Toro Rosso: Gute Chancen im Regen

Der Toro Rosso funktioniert bei Regen besser

als bei trockenem Wetter

Toro Rosso präsentiert sich in der laufenden Saison mit sehr schwankenden Leistungen. Zu Saisonbeginn konnten die Neulinge Jean-Eric Vergne und Daniel Ricciardo das Potenzial zeigen und sogar Punkte einfahren, allerdings herrschte in den vergangenen Wochen die große Flaute. "Erst gab es Punkte und dann hatten wir leichte Probleme", sagt Teamchef Franz Tost. "Aber die Saison ist ja noch nicht vorbei."

"In Monaco lag Jean-Eric Vergne zehn Runden vor Schluss auf Platz sieben, aber dann fing es zu regnen an und er wurde etwas durchgereicht. In Valencia hatte Daniel gute Chacen auf Punkte, aber dann hatte er denn Unfall mit Petrow", nennt Tost die Möglichkeiten seines Teams, die leider nicht genutzt wurden. "Bald bekommen wir neue Teile. Ich hoffe, dass es morgen nass sein wird. Im Nassen kommen unsere Jungs gut zurecht. Ich bin für die zweite Saisonhälfte optimistisch."

Der Wunsch nach mehr Regen wird von den Piloten geteilt. Vor allem Daniel Ricciardo machte als Siebter im zweiten Freien Training gute Erfahrung mit Nässe in Hockenheim. "Die Bedingungen waren nicht allzu schlimm. Natürlich war es rutschig, aber es gab kein Aquaplaning. Diese Strecke ist bei Nässe sicher. Es stehen zwar an manchen Stellen ein paar Pfützen, aber dort verliert man das Auto nicht aus der Kontrolle", schildert er. "Wenn es wieder so wird wie heute, also mit viel Regen zu Beginn und dann abtrocknender Strecke, dann ist es im Qualifying eine Frage des Timings und der Reifenwahl. Mir wären stabile Verhältnisse lieber", so der Australier. "Es sieht so aus, als seien wir bei nassen Bedingungen konkurrenzfähiger. Leider soll es mit 95-prozentiger Sicherheit am Sonntag trocken bleiben. Aber am Samstag wird es wohl wieder Regen geben. Es wäre schön, wenn wir ein gutes Qualifying hätten und unsere Positionen im Rennen dann verteidigen könnten. Die Chance könnte sich ergeben, wenn manch ein Team am Samstag auf Regenabstimmung geht. Dann haben die im trockenen Rennen einen Nachteil", so Ricciardo. "Man muss bei solchen Wetterwechseln einen Kompromiss eingehen. Die Punkte gibt es am Sonntag zu holen, daher liegt bei uns der Fokus eher auf dem Sonntag. Wenn wir vorne starten, ist die Chance auf Punkte natürlich größer. Natürlich müsste der Start dann auch gut gelingen."

Dem jungen Red-Bull-Schützling im italienischen Team gelang am Freitag in Hockenheim vieles, aber nicht alles. Am Nachmittag rutschte er mit seinem Wagen in den Kies. "Eigentlich wollten wir nur noch ein Boxenstopp-Training machen. Ich habe mich dann leider etwas vertan und bin ausgerutscht. Zum Glück bin ich nicht eingeschlagen, denn das wäre ziemlich dämlich gewesen. Das Auto ist aber in Ordnung, von daher war es nicht so schlimm", lacht er erleichtert.

Toro Rosso profitiert weiterhin von der Nässe


Insgeheim dürften die beiden Piloten der Scuderia Toro Rosso hoffen, dass es wie schon am Freitag den Rest des Wochenendes über auf dem Hockenheimring regnet. Denn im Nassen fühlen sich die Autos offensichtlich deutlich wohler als im Trockenen.

So kam Daniel Ricciardo im 2. Freien Training mit 1,037 Sekunden Rückstand auf den siebten Rang, Teamkollege Jean-Eric Vergne belegte mit 1,888 Sekunden Abstand Position elf. "Der Morgen verlief gut, schliesslich fuhren wir eine Menge Runden und verbrachten somit mit viel Zeit auf der Strecke", so Ricciardo. "Wir haben ein paar Veränderungen am Frontflügel bewertet, führten einen Vergleichstests durch, in gewisser Weise einen Mini-Aerodynamiktest, um den Jungs ein paar Daten zur Verfügung zu stellen. Dann waren wir in der Lage, mit dem üblichen Freitagsprogramm fortzufahren, und ich blieb dabei auf dem härteren Reifen anstatt den experimentellen härteren auszuprobieren, der heute zur Verfügung stand. Bedenkt man, wie viele Runden ich fuhr, so denke ich, dass die Rundenzeit nicht allzu schlecht war, und ich hoffe, dass wir hier in Silverstone konkurrenzfähiger sein können. Mein Ausrutscher von der Strecke am Nachmittag? Ich blockierte einfach die Vorderräder und rutschte ins Kiesbett. Es gab keine Beschädigung am Auto, und ich bin einfach froh, dass ich nichts berührt habe. Das Fahren im Nassen verlief gut, und könnte nützlich sein, falls es im Qualifying regnet."

"Das Auto funktionierte im Trocken heute Vormittag ziemlich gut", so Vergne. "Die Rundenzeiten bedeute nicht allzu viel, da ich zur Bewertung den harten Prototyp-Reifen fuhr, den Pirelli mitgebracht hat. Ich habe das Gefühl, dass das Auto im 1. Freien Training stark war, was bedeutet, dass wir ein ordentliches Auto für trockene Bedingungen haben, sollten diese den Rest des Wochenendes über herrschen. Im Nassen war ich am Nachmittag positiv überrascht, wie gut es auf den Reifen für starken Regen lief. Als ich mit den Intermediates unterwegs war, hatten wir nicht die richtige Balance am Auto. Ich bin jedoch sicher, dass wir dies beheben können. In diesem Zusammenhang wäre ich glücklich, wenn wir im Qualifying morgen Regen hätten. Das sollte gut sein."

"Wir wussten, dass es regnen könnte", so Chefingenieur Laurent Mekies. "Aus diesem Grund fuhren wir heute Vormittag so viele Runden wie möglich, mehr als jeder andere. An Daniels Auto hatten wir einen neuen Frontflügel, den es zu bewerten galt, und das haben wir geschafft, auch wenn die Bedingungen nicht so stabil waren. Aber es reichte aus, um nützliche Daten zusammen. Heute Nachmittag war es komplett nass, und erneut versuchten wir, viel zu fahren, und beide leisteten gute Arbeit, da sie sich keinerlei Fehler erlaubtem, als sie als Erstes auf der Strecke waren, zu einer Zeit, als die nassesten Bedingungen herrschten. Wir haben das Beste aus dem heutigen Tag gemacht, und wie im Falle von Silverstone sind wir im Nassen etwas konkurrenzfähiger."

Toro Rosso trennt sich von Ascanelli


Ein überraschender Abgang zeichnet sich derzeit bei Toro Rosso ab: Giorgio Ascanelli, bisher Technischer Direktor des Red-Bull-B-Teams, ist dieses Wochenende nicht in Hockenheim, sondern offiziell im Urlaub. Das scheint jedoch nur eine Tarnung zu sein, weil der italienische Ingenieur gekündigt worden sein soll.

Unbestätigten Gerüchten zufolge entwickelten sich in den vergangenen Wochen Meinungsverschiedenheiten über die Entwicklung des Autos und das dafür erforderliche Investment seitens Red Bull. In Silverstone soll sich die Situation zugespitzt haben. Andere Quellen wiederum behaupten, dass ausschliesslich Performance-Gründe den Ausschlag dafür gegeben hätten, dass sich das Team neu orientieren möchte. Zwar dürfte es noch keine formelle Kündigung geben, weil das Team die Trennung ansonsten ebenso gut auch gleich kommunizieren könnte, aber dabei scheint es sich nur noch um einen Formalakt zu handeln. "Ich kann nur sagen, dass Giorgio Ascanelli im Urlaub ist", erklärt Teamchef Franz Tost. "Wir haben Verschwiegenheit vereinbart, mehr kann ich nicht sagen." Selbst auf Nachfrage will er keine weiteren Details verraten: "Sorry. Ich habe alles gesagt."

20.7.2012