Williams will mit beiden Autos punkten

Schnell, aber fehleranfällig:

Pastor Maldonado muss endlich wieder punkten

Seit dem sensationellen Sieg von Pastor Maldonado Mitte Mai in Barcelona fährt das Williams-Team einem durchschlagenden Erfolg hinterher: Bruno Senna war Zehnter in Monte Carlo, Zehnter in Valencia und zuletzt Neunter in Silverstone, aber Maldonado hat gar nicht mehr gepunktet. Dabei hätte er in Valencia sogar auf das Podium fahren können, wäre er nicht in der vorletzten Runde leichtsinnig mit Lewis Hamilton kollidiert.

Der letzte Hockenheim-Auftritt im Jahr 2010 verlief für Williams ebenfalls wenig erfreulich: Rubens Barrichello und Nico Hülkenberg qualifizierten sich zwar für die Startplätze acht und zehn, landeten im Rennen aber mit je einer Runde Rückstand nur auf den Positionen zwölf und 13. Das soll dieses Jahr korrigiert werden: "Nach dem erfolgreichen Young-Driver-Test in Silverstone haben wir vor, in Hockenheim beide Autos in die Punkte zu bekommen", hofft Mark Gillan. "Die Wetterbedingungen sehen besser aus als in Silverstone, aber trotzdem besteht für jeden Tag ein relativ geringes Regenrisiko", blickt der Chefingenieur auf das kommende Wochenende voraus. "Es ist das erste Jahr, dass wir mit Pirelli in Hockenheim fahren, und sie bringen diesmal die Reifenmischungen Medium und Soft mit. Die Strecke charakterisiert sich durch hohe Kurven-Durchschnittsgeschwindigkeiten, hohen Benzinverbrauch und hohen Bremsverschleiss."

"Das Streckenlayout", ergänzt Senna, frisch mit der Bandini-Trophäe ausgezeichnet, "ist eine Mischung aus schnellen und langsamen Passagen, sodass das Setup eine Herausforderung sein kann, aber unser Auto wird immer besser und war zuletzt besser, als es die Ergebnisse zeigen. Das Wetter scheint variabel zu werden, was weitere Herausforderungen aufwerfen könnte. Die deutschen Fans sorgen ausserdem immer für gute Stimmung. Es wird ein aufregendes Wochenende." Der Brasilianer hat gute Erinnerungen an Hockenheim: 2010 distanzierte er auf HRT seinen Teamkollegen Sakon Yamamoto im Qualifying um über eine Sekunde, und im Rennen sah er als 19. mit vier Runden Rückstand immerhin die Zielflagge. "Wir waren seit 2010 nicht mehr in Hockenheim", sagt er, "und ich freue mich schon darauf, endlich mit einem Auto dort zu fahren, mit dem es möglich ist, ein gutes Ergebnis zu holen."

Maldonado freut sich am meisten auf das Motodrom: "Dort erzeugen die deutschen Fans eine gute Stimmung. Es macht Spass, in Hockenheim zu fahren", findet der Venezolaner. "Der letzte Sektor ist mit so vielen aufeinanderfolgenden Kurven, in denen man viel Zeit gewinnen oder verlieren kann, eine grosse Herausforderung. Ich bin enttäuscht, im letzten Rennen keine Punkte geholt zu haben, aber unser Auto ist auf vielen Strecken konkurrenzfähig, daher habe ich ein gutes Gefühl."


Maldonado in der Kritik


Pastor Maldonado ist für seine Kollision mit Sauber-Pilot Sergio Perez in der Anfangsphase des Grand Prix von Grossbritannien in Silverstone verwarnt worden. Zudem legten die Kommissare dem Williams-Piloten eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro auf. Perez zeigte sich unmittelbar nach dem Zwischenfall in Rage und bezeichnete den wiederholt aufgefallenen Maldonado als "dummen und gefährlichen Fahrer".

Der Venezolaner hingegen war sich keiner Schuld bewusst und schob die Kollision dem mangelnden Grip seiner Reifen unmittelbar nach dem Boxenstopp zu: "Ich kam halt aus der Box und hatte kalte Reifen. Wir fuhren dicht nebeneinander und ich verlor das Heck ein bisschen. Dann kam es halt zu einer Berührung." Mika Salo lässt Maldonados Sichtweise nur bedingt gelten. "Wenn man sich die Runde zuvor ansieht, da steckte Kimi Räikkönen in einer ähnlichen Situation zurück, um keinen Unfall zu riskieren", so der Ex-Formel-1-Pilot aus Finnland gegenüber 'Crash.net'. Salo, der bei Maldonados Valencia-Kollision mit Lewis Hamilton als Rennkommissar tätig war, betrachtet den Silverstone-Zwischenfall als eine weitere Episode übermotivierter Handlungen des Venezolaners. Im Qualifying zum Grand Prix von Monaco waren Maldonado und Perez schon einmal aneinander geraten.

Marko kritisiert Strafmass gegen Maldonado

Auch Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko ist von Maldonados Silverstone-Vorstellung wenig angetan. Mehr noch allerdings ärgert sich der Österreicher über das Strafmass seitens der Rennleitung. "Die Geldstrafe nützt da überhaupt nix, vor allem wenn sie in einem relativ bescheidenen Rahmen ist", kritisiert der Österreicher gegenüber 'ServusTV' mit Blick auf die 10.000 Euro und fordert: "Da hilft nur Zurückversetzung, aber nicht im jeweiligen Rennen, sondern für die nächste Startaufstellung." Auch dem 69-Jährigen fällt auf, dass Maldonado nicht zum ersten Mal durch eine wilde Aktion am Steuer von sich reden macht. "Es ist halt schade, dass es immer wieder die gleichen sind. Sie müssen halt auch lernen, dass man sich eliminiert, wenn man ohne nachzudenken in eine Kurve fährt." Unterm Strich brauche es in einer solchen Zweikampfsituation laut Marko "Routine, Selbstvertrauen und das Wissen, was der Gegner macht".

Maldonado: "Mache eine unglückliche Phase durch"


Ein Sieg, mit dem niemand gerechnet hatte, und seither fast nur Pleiten, Pech und Pannen: Pastor Maldonado ist auf der Suche nach der Form, die ihm zu Beginn der Europa-Saison seinen ersten Formel-1-Triumph bescherte. Daran konnte der Venezolaner in den vergangenen Rennen aus vielen unterschiedlichen Gründen nicht anknüpfen. Zuletzt gab es zum Beispiel vermehrt Kollisionen.

Gegenüber 'Autosport' zeigt sich Maldonado aber zuversichtlich, die Talsohle zu durchschreiten und bald wieder ein Punktekandidat zu sein. "Ich mache derzeit einfach eine schlechte und unglückliche Phase durch", sagt der Williams-Pilot und merkt an: "Seit meinem Sieg habe ich keine Punkte mehr geholt. Das ist frustrierend, doch die Meisterschaft ist noch lang." Deshalb gelte es, aufzuholen. "Wir haben zwar schon viele Punkte eingebüsst, doch die Ausgangslage ist so, dass wir vom nächsten Rennen an und in der zweiten Hälfte der Saison in die Punkte fahren können", meint Maldonado. "Wir können uns davon erholen. Es ist ja noch nicht das Ende des Jahres. Und ich habe viel Vertrauen ins Team und sie haben Vertrauen in mich. Wir müssen jetzt einfach weiterhin viel Druck machen."

Bottas: "Irgendwann ist es an der Zeit"

Valtteri Bottas ist Finnlands nächstes Versprechen

für die Formel 1


Bruno Senna sitzt bei Williams nur so lange fest im Sattel, wie seine Sponsorenzahlungen fliessen, und in Silverstone kamen in Insiderkreisen erstmals Gerüchte auf, wonach der Brasilianer im schlimmsten Fall schon nach dem Grand Prix von Ungarn am 29. Juli vor die Tür gesetzt werden könnte. Logischer Nachfolger wäre dann Testfahrer Valtteri Bottas.

Der amtierende GP3-Champion hat bisher sechs von neun ersten Freien Trainings am Freitagmorgen bestritten und führt im teaminternen Stallduell mit Barcelona-Sieger Pastor Maldonado mit 4:2. Zusätzlich zu seinen Freitagseinsätzen sass er vergangene Woche zwei Tage in Silverstone im Auto, weil sich Williams als eines von nur drei Teams dazu entschieden hat, den eigentlich für November geplanten Young-Driver-Test vorzuverlegen.

Ausserdem müsste Bottas bei einem Grand-Prix-Debüt am 2. September in Belgien aus keiner anderen Rennserie aussteigen, weil er ohnehin nicht in der GP2 oder Renault-World-Series engagiert ist. "Ich vermisse das Rennfahren", gibt er gegenüber 'Autosport' zu, "aber ein Jahr Pause geht gerade noch. Unser Hauptziel ist ein Renncockpit, aber wenn wir das nicht bekommen, dann muss ich weiterfahren. Ich habe Zeit, ich bin 22. Das Ideale wäre, hier zu bleiben." Denn bei Williams hält man grosse Stücke auf den Finnen - und das nicht nur, weil er ein Management-Schützling der gemeinsamen Firma von Didier Coton, Mika Häkkinen und Williams-Grossaktionär Toto Wolff (Aces Management) ist. Bottas gilt als unbekümmert, schnell und vor allem lernfähig, profitiert viel von der Zusammenarbeit mit Fahrermentor Alexander Wurz - und schielt daher zurecht auf einen Stammplatz in der Königsklasse. "Ich möchte ein Renncockpit in der Formel 1, das ist mein nächstes Ziel", stellt er klar. "Ich glaube, nächste Saison wäre ich dafür bereit, oder wenn mich jemand jetzt fragen würde, würde ich es sicher auch schon machen. Ich würde liebend gerne in ein Auto einsteigen. Aber jedes Mal, wenn ich im Auto sitze, lerne ich dazu und werde immer besser. Trotzdem ist es irgendwann an der Zeit, das erste Rennen zu bestreiten."

Wolff fiebert Test entgegen

Susie Wolff fiebert ihrem ersten richtigen

Formel-1-Test entgegen


DTM-Pilotin Susie Wolff hofft, dass sie ihre Chance nutzen und das Williams-Team bei ihrem ersten richtigen Formel-1-Test auf einer Rennstrecke überzeugen kann. Wann es dazu kommen wird, steht noch nicht fest, vor einem Monat ging die 29-Jährige aber davon aus, dass es möglicherweise schon diesen Oktober so weit sein könnte.

"Für mich geht es um diesen Test im Oktober und darum, zu sehen, wie nahe ich an das Niveau herankommen kann, das sie von einem Topfahrer erwarten", erklärt Wolff gegenüber 'Autosport'. Als PR-Gag will sie den Test nicht abgehandelt wissen: "Ich muss ihnen zeigen, was ich kann, besonders Frank. Frank Williams würde niemals jemanden in sein Auto lassen, von dem er denkt, dass er keine Chance verdient." Und die Mercedes-Fahrerin nimmt ihre Aufgabe durchaus ernst, bereitete sich in den vergangenen Monaten im Williams-Simulator intensiv auf die Formel 1 vor. Ausserdem absolvierte sie Ende Juni in der Nähe von Barcelona bereits einen Geradeaus-Test. Dass Wolff bei den meisten Grand-Prix-Wochenenden an der Seite ihres Ehemannes Toto (Grossaktionär des britischen Rennstalls) in der Box steht, hilft ihr ebenfalls dabei, diverse Abläufe zu verinnerlichen.

Realistischer Blick auf die Formel 1

Allerdings wird die Britin dieses Jahr wohl nur mit einem mindestens zwei Jahre alten Williams testen dürfen, schliesslich hat das Team seinen Young-Driver-Test schon vergangene Woche in Silverstone (mit Valtteri Bottas am Steuer) absolviert. "Wenn es gut läuft", sagt sie trotzdem, "glaube ich, dass ich mehr Gelegenheiten erhalten werde, im Auto zu sitzen. Aber träume ich davon, in der Formel 1 Rennen zu fahren? Nein. Das ist momentan völlig unrealistisch." Dabei wäre die hübsche Blondine für Bernie Ecclestone, der sich schon lange eine schnelle Frau in der Königsklasse wünscht, ein wahrer Segen. Auch Williams-Sponsor Randstad soll dabei mitgeholfen haben, Wolff als Testfahrerin zu positionieren. Nun hat sie es selbst in der Hand, sich mit fahrerischen Qualitäten zu beweisen - vor allem bei Frank Williams und Patrick Head, denn ihr Ehemann hält sich aus der Geschichte angeblich so gut es geht raus. "Frank, Patrick und Adam Parr waren schon immer sehr neugierig, weil eines ihrer Vorstandsmitglieder eine Ehefrau hatte, die Rennen fährt", erinnert sich Wolff an die ersten Gedankenspiele darüber, sie in ein Formel-1-Auto zu setzen. "Sie kamen vor ein paar Jahren zu einem DTM-Rennen und waren glaube ich vom Niveau ziemlich beeindruckt. Frank sagte, dass er sehen möchte, was ich in einem Formel-1-Auto kann."

Nichts mit dem Ehemann zu tun?

Ihr Ehemann sei also keineswegs der ausschlaggebende Grund gewesen: "Für Toto war das ein Konflikt, denn obwohl er mein Ehemann und größter Unterstützer ist, ist er gleichzeitig auch mein schärfster Kritiker", stellt Wolff klar. "Er sagte in etwa: 'Schau her, ich mische mich da nicht ein, aber das Team möchte es machen. Ich selbst bin mir nicht sicher, ob ich meine Frau gerne in einem Formel-1-Auto sehen möchte.'" Überhaupt ist sie davon genervt, ständig auf Geschlecht, Aussehen und Ehemann reduziert zu werden, und dass ihr DTM-Mercedes des Persson-Teams wegen eines Sponsors ausgerechnet pink ist, ist beim Kampf gegen Klischees ebenfalls wenig hilfreich. Aber Wolff, geboren übrigens als Susie Stoddart, fährt schon Rennen, seit sie 14 Jahre alt ist, und trat in diversen Nachwuchsklassen gegen mehrere heutige Formel-1-Piloten an.

Von einem Kampf der Geschlechter will sie nichts wissen: "Ich würde sicher nie an einem Rennen nur für Frauen teilnehmen, denn ich bin erfolgreich gegen Männer gefahren. Ich fahre Rennen, weil ich das Rennfahren liebe, nicht um zu sehen, wie viele Männer ich schlagen kann. Ich sehe keinen Grund, warum eine Frau nicht gegen Männer erfolgreich sein sollte. Ich will gegen die besten Fahrer der Welt antreten, nicht gegen die besten Frauen."

18.7.2012