Pressekonferenz der Fahrer zum GP Deutschland 2012

Das deutsche Quintett aus der FIA-PK am

Hockenheimring - mit Mark Webber


Treffen sich ein Australier und fünf Deutsche in Hockenheim: Wenige Stunden vor dem Auftakt in das Rennwochenende im Motodrom standen der Silverstone-Sieger und die Lokalmatadoren den Medien in der offiziellen Pressekonferenz ausführlich Rede und Antwort. Timo Glock (Marussia), Nico Hülkenberg (Force India), Nico Rosberg (Mercedes), Michael Schumacher (Mercedes), Sebastian Vettel (Red Bull) und Mark Webber (Red Bull) schwärmten dabei auch vom Hockenheimring.

Die fünf Deutschen warfen zudem einen Blick zurück auf ihre ganz persönliche Hockenheim-Historie und sprachen auch über die aktuelle Situation am Nürburgring. Der neue Vertrag von Red-Bull-Pilot Webber war jedoch ebenso ein Thema wie die jüngste Form der Teams und die Atmosphäre im berühmten Motodrom, dem "Hexenkessel" von Hockenheim. Und die Vorfreude darauf ist sehr gross ...

Frage: Nico, fangen wir mit dir an. Es ist aber eine Frage an alle deutschen Fahrer: Was sind deine besten Erinnerungen an Hockenheim? Es muss nicht auf die Formel 1 beschränkt sein ...

Nico Hülkenberg: Nun, ich habe hier mein erstes Formelrennen bestritten. Das war 2005 in der Formel BMW. Die Saison begann in Hockenheim. Zum Glück gewann ich gleich mein erstes Rennen. Ich habe also beste Erinnerungen daran. Ich fuhr hier sehr viel mit der Formel BMW, auch mit der Formel 3 und 2010 schließlich mit der Formel 1. An diesem Rennplatz war ich überhaupt sehr oft unterwegs. Ich mag es, hier zu sein.

Timo, wie steht es um deine besten Erinnerungen an Hockenheim?

Timo Glock: Ganz klar 2006, als ich das GP2-Rennen gewonnen habe. Ich glaube, ich überholte den bis dato Führenden in der letzten Runde und siegte dann. Deshalb denke ich, das sind meine besten Erinnerungen. Weniger gut lief es 2008. Damals beendete ich das Rennen nach der letzten Kurve in der Mauer. Ich musste danach gleich ins Krankenhaus. Es gab also Hoch- und Tiefpunkte.

Nico, was antwortest du?

Nico Rosberg: Ja, es ist etwas Besonderes, hierher zu kommen. Wie Nico schon sagte: Auch ich war hier schon so oft am Start. Wir haben im Winter und im Sommer getestet. Eigentlich testeten wir hier wirklich oft und wir fuhren hier auch jede Menge Rennen. Jetzt als Silberpfeil-Fahrer hierher zu reisen, was vor zwei Jahren noch nicht der Fall war, ist großartig. Zudem werden viele Freunde und meine Familie mit dabei sein. Ich mag die Strecke und habe grosse Hoffnungen, hier ein Topergebnis einzufahren.

Und hast du bestimmte Erinnerungen an Hockenheim?

Rosberg: Zum Beispiel, der Sieg im ... nein. Ich denke, damals war ich schon Champion der Formel BMW. Die beiden letzten Rennen zu gewinnen, war aber eine tolle Erinnerung für mich, zum Beispiel.

Sebastian, schildere uns bitte deine besten Erinnerungen? Warst du mal als Zuschauer im Motodrom?

