Lotus erstmals mit F-Schacht unterwegs

Kimi Räikkönen mit dem überarbeiteten E20

im ersten Hockenheim-Training

Im ersten Freien Training zum Grossen Preis von Deutschland war Lotus-Pilot Kimi Räikkönen mit einem modifizierten E20 auf der Strecke. Dieser verfügte augenscheinlich erstmals über einen F-Schacht. Anders als bei Mercedes, wo die Luft über den Frontflügel in den Schacht geführt wird, liegt bei Lotus der Fokus des Luftstroms aber im Heckbereich des Autos.

Am Boliden von Räikkönen waren in der ersten Trainingssitzung neue Lufteinlässe auf beiden Seiten der Airbox zu erkennen, über die die Luft zum Heckflügel hin kanalisiert wird. Am Heckflügel selbst stach im unteren Bereich ein neues, mittig platziertes Flügelelement ins Auge. "Mercedes setzt ein derartiges System bereits ein. Die Interpretation der Regeln lässt aber auch andere Varianten zu", sagt Lotus-Technikchef James Allison gegenüber 'Autosport' und fügt vielsagend hinzu: "In diesem Bereich bietet sich die Möglichkeit für interessante Entwicklungen."

"Es handelt sich dabei ganz eindeutig um eine aerodynamische Entwicklung und nicht um ein System zum Zweck der Kühlung", analysiert Ted Kravitz von 'Sky Sports F1'. Räikkönens Teamkollege Romain Grosjean kam bisher noch nicht in den Genuss, die neueste Entwicklung aus Enstone zu testen. Offenbar will sich das Team im direkten Vergleich zunächst ein genaues Bild über den Vorteil der Neuentwicklung verschaffen. Ein Einsatz im Rennen am Sonntag gilt ohnehin als unwahrscheinlich. Lotus verspricht sich anhand der Simulationsdaten aus der Fabrik vor allem auf Strecken, die viel Abtrieb verlangen, einen Vorteil vom F-Schacht. Am kommenden Wochenende auf dem Hungaroring in Budapest könnte das System daher seine Rennpremiere feiern.

Räikkönen ein WM-Kandidat: "Warum nicht?"

Kimi Räikkönen liegt aktuell mit 83 Punkten auf

Rang fünf der Fahrer-WM


Lotus hat im bisherigen Verlauf der Saison einige gute Chancen verpasst. Der E20 war aus Sicht vieler Beobachter mancherorts das schnellste Auto, aber aus verschiedenen Gründen konnte das Team den lang ersehnten Erfolg noch nicht einfahren. Wie viele Chancen folgen noch? Red Bull, McLaren und Ferrari entwickeln ihre Autos unter Hochdruck. Aus Sicht von Kimi Räikkönen kommt es nun darauf an, in diesem technischen Wettkampf mitzuhalten.

Frage: Kimi, werdet hier mit neuen Teilen am Auto antreten?


Kimi Räikkönen: Weiss ich nicht. Ich habe noch nicht mit den entsprechenden Leuten gesprochen. Da müsste man beim Team fragen.

Erwartest du euch stark, auch wenn es in Hockenheim kühl bleibt?


Es läuft bei uns nicht generell schlechte, wenn es kalt ist. In Silverstone war es nicht gerade heiss, dennoch waren wir schnell. Es hängt bei uns zumeist davon ab, welche Reifenmischungen zum Einsatz kommen und vom Streckenlayout. Grundsätzlich war unser Auto bislang überall gut. Deswegen sollte es auch hier wieder ordentlich laufen. Hier ist es kalt. Das ist nicht so schlimm. Aber es stimmt vielleicht doch, dass für uns wärmere Bedingungen noch besser wären. Das heisst aber nicht, dass gar nichts mehr geht, wenn es kühler ist.

Hier werden die gleichen Mischungen eingesetzt wie in Valencia - und dort warst du gut unterwegs...

Ja, aber wir sind hier auf einer anderen Strecke bei anderen Bedingungen. Wir müssen erst einmal schauen, wie es am Freitag und Samstag bei uns läuft.

Kannst du die WM noch gewinnen?

Weiss ich nicht. Ich versuche es. Wir wollen Rennen gewinnen, überall gut abschneiden. Ich weiss nicht, was an diesem Wochenende und bei den restlichen Rennen der Saison passieren wird.

Aber du hast das Gefühl, dass ihr siegfähig seid?


