McLaren will den 13. Silverstone-Sieg

Hamilton musste nach seinem Valencia-Ausfall

die WM-Führung abgeben

Aufgrund der Nähe zur Fabrik markiert der bevorstehende Grand Prix von Grossbritannien in Silverstone auch für das McLaren-Team ein Heimspiel. Anders als im Falle von Red Bull, Lotus, Mercedes, Williams, Force India, Caterham und Marussia treten bei McLaren zudem beide Piloten auf heimischem Boden an.

In der Vergangenheit hatten Lewis Hamilton und Jenson Button auf der Traditionsstrecke in der Grafschaft Northamptonshire unterschiedlich geprägte Erfolgsbilanzen. Hamilton fuhr im Jahr 2008 in Silverstone zum Sieg und sprach anschliessend vom "mit Abstand grössten Sieg, den ich je errungen habe". Button fuhr bei zwölf Starts einem Podestplatz bisher vergeblich hinterher. Auch am kommenden Wochenende ist den beiden McLaren-Piloten angesichts der aktuellen Unvorhersehbarkeit in der Königsklasse eine Podiumsplatzierung alles andere als sicher. "Die Rennen in diesem Jahr waren bisher schwer zu lesen. Das mag für einige frustrierend sein, andererseits bieten sich dadurch Chancen", urteilt Teamchef Martin Whitmarsh im Vorfeld des neunten Saisonlaufs, der am 8. Juli über die Bühne geht.

Zeiten der Sprintrennen sind vorbei

"Beim britischen Grand Prix müssen wir daher vom Moment des Ankommens an der Strecke bis zum Fallen der Karierten Flagge auf der Hut sein", so der McLaren-Teamchef. "Das Team, welches mit dem Performance-Delta der Reifen am besten umgeht, wird letztlich die besten Siegchancen haben", sagt Whitmarsh und hält in Bezug auf die Bedeutung der Rennstrategie fest: "Heutzutage sind die Rennen keine Sprints mehr, die in der ersten Runde gewonnen oder verloren werden." Die durch die Pirelli-Reifen hervorgerufene gegenwärtige Abwechslung im Grand-Prix-Sport bezeichnet Whitmarsh als "exzellent für die Fans auf den Tribünen und zu Hause, denn die Rennen sind vom Start bis ins Ziel spannend und das ist es, was die Formel 1 auch in Zukunft liefern muss".

Ungeachtet der äusseren Rahmenbedingungen nimmt die Truppe aus Woking den Heim-Grand-Prix mit dem festen Vorhaben zu gewinnen in Angriff. "Wie immer ist unser Ziel der Sieg", stellt Whitmarsh klar. Bis dato kann McLaren auf 14 Triumphe beim britischen Grand Prix (zwölf davon in Silverstone) zurückblicken. Nach Monte Carlo (15 Siege) ist Silverstone die historisch gesehen zweitbeste McLaren-Strecke.

Hamilton will den Heimsieg

Hamilton, der vor vier Jahren für den jüngsten Silverstone-Sieg des Teams sorgte, will nach seiner ersten Nullnummer der Saison in Valencia auf heimischem Boden unbedingt ins Ziel kommen, am besten auf Platz eins. "Natürlich ist es frustrierend, so kurz vor dem Ziel auszufallen, aber so ist der Rennsport. Das musst du manchmal akzeptieren und nach vorn schauen", so die rückblickende Analyse des vormaligen WM-Spitzenreiters in Bezug auf seine Kollision mit Williams-Pilot Pastor Maldonado in der letzten Runde des Europa-Grand-Prix.

"Glücklicherweise steht mir jetzt mein Heimrennen bevor", freut sich Hamilton und versichert: "Das ändert aber nichts an meiner Herangehensweise. Ich fahre, um zu gewinnen. Für meinen Heim-Grand-Prix gilt das ganz besonders. Von meinen Fans erfahre ich in Silverstone regelmäßig großartige Unterstützung. Als ich im Jahr 2008 auf der obersten Stufe des Podiums stand, war das einer der besten Momente meiner Karriere und ist es bis heute." Mit Blick auf die Olympischen Spiele, die im August in London stattfinden, fügt Hamilton hinzu: "Grossbritannien steht ein grossartiger Sportsommer bevor. Da will auch ich meinen Beitrag leisten und den Fans eine Freude bereiten. Ich werde alles tun, um für mein Land auf heimischem Boden einen Sieg zu erringen."

Button zählt auf Unterstützung der Fans

Teamkollege Button erkennt in seiner Rückschau auf Valencia erhebliche Fortschritte, auch wenn der achte Platz im Rennen dies nur bedingt widerspiegelt. "Wir kamen in mehreren Bereichen ein gutes Stück voran. Da ich beim Start eingeklemmt wurde und später auch noch Pech hatte als das Safety-Car herauskam, konnte ich die Fortschritte leider nicht in Form eines entsprechenden Ergebnisses untermauern. Unsere Strategie war aber gut und das Auto wurde im Verlauf des Rennens besser", so der McLaren-Pilot.