Sebastian Vettel: Ja. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich das erste Mal mit meinem Vater hier war. Ich glaube, das war 1992. Ich war fünf Jahre alt und wir reisten an einem Freitag an. Es regnete wie verrückt. Es war der alte Kurs. Wir warteten darauf, dass die Fahrzeuge, dass Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) auf die Strecke gehen würde. Sie absolvierten aber nur eine Installationsrunde. Das reichte jedoch aus, denn einfach nur die Autos, den Sound zu hören, die Autos und die Gischt zu sehen, das war etwas Einmaliges. Das ist eine schöne Erinnerung. Ein paar Jahre später verfolgte ich den Formel-1-Grand-Prix von der Haupttribüne aus. Es war ungeheuer heiß. Ich weiß noch, dass Mineralwasser für zehn Deutsche Mark verkauft wurde. Das war damals sehr teuer. Als wir wieder gingen, fanden wir heraus, dass sie die Flaschen einfach nur am Wasserhahn aufgefüllt hatten. Das war also ein super Geschäft. Danach trat ich in der Formel BMW und in der Formel 3 hier in Hockenheim an. Mir ging es also ähnlich wie den beiden Nicos. Ich fuhr oft in Hockenheim. Die Strecke liegt nicht weit weg von meinem Geburtsort, wo ich aufwuchs. Deshalb ist es natürlich etwas Besonderes, hierher zu kommen.

Michael, du hast hier schon mehrmals gewonnen. Was ist deine beste Erinnerung?

Michael Schumacher: Ich denke, es ist der erste Sieg - 1995. Das Auto hielt an irgendeiner Stelle der Strecke an, weil ich den Motor abgewürgt hatte. Ich wurde in die Boxengasse zurückgeschleppt. Das war auf gewisse Weise sehr schön, denn so hatte ich sehr viel Zeit, die Atmosphäre, die Fans und die Anerkennung zu geniessen, die mir damals zuteil wurde. Ich meine: Die Fans hatten so lange darauf warten müssen. Wir hatten zwar schon 1994 ein Siegerauto gehabt, doch damals waren wir halt ausgeschieden. Ja, 1995 siegte endlich ein Deutscher bei einem deutschen Rennen.

Nico, zurück zu dir. Vijay Mallya (Force-India-Teamchef) sagt, das Team braucht mehr Glück. Was denkst du? Sollten es nun regelmässig Punkte sein?

Hülkenberg: Glück brauchst du natürlich immer. Das ist klar. Du brauchst aber auch das Tempo. Ausserdem solltest du konkurrenzfähig sein. Das gilt vor allem in einem so engen und schwierigen Mittelfeld. Wir sehen es an jedem Samstag und an jedem Sonntag: Zwei oder drei Zehntel können einen großen Unterschied ausmachen. Und unsere Hauptrivalen haben einige Topergebnisse eingefahren, die ihnen viele Punkte einbrachten. Wir müssen daher hart arbeiten und weiterhin konzentriert agieren, damit wir in Reichweite bleiben und den Schwung beibehalten können.

Mark, nach 99 Grands Prix mit Red Bull hast du einen neuen Vertrag bei diesem Team unterschrieben. Was bedeutet es dir, ein weiteres Jahr dort zu fahren?

Mark Webber: Ja, es ist schon eine lange Beziehung, die wir da unterhalten. Und ja, wir werden auch im kommenden Jahr zusammenarbeiten. Es ist sehr spannend, weiterhin an der Spitze mitzukämpfen. In diesem Jahr läuft es natürlich recht gut. Es gibt gute Gründe, auch deshalb die Konzentration zu wahren. Die Kontinuität ist im Hinblick auf 2013 aber natürlich ebenfalls eine Hilfe.

Red Bull war in den vergangenen Rennen sehr konkurrenzfähig. Du hast in Silverstone gewonnen. Wie wichtig war das Update aus Valencia? Und wie wichtig war es, dieses Update schon in Valencia und nicht erst in Silverstone einzuführen?

Webber: Nun, es handelt sich um zwei unterschiedliche Strecken mit unterschiedlichen Umgebungstemperaturen. Für uns war wichtig, die neuen Teile in Valencia an den Start zu bringen, um sie zu evaluieren und eine Richtung zu finden. Ja, es ist immer schön, wenn du dergleichen schon ein Rennen eher hast als später. Du kannst dann bereits früher etwas darüber lernen. Ich denke, unterm Strich war es eine gute Entscheidung. Es ist sehr schwierig, solche Dinge auf die Strecke zu bringen, doch die Jungs leisteten klasse Arbeit. Valencia war der erste Schritt, um die neuen Teile am RB8 zu verstehen. Wir haben aber gesehen: Es geht ungeheuer eng zu. Du musst schon alles auf die Reihe kriegen, um zu siegen. Und ja, wir wollen auch an diesem Wochenende wieder vorn sein.