Es gibt keinen Grund, nicht daran zu glauben. Ich bin nicht hier, um nur locker herumzufahren. Ich weiss aber nicht, ob es reicht, um nach ganz vorne zu kommen. Wir wollen uns aber solche Chancen erarbeiten und wir geben alles. Wir müssen uns in gewissen Bereichen noch verbessern. Ich war nicht zu hundert Prozent mit den Abläufen an den bisherigen Wochenenden zufrieden. So etwas war aber zu erwarten. Man darf nicht davon ausgehen, dass sofort alles perfekt funktioniert, wenn man zurückkommt. Es ist noch recht früh in der Saison. Wir sind gut dabei. Wir müssen schauen, dass wir noch weiter zulegen. Ausschliessen kann man gar nichts.

Wo siehst du euch bezüglich der Entwicklung im Vergleich zu deinen Ex-Teams McLaren und Ferrari?

Ein Vergleich fällt mir da schwer. Es sieht so aus, als seien wir manchmal schneller, bei anderen Gelegenheiten ist die Konkurrenz etwas besser. Generell sind wir aber überall recht stark gewesen. Wir müssen arbeiten und uns verbessern. Wenn wir alles zu hundert Prozent richtig machen und genauso schnell entwickeln wie die anderen, dann haben wir eine Chance.

Es sieht aber so aus, als habe Ferrari euch überholt, oder?

Ja. Zu Beginn der Saison waren wir vor denen, aber die haben sich seither gewaltig verbessert. McLaren stagnierte zuletzt etwas, die hatten sichtlich einige Probleme. Wir müssen es uns nun mal Rennen für Rennen anschauen.

Welches war dein bisher bestes Rennen in diesem Jahr?

Keines war bislang perfekt. Ich würde aber sagen, dass insgesamt Bahrain bisher das beste Rennen war.

Du wirkst entspannter als vor zwei Jahren. Täuscht der Eindruck, oder stimmt das?

Ich habe nichts, was mich grossartig aus der Ruhe bringen würde. Dieses Team ist anders als meine Teams zuvor. Es hat auch sicherlich geholfen, mal zwei Jahre lang raus zu sein, und dieses alles nicht mitmachen zu müssen. Im Team geht es lockerer zu. Die wollen auch unbedingt siegen, aber die Atmosphäre ist anders. Ich bin glücklich hier und habe keinen Grund, mich zu beschweren.

Ein Grund für deinen zwischenzeitlichen Abschied aus der Formel 1 war, dass wir Journalisten immer die gleichen Fragen gestellt haben...

Und die Fragen sind immer noch die gleichen (lacht). Es hat sich nichts verändert. Ich war die Fragen leid und den ganzen Bullshit, der geschrieben wurde. Mittlerweile ist mir völlig egal, was in den Zeitungen steht. Manchmal ist es gut, manchmal auch nicht. Mir ist es egal. Ich schere mich nicht darum und setze meine Energie lieber für andere Sachen ein. Es bringt gar nichts, wenn man sich ärgert. Ich lebe mein Leben so, wie ich das möchte. Hoffentlich verläuft es möglichst gut.

Also betrachtest du dein Gehalt auch als Schmerzensgeld für Medien- und PR-Auftritte?

Jedem ist klar, dass das Fahren nur ein Teil des Ganzen ist. Für uns Fahrer steht das Fahren natürlich im Vordergrund. Aber dann gibt es eben noch die anderen Dinge. In unserer Szene ist viel Geld im Spiel, also kommen PR-Dinge und andere Sachen nicht überraschend. So war es immer schon. Wir reisen zu unterschiedlichen Orten und haben immer wieder den gleichen Zeitplan, die gleichen Fragen. So einfach ist das nicht.

Überrascht es dich, wie schnell dein Teamkollege Romain Grosjean ist?

Der war in allen Nachwuchsserien schnell. Daher überrascht er mich nicht. Manch einer hat ihn vielleicht anhand seiner früheren Formel-1-Auftritte bewertet. Dazu muss man aber wissen, dass er damals bestimmt nicht zum besten Zeitpunkt am besten Ort war. Mir war klar, dass er ein schneller Mann ist.

Wie beurteilst du die Entwicklung deines Ex-Teams Ferrari?

Das muss ich nicht tun.

Es sieht so aus, als hätten sich Ferrari und Red Bull zuletzt etwas an der Spitze absetzen können. Teilst du diese Einschätzung, oder könnt ihr an optimalen Tagen mithalten?

Ich hatte beispielsweise in Silverstone einen guten Start, musste dann aber wild über einen Randstein und habe Plätze verloren. Wenn das nicht passiert wäre, dann hätten wir bestimmt den Speed gehabt, um vorne mitzuhalten. Bei den vergangenen beiden Rennen habe ich aus unterschiedlichen Gründen beim Start immer etwas verloren. Wenn man dann in einer schlechten Position ist, kann man den Speed gar nicht nutzen.

Ist DRS kein ausreichend gutes Mittel, um sich wieder schnell nach vorne zu arbeiten?

Es macht es vielleicht einfacher, man bekommt zumindest eine Chance. Das hängt auch immer von der Strecke ab. Manchmal sind die DRS-Zonen zu kurz, um eine echte Chance zu bekommen. Im vergangenen Jahr war die Zonen grösser, vielleicht war es in manchen Fällen zu viel des Guten. Zu diesem Jahr wollte man es so machen, sodass es eine Chance gibt, es aber nicht zu einfach wird. An manchen Stelle funktioniert das, an anderen nicht. In Silverstone hat es manchmal geklappt.

Stewart bietet Grosjean Hilfe an

Jackie Stewart will Romain Grosjean eine

besonnere Fahrweise einreden


In Sachen Speed hat Romain Grosjean seinen Lotus-Teamkollegen Kimi Räikkönen bisher im Griff. Im Qualifying-Duell zwischen dem schnellen Franzosen und dem ebenfalls nicht unter mangelndem Mut leidenden Finnen steht es 6:3 zu Gunsten von Grosjean. Hinsichtlich der eingefahrenen WM-Punkte liegt allerdings Räikkönen mit 83:61 vorn, was nicht zuletzt an der Abgebrühtheit und Erfahrung des "Iceman" während der Rennen liegt.

Nach dem Grand Prix von Grossbritannien ist Jackie Stewart der Auffassung, dass Grosjean ein Fahrer-Coach guttun würde. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister bietet dem Lotus-Piloten daher seine Hilfe an, um unnötige Kollisionen wie in Sepang, Barcelona und Monte Carlo künftig zu vermeiden. "Ich sagte zu Romain Grosjean, dass wir uns gern einmal zu Hause beim Mittagessen unterhalten können", so Stewart gegenüber 'Autosport'. Der Schotte findet es "lächerlich", dass es im Grand-Prix-Sport anders als beispielweise beim Tennis, Boxen oder im Skisport keine Betreuer hinsichtlich der persönlichen Herangehensweise gibt. Der 73-Jährige kennt auch den Grund für diesen Umstand. "Rennfahrer sind von Natur aus keine guten Zuhörer", weiss er und fügt in Bezug auf Grosjean hinzu: "Ich will nicht den Coach spielen, aber ich weiss, dass ich ihm helfen kann."

In diesem Zusammenhang verweist Stewart auf das Beispiel im Williams-Team, wo Alexander Wurz in dieser Saison als Coach für die "jungen Wilden" Pastor Maldonado und Bruno Senna fungiert. "Das ist eine gute Sache. Maldonado ist sehr schnell, braucht aber Hilfe", findet der Schotte und kommt zum Schluss: "Er sollte nicht in derart viele Kollisionen verwickelt sein, wie es in diesem Jahr der Fall war. Gleiches gilt für Grosjean."

Angesichts der Häufigkeit solcher Zwischenfälle sowohl beim Venezolaner in Williams-Diensten als auch beim Franzosen am Steuer des Lotus lässt Stewart die Ausrede Pech nicht gelten und ist optimistisch, Grosjean mit seinen persönlichen Ratschlägen auf den richtigen Weg zu bringen. Vom Speed des amtierenden GP2-Champions ist der dreimalige Formel-1-Weltmeister schon jetzt überzeugt: "Ich bin beeindruckt und glaube, dass er noch in diesem Jahr ein Rennen gewinnen wird." Sowohl für Grosjean als auch für Maldonado müsse es aber in erster Linie darum gehen, nicht in unnötige Schwierigkeiten zu geraten.

Grosjean kann auf Fahrlehrer verzichten

Romain Grosjean sieht den Datenrechner als besten

Coach für Piloten


Taktische, technische und fahrerische Fehler haben im bisherigen Verlauf der Saison dazu geführt, dass Lotus aus guten Voraussetzungen noch keinen Rennsieg machen konnte. Zuletzt in Silverstone hatte Romain Grosjean mit einer starken Fahrt erneut angedeutet, was mit dem E20 möglich wäre - allerdings war nach einer Kollision in der Startrunde unter dem Strich nicht mehr als Rang sechs herausgekommen. Nach dem Crash mit Paul di Resta legte Jackie Stewart dem Lotus-Piloten nahe, sich von einem Trainer helfen zu lassen.

Mit vernünftiger Beratung könne man die Fehlerquote des schnellen Mannes aus Genf merklich senken, meint Stewart. Grosjean hält von diesem Vorschlag wenig. "Man kann immer dazulernen. Ich habe schon mit Coaches zusammengearbeitet, aber ich denke nicht, dass ich das jetzt brauche", meint der Lotus-Pilot. "Ich bin ganz glücklich damit, wie die Dinge derzeit laufen. In Silverstone hatte ich einen Dreