappings, damit der Betrieb weniger fordernd ist. All diese Massnahmen werden wir zwischen jetzt und Silverstone evaluieren. Zudem werden wir uns nach dem Freitagseinsatz alles genau ansehen. Dann sehen wir, ob zusätzliche Massnahmen notwendig sein werden.

1.7.2012