Timo, die Entwicklung bei Marussia verlief in den vergangenen Wochen recht schwierig. Wie viel Optimismus hast du dennoch aus dem Update von Silverstone gezogen? Und wie wird sich all dies in den kommenden beiden Rennen bemerkbar machen?

Glock: Ich hoffe, wir haben etwas stabilere Bedingungen, damit wir mehr darüber in Erfahrung bringen können. Es war ziemlich knifflig für uns, zu sehen, was uns das Update wirklich brachte. Im Rennen fühlte es sich definitiv besser an. Das Tempo war ziemlich gut. Ich bin daher sehr gespannt auf das Wochenende hier. Wir haben erneut ein paar Kleinigkeiten dabei. Diese sollten uns noch einmal einen kleinen Zugewinn bescheren. Es ist aber schwierig, wenn alle anderen gleichzeitig ebenfalls Fortschritte machen. Dann ist es nicht einfach, die Verbesserungen zu sehen. Das Auto hat sich aber verbessert. Und in den nächsten Rennen sollten wir weitere Optimierungen erhalten.

Nico, nach einem sehr guten Saisonstart schienen die Dinge zuletzt nicht mehr gar so rund zu laufen. Könnt ihr da eine Trendwende einläuten?

Rosberg: Ich denke nicht, dass das vollkommen zutreffend ist. Es ist einfach nur so, dass wir unser Potenzial in den vergangenen Rennen nicht maximal ausgeschöpft haben. Und dann kam Silverstone - eine Strecke, die so gar nicht zu unserem Auto passt. Das Bild täuscht wahrscheinlich ein bisschen. Ich denke, wir haben nach wie vor ein gutes Auto. Und wenn uns die Bedingungen liegen und wir mit den Reifen klarkommen - wie zum Beispiel auf diesem Kurs, hier in Hockenheim, der unserem Fahrzeug viel mehr entgegenkommt -, dann sollten wir dazu in der Lage sein, ein viel besseres Resultat einzufahren.

Hockenheim wird demnach einen Wendepunkt darstellen?

Rosberg: Ja, mit Sicherheit.

Sebastian, da hat jemand eine ganz seltsame Statistik ausgegraben: Du hast noch nie im Juli gewonnen. Diesen Grand Prix willst du aber natürlich unbedingt als Sieger beenden. Lass uns doch einmal darüber reden ...

Vettel: Oh Gott! Wenn es auch in diesem Jahr nicht klappt, dann verlegen wir das Rennen eben in den August oder in den Juni. Ich weiss es nicht. Es wäre natürlich etwas ganz Besonderes, hier zu gewinnen. Es ist alleine schon etwas Spezielles, ein Rennen in deinem Heimatland fahren zu können. Es auch noch zu gewinnen, wäre unglaublich. Wir versuchen es wieder. Ich glaube aber nicht an einen schlechten Monat oder an ein schlechtes Datum, was das betrifft.

Michael, du hast hier schon so viele Rennen bestritten und auch einige gewonnen. Dieser Grand Prix ist sehr wichtig für Mercedes. Es ist das Heimrennen des Teams. Und du scheinst dich auf einem aufsteigenden Ast zu bewegen. Welche Chancen rechnest du dir aus?

Schumacher: Nun, ich denke, das schwierigste Rennen liegt jetzt hinter uns. Das war Silverstone. Hockenheim sollte unserem Auto deutlich mehr entgegenkommen. Und ich bin natürlich deutlich optimistischer. In der Tat: Wir wollen eine gute Show bieten und uns maximal reinhängen.

Eine Frage an die deutschen Fahrer: Habt ihr schon einmal in Hockenheim gezeltet? Schildert doch bitte eure Erinnerungen daran ...

Vettel: Ich selbst habe hier noch nie gezeltet, doch vor zwei Jahren - bei unserem bis dato letzten Auftritt hier - waren wir auf den Zeltplätzen, um den Fans einen Besuch abzustatten. Es waren so viele Fans vor Ort. Die
Atmosphäre war etwas ganz Besonderes. Ich weiss nicht, ob du schon einmal dort warst. Wenn nicht, dann solltest du dir das unbedingt einmal anschauen. Ich vermute, du wirst sicher ein Bier bekommen.

