Hamilton besorgt über Vettels Tempo

Lewis Hamilton möchte den Anschluss in der

Fahrerwertung nicht verlieren

Bis zu seinem Ausfall war Sebastian Vettel der dominante Mann im Rennen von Valencia. Ohne den technischen Ausfall hätte der zweite Saisonsieg des Deutschen wohl nur sehr schwer verhindert werden können. Das weiss auch Lewis Hamilton, der Vettel für Silverstone auf der Rechnung hat: "Vorsicht! Vettel wird uns den Rest der Saison dominieren" wird er vom 'Daily Mirror' zitiert. "Sein Tempo beim vergangenen Rennen war irre - er hat eine Lücke von 20 Sekunden in zehn Runden herausgefahren."

Dennoch möchte Hamilton entspannt bleiben: "Es macht mir keine Sorgen, weil es so ist, wie es ist. Red Bull, Ferrari, wir und vielleicht noch ein paar andere werden es in Silverstone sein. Ich würde das Rennen liebend gern gewinnen, habe aber keine Idee, wie sich das Auto und die Reifen verhalten werden."

McLaren plant das bisher grösste Paket von Updates der Saison, damit der Heimsieg Realität wird. "Ich war in der Fabrik und habe mich versichert, dass wir ein paar Teile haben, die gestestet wurden und im Simulator waren", erklärt Hamilton, der nach seinem Ausfall von Valencia wieder motiviert ist. "Die Leute lieben dich, wenn du oben bist, wollen aber nicht bei dir sein, wenn du unten bist", bemerkt er. "Um ehrlich zu sein haben mich meine Fans durch dick und dünn begleitet. Das gibt einem sehr viel Kraft."

Hamilton will Herangehensweise ändern


Immer wieder in seiner Karriere sah sich Lewis Hamilton mit der Kritik konfrontiert, zu aggressiv zu Werke zu gehen. Durch diese Herangehensweise gewann er teilweise Rennen, die andere Piloten nicht für sich entschieden hätten, doch immer wieder endeten seine Manöver auch in Ausfällen. So zum Beispiel am Grand-Prix-Wochenende in Valencia, als sich der Brite so breit wie möglich machte, um den heranstürmenden Heißsporn Pastor Maldonado hinter sich zu lassen. Keiner gab also nach und beide mussten nach der Kollision ihre Podestträume begraben und blieben punktelos.

Nach dem Rennen verteidigte Hamilton sein Verhalten, das an sein grosses Vorbild Ayrton Senna erinnert. "Man lässt niemanden vorbei - man muss im Rennen um jede Position kämpfen", sah er die Schuld nicht bei sich. Doch dieses Jahr macht sein einstiger Erzrivale Fernando Alonso vor, wie man es richtig macht: Der Spanier findet meist die richtige Mischung aus Sicherheit und Risiko und führt nun trotz eines zu Saisonbeginn schwachen Autos relativ klar in der WM-Wertung. Die Statistik belegt Alonsos Erfolgsstrategie: In Valencia holte der Ferrari-Pilot zum 20. Mal in Serie WM-Punkte.

Whitmarsh fordert mehr Sensibilität

Teamchef Martin Whitmarsh gibt zwar klar dem Williams-Piloten die Schuld für die Kollision in Valencia, merkt aber an, dass Hamilton sein Verhalten im Zweikampf mehr auf seine Duellpartner abstimmen könnte: "Im Nachhinein muss man sagen, dass man anders an die Sache herangehen muss, wenn man es mit so jemandem zu tun hat." Hamilton bittet gegenüber dem 'Guardian' um Verständnis für sein Verhalten in Valencia. Dinge "im Nachhinein" zu bewerten, sei "grossartig, aber wenn du dir den Arsch abgearbeitet hast um dorthin zu kommen, wo du bist, dann willst du um jede einzelne Position kämpfen, die möglich ist." Auf die Frage, ob er den Venezolaner für den Rest des Rennens hinter sich hätte halten können, antwortet er aber mit "Nein".

Hamilton zwischen Einsicht und Verteidigung

Der McLaren-Pilot deutet an, dass er in Zukunft mit solchen Situationen tatsächlich anders umgehen möchte: "Es bringt jetzt nichts, zu sagen, was gewesen wäre, wenn ..., denn es ist nicht passiert, und wir schauen nach vorne. Aber wenn man sich wieder einmal in so einer Situation wiederfindet, dann wird man auf jeden Fall anders an sie herangehen. Und das werde ich tun." Im nächsten Atemzug verteidigt er sich gegen die Kritik, zu aggressiv zu fahren: "Ich habe nicht das Gefühl, dass ich dieses Jahr auch nur ein kleinwenig aggressiv war." Daher verdiene er dieses Etikett nicht. Eine Aussage, die durchaus nachvollziehbar ist: Denn im Vergleich zu 2011, als Hamilton regelmässig in Zwischenfälle verwickelt war, waren die teils mittelmässigen Ergebnisse stets auf Fehler des Teams zurückzuführen.