Am kommenden Wochenende soll es auch am Sonntag passen. An den Silverstone-Umbau im Vorfeld des Grand Prix von Großbritannien 2011 hat sich Button bis heute nicht ganz gewöhnt. "Wir alle mussten uns darauf einstellen, plötzlich von woanders loszufahren. Wenn du deine gesamte Karriere über Copse als Kurve eins angesehen hast, ist das schon eine Umstellung." Ungeachtet dessen zählt Silverstone für Button "nach wie vor zu den besten Rennstrecken weltweit". "Durch die Modifikationen wurde die Strecke verändert, ebenso wie ihre Charakteristik und das dafür erforderliche Setup, aber wir können immer noch sehr gute Rennen fahren und es gibt immer noch einige gute Überholmöglichkeiten", hält der Brite fest und fügt mit Blick auf die neue Position der Start/Ziel-Linie hinzu: "Es ist ein aufregender Start, denn man fährt voll durch die ersten zwei Kurven und bremst dann hart für eine langsame Rechtskurve. Das ist anders als Copse und Becketts, aber ich mag es."

Für die diesjährige Ausgabe hat der Weltmeister des Jahres 2009 seine ganz eigene Meinung: "Es war bisher eine unglaublich schwer vorhersagbare Saison. Eine Vorhersage traue ich mir aber zu: Silverstone wird einmal mehr mit vollen Tribünen aufwarten und alle britischen Fahrer werden durch die Energie der Fans einen zusätzlichen Antrieb verspüren. Auch wenn ich in Silverstone in der Vergangenheit nicht gerade vom Glück verfolgt wurde, komme ich Jahr für Jahr gerne an die Strecke, weil ich weiß, dass ich auf die Unterstützung tausender Fans zählen kann."

Button zuversichtlich für Silverstone

Jenson Button will in diesem Jahr den

"Silverstone-Fluch" bezwingen


Nach einem starken Start in die Formel-1-Saison 2012 mit einem Sieg im Auftaktrennen in Melbourne und einem zweiten Platz in Schanghai durchlebt Jenson Button in den vergangenen Wochen eine heftige Formkrise. Zuletzt fuhr er in Valencia als Achter zwar immerhin wieder in die Punkte, doch die Ausbeute von nur sechs Zählern in den vergangenen fünf Rennen kann den Ansprüchen des Weltmeisters von 2009 kaum genügen. Nun hofft der 32-Jährige, dass sein Heimrennen die Trendwende bringt.

"Die vergangenen Rennen waren für mich ein wenig verhext, daher hoffe ich nun, dass sich beim britischen Grand Prix das Glück für mich wendet", wird Button von der Zeitung 'The Guardian' zitiert. Allerdings spricht die Bilanz in Silverstone klar gegen Button. Der Heimvorteil scheint bei dem McLaren-Piloten eher ein Heimfluch zu sein. Der Brite fährt nicht nur seinem ersten Heimsieg hinterher, bei zwölf Teilnahmen am Grand Prix von Grossbritannien fuhr Button bisher noch nicht einmal aufs Podium.

"Ich würde nicht sagen, dass es ein Fluch ist", sagt Button. "Wir hatten einige Male Pech und in anderen Jahren nicht das richtige Auto. Im vergangenen Jahr war die Gelegenheit da, aufs Podium zu fahren. Wir waren schnell genug, haben dann aber einen Fehler gemacht und sind ausgeschieden." 2011 hatte beim Boxenstopp ein Schlagschrauber versagt, woraufhin der Mechaniker zum Ersatzgerät greifen wollte. Doch da hatte man bereits das Signal zum Losfahren gegeben. Button musste sein Auto mit losem rechtem Vorderrad an der Ausfahrt der Boxengasse abstellen.

In diesem Jahr glaubt der 32-Jährige jedoch erneut über ein Auto zu verfügen, mit dem er in Silverstone gewinnen kann. "Unsere Stärken sind die schnellen Kurven, der Abtrieb bei hoher Geschwindigkeit und das Tempo auf den Geraden. Daher sollte unser Auto auf einer Strecke wie Silverstone funktionieren." Doch Button gibt zu, dass Vorhersagen in diesem Jahr schon oft nach hinten losgegangen sind: "Allerdings ist es in diesem Jahr manchmal schwierig zu verstehen, warum das Auto auf der einen Strecke funktioniert und auf der anderen nicht. Aber in Silverstone sollte es recht einfach sein. Wenn du bei hohen Geschwindigkeiten viel Abtrieb hast, bist du schnell."

2.7.2012