Lewis Hamilton bestreitet an diesem Wochenende sein einhundertstes Rennen in der Formel 1. Wie schätzt ihr seine bisherige Karriere in dieser Meisterschaft ein? Was haltet ihr von ihm als Konkurrenten? Welchen Einfluss hat er auf die Formel 1 gehabt? Und hat er bisher das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht?

Vettel: In diesem Fall: Frohes einhundertstes Rennen. Und du fragst ihn am besten selbst, ob er das Gefühl hat, das Beste gegeben zu haben oder nicht.

Schumacher: In den vergangenen Jahren hat er stets um den Titel gekämpft. Er ist also einer der Stars der Szene. Für die Fans sind wir die sogenannten Gladiatoren. Und das wollen die Fans auch sehen - dass wir alles geben und vielleicht manchmal auch über die Grenzen hinausgehen, um uns zu beweisen. Er hat das gut durchgemacht. Ich halte ihn daher für einen ernstzunehmenden Gegner. Und es ist gut, Burschen wir ihn am Start zu haben.

Der Nürburgring hat derzeit sehr grosse wirtschaftliche Probleme. Was sagt ihr dazu? Was bedeutet es euch, auf dem Nürburgring Rennen zu fahren? Vor allem, weil das so schnell nicht mehr der Fall sein könnte ...

Glock: Ich denke, es wäre wirklich schade, dieses Rennen zu verlieren. Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt. Für mich war es jedes Mal wirklich grossartig, am Nürburgring zu fahren. Hoffentlich bleiben wir dort noch ein bisschen länger. Ich verbinde tolle Erinnerungen mit diesem Ort. Ich hoffe daher, sie können die Probleme lösen.

Schumacher: Für alle deutschen Fahrer beinhaltet der Nürburgring und das Rennen dort sehr viel Geschichte. Wir hoffen einfach darauf, dass eine Lösung gefunden wird. Das wünschen wir uns. Und dass wir so bald wie möglich wieder dort antreten können.

Vettel: Es wäre wirklich schade, das Rennen am Nürburgring zu verlieren. Wir hoffen natürlich darauf, dass sich der Nürburgring bald berappelt. Es ist eines der traditionsreichsten Rennen in unserem Kalender. Es wäre ein grosser Verlust. Es wäre so ähnlich, wie wenn zum Beispiel die Italiener das Rennen in Monza verlieren würden.

Schumacher: Du könntest den Kurs kaufen.

Vettel: Ja, du könntest das tun. Dein Geldbeutel ist grösser als meiner. Daher könntest du die Strecke kaufen.

Webber: Ja, es ist eine sensationelle kleine Strecke. Und natürlich hängt da noch der grosse Kurs hintendran. Ich denke, die Nordschleife ist ein Kurs, der in dieser Konfiguration für immer geöffnet bleiben sollte. Es ist einfach so grossartig. Es ist eines der besten Stücke Asphalt der Welt. Der lange Kurs ist einfach nur eine wundervolle, so wundervolle Strecke. Der kurze Kurs ist auch ziemlich gut. Hoffen wir einfach, dass er weiter im Kalender sein wird. Es ist ein toller kleiner Kurs.

Mark, in Silverstone hast du noch gesagt, dein Vertrag wäre erst später ein Thema. Kurz darauf war alles unterschrieben. Was ist geschehen, was hat sich verändert? Warum ging es so schnell?

Webber: Nun, es liegt einfach daran, dass ich euch Burschen sicher nicht sagen werde, dass es in zwei Tagen so weit ist, oder nicht? Wir sind bereit dazu, Dinge anzukündigen, wenn wir bereit dazu sind. Es kommt der Tag, an dem wir sagen: 'Okay, lasst es uns verkünden.' Dann tun wir es. Fertig. Für mich ging die Taktik, die Sache ruhig zu halten, prima auf. Wir müssen mit solchen Dingen in vielen verschiedenen Situationen umgehen. Bei unterschiedlichen Aspekten des Autos zum Beispiel. Das war einfach nur ein weiteres dieser Themen, eben in vertraglicher Hinsicht. Es war eigentlich ziemlich einfach: bei Red Bull bleiben, weitermachen.

Sebastian, im Vergleich zum vergangenen Jahr hast du nach nun neun Rennen 104 Punkte weniger auf dem Konto. Wie anders fühlt sich das an?

Vettel: 104! Nein, es ist ganz anders. Na klar. Wir hatten 2011 natürlich ein unglaubliches Jahr. Wir hatten einen guten Start, holten viele Punkte und viele Siege. In diesem Jahr hatten wir indes schon zwei Ausfälle. Alles in allem war es bisher eine schwierige Saison. Es gibt natürlich viele Jungs und Autos, die allesamt sehr konkurrenzfähig sind. Da ist klar, dass die Saison ein bisschen anders läuft. Ich fühle mich aber dennoch so glücklich wie im vergangenen Jahr. Ich freue mich auf dieses Wochenende. Vor uns liegt aber noch eine lange Rennsaison.

Sebastian und Michael, am Mittwoch habt ihr an einem Wohltätigtkeits-Fussballspiel teilgenommen. Wie wichtig ist es euch, Kinder und vielleicht die Jugend insgesamt zu unterstützen?

Vettel: Wir tun das mehrmals pro Jahr mit den Nazionale Piloti. Und nicht nur hier in Deutschland. Es ist immer nett, denn es sind einige Fahrer mit dabei. Wir spielen in gewisser Weise nur etwas Fußball. Wenn wir aber helfen können, wie das am Mittwoch der Fall war, dann helfen wir kleinen Kindern. Es ist immer schön, solche Dinge miteinander zu kombinieren. Wir versuchen natürlich, möglichst viele Spendengelder aufzutun, um sie zu unterstützen. Wie ich schon sagte: Wir tun das mehrmals pro Saison. Und je mehr Fahrer sich daran beteiligen, umso besser. Es wäre besser, wenn wir noch mehr Piloten an Bord hätten, doch bislang ist es meiner Meinung nach sehr wichtig ... Nico spielt manchmal, Michael spielt ... ein paar gute Fahrer als Spieler zu haben.

Schumacher: Es ist eine herrliche Kombination. Wir lieben den Sport. Wir lieben Fussball. Es ist schön, etwas zu tun, was dir Spass macht - und damit auch noch die Fans etwas zu unterhalten. Ein paar Tausend Leute wollen uns sehen und sie bezahlen Geld für die diversen Wohltätigkeitsaktionen an denen wir rund um die Welt teilnehmen. Besonders schön war es für uns natürlich am Mittwoch in Deutschland - zuhause. Wir trafen ein paar Freunde, die wir schon seit Jahren kennen. Sie stammen aus den unterschiedlichsten Bereichen, aus der Filmbranche oder anderen Sportarten. Es ist schön, ihnen wieder einmal zu begegnen und ein bisschen soziale Kontakte zu haben. Das Wichtigste ist aber, den Kids und den Bedürftigen zu helfen.

Michael, du bist hier in Hockenheim noch auf der alten Strecke gefahren. Kannst du den langen und den kurzen Kurs miteinander vergleichen? Wie stellt es sich aus der Sicht des Fahrers und aus der Perspektive des Autos dar? Was ist die Herausforderung?

Schumacher: Bei der alten Strecke ging es natürlich hauptsächlich um die langen Geraden, das Bremsen und das Überfahren der Randsteine. Es war auf seine eigene Art eine Herausforderung. Jetzt haben wir eine eher normale Rennstrecke. Ziehe ich diese oder die andere Variante vor? Beide sind interessant. Wir konzentrieren uns auf die Mercedes-Tribüne. Es macht am meisten Spass, all die Fans zu sehen. Diese Tribüne ist übrigens vollkommen ausverkauft. Das ist natürlich sehr schön.

Mark, gibt es einen Passus in deinem Vertrag für den Fall, dass du Weltmeister wirst? Wird das deinen Vertrag verändern?

Webber: Das hier ist nicht gerade das Forum, um über den Inhalt meines Vertrags zu reden.

Wie stressig ist ein Formel-1-Freitag? Und wie sehr hat diese ungewöhnliche Formel-1-Saison diesen Freitag verändert?

Rosberg: Der Freitag ist einer der anspruchsvollsten Tage. Er beginnt schon früh mit technischen Besprechungen. Danach wird den gesamten Tag über getestet. Technisch muss man sehr viel für das Wochenende, für Samstag und Sonntag vorbereiten. Das ist die wichtigste Phase des Wochenendes. Was noch? Das ist es eigentlich schon. Es dreht sich halt um das Technische.

Webber: Habt ihr das verstanden? Habt ihr die Lautstärke des Mikrofons überprüft?

Schumacher: Eins, zwei, drei (testet sein Mikrofon). Es handelt sich sicherlich um die stressigste Zeit an einem Wochenende. Wir kommen sehr früh an die Strecke und verlassen sie so spät wie niemals sonst an einem Rennwochenende. Ausserdem fahren wir sehr viel. Es wird aber auch reichlich Analyse betrieben. Wir haben viele Diskussionen mit den Ingenieuren. Das ist der Hauptfokus. So bereitest du das Wochenende vor. Zwischendurch hast du vielleicht auch noch andere Aufgaben. Der Freitag ist für uns so arbeitsreich wie kein anderer Tag.

Vettel: Ich halte diesen Abschnitt für einen der besten im gesamten Kalender. Einfach, weil er voller Fans ist. In der Vergangenheit fuhrst du in den Wäldern quasi für dich. Dann kamst du aus dem Wald heraus in das Motodrom, wo die Fans sassen. Ich denke, es ist auch heute noch unglaublich. Du biegst rechts ab und fährst in eine Art Stadion hinein. Das macht es für uns zu etwas Besonderem. Hoffentlich sehen wir an diesem Wochenende viele deutsche Flaggen und haben eine tolle Atmosphäre.

Manchmal scheint die Öffentlichkeit ein grosses Interesse an eurem persönlichen Leben zu haben. Wie sehr bereitet euch das Sorgen? Habt ihr gewisse Zweifel, bevor ihr abends ausgeht? Macht ihr euch Gedanken darüber, wie es euch gelingen könnte, nicht die Aufmerksamkeit von Fotografen zu erwecken oder dergleichen?

Rosberg: Das ist ein Teil des Jobs. Du gewöhnst dich daran. Es ist okay. Manchmal ist es schön, manchmal nicht so schön. Ich war vor kurzem in Goodwood. Dort setzte ich mir meine Sonnenbrille auf und hatte einen Kapuzenpulli an. Dann mischte ich mich unter die Besucher des Festivals - ganz alleine. Ich wollte es erleben, aber nicht erkannt werden. Das war auch mal sehr schön. Es kommt halt darauf an.

Vettel: Ich denke, du lernst, mit der Situation umzugehen. Unterm Strich liegt es doch an uns, denke ich. Wie es Nico schon beschrieben hat: Du versuchst, normale Dinge zu tun, ein normales Leben zu führen. Das ist eigentlich kein allzu grosses Problem. Es kommt hauptsächlich darauf an, wer du bist und wie du dich verhältst. Wenn du ausgehst oder irgendwohin gehst, dann könnten dich Leute erkennen. Okay, dann unterschreibst du halt etwas, lässt dich fotografieren, sprichst mit ihnen. Das ist ebenfalls sehr nett und verschafft dir viel Energie. Doch wie ich schon sagte: Das ist eine sehr persönliche Sache. Jeder geht damit auf individuelle Weise um. Fragt doch mal Lewis (Hamilton). Ich denke, alle haben unterschiedliche Interessen.

Schumacher: In der Tat. Du wählst halt Orte aus, an die du gehst oder nicht gehst. Es kommt auf deine Wünsche an. Ich persönlich konzentriere mich etwas mehr darauf, ein ruhiges und privates Leben zu führen. Ich würde grössere Menschenansammlungen eher meiden. Wenn du aber an Orte gehst, wo viel los ist, dann weisst du, was du erwarten musst. Es ist eine Sache, wenn du in einer Funktion dorthin gehst. Bist du aber privat vor Ort, dann ist es sehr oft schwierig. Ich suche mir oft einen Ort aus, um einen ruhigen Moment zu haben. Wir alle lieben unsere Privatsphäre. Wir alle wollen das Leben möglichst geniessen. Wir müssen aber akzeptieren, dass es nicht immer die perfekte Kombination gibt. Doch was im Leben ist schon perfekt? So etwas gibt es nicht. Wahrscheinlich ist es aber so perfekt, wie es für mich nur sein kann.

20.7.2012