Hamilton greift alte McLaren-Tradition an

Lewis Hamilton möchte seine Pokale in Zukunft

im Original behalten


Lewis Hamilton befindet sich mitten in Vertragsverhandlungen mit dem McLaren-Team, das ihn schon von klein auf gefördert, 2007 in die Formel 1 gebracht und 2008 zum Weltmeister gemacht hat. Vieles deutet darauf hin, dass er seinen Ende 2012 auslaufenden Vertrag noch einmal um mindestens zwei Jahre verlängern wird.

Bei Ferrari ist neben Fernando Alonso kein Platz für ihn, Red Bull zeigt angeblich kein Interesse und Mercedes wartet erst ab, was Michael Schumacher macht. Also weiterhin McLaren? "Ich habe mich noch nicht hingesetzt und alle Kriterien formuliert, die mir wichtig sind, aber 95 Prozent kann McLaren wahrscheinlich erfüllen", wird der Brite von der 'Daily Mail' zitiert. Es seien nur kleine Dinge, die ihn stören und die er ändern möchte. "Zum Beispiel möchte ich meine Pokale behalten, wenn ich gewinne", fordert Hamilton. Ex-McLaren-Teamchef Ron Dennis liess bekanntlich in jeden Fahrervertrag schreiben, dass die Originale direkt in den Trophäenraum des Teams in Woking wandern, während die Fahrer nur die Möglichkeit haben, für sich eine Kopie anfertigen zu lassen. Selbst Grössen wie Alain Prost und Ayrton Senna kamen gegen dieses Steckenpferd nicht an.

"Ron wird die Trophäen nie aufgeben wollen. Aber dann muss er halt beim Geld nachgeben", grinst Hamilton, der momentan kolportierte 17 Millionen Euro pro Jahr verdient. Im 'Telegraph' bedauert der McLaren-Pilot, dass er nicht einmal den Pokal für seinen Heimsieg in Silverstone 2008 behalten durfte: "Das ist die schönste Trophäe, die ich je gesehen habe, aber Ron behält sie alle. Das finde ich nicht gut und das wird es in Zukunft sicher nicht mehr geben."

Hamilton räumt auch erstmals offen ein, dass er kein Problem damit hätte, sein "gemachtes Nest" bei McLaren nach 19 Jahren zu verlassen: "Professionelle Sportler wechseln ihre Teams", relativiert er. "Fussballer tun das und Rennfahrer auch. Jenson ist zum Beispiel schon für viele Teams gefahren. Es ist allerdings ein bisschen anders, wenn du bereits in einem der Topteams bist. Es wäre schon schwierig, das Team zu wechseln." Der angesprochene Teamkollege Jenson Button, in der Formel 1 schon bei Williams, Benetton/Renault, BAR/Honda/Brawn und seit 2010 bei McLaren unter Vertrag, würde Hamilton einen Tapetenwechsel gönnen: "Es ist ungewöhnlich, dass ein Fahrer seine ganze Karriere in einem Team bleibt." Aber: "Lewis fährt für ein Team, das an ihn glaubt und alles unternehmen wird, um ihm ein schnelles Auto zu geben."

Vodafone: McLaren-Sponsoring gefährdet?


Laut Informationen der 'Financial Times' überdenkt das Telekommunikations-Unternehmen Vodafone gerade sein Engagement in der Formel 1. Davon betroffen wäre auch das bis Ende 2013 laufende Titelsponsoring des McLaren-Teams, das auf ein Volumen von umgerechnet rund 50 Millionen Euro pro Jahr geschätzt wird.

Ausschlaggebend für den internen Evaluierungsprozess bei Vodafone sollen weniger unerfreuliche Schlagzeilen wie die Bestechungsaffäre um Gerhard Gribkowsky oder auch die Ereignisse rund um den Grand Prix von Bahrain sein, sondern vielmehr die allgemeine wirtschaftliche Situation. Die 'Financial Times' geht davon aus, dass Vodafone den Vertrag bis Ende 2013 erfüllen wird, das Sponsoring dann aber neu ausrichten oder komplett beenden könnte.

Vodafone kam im Jahr 2007 gemeinsam mit Fernando Alonso zu McLaren, nachdem man bis zum ersten Rücktritt von Michael Schumacher das Ferrari-Team unterstützt hatte. In den vergangenen beiden Jahren erlangte das Unternehmen durch die viralen Werbevideos mit Lewis Hamilton und Jenson Button Kultstatus. Dieses Jahr ist jedoch noch kein solches Video im Umlauf.

4.7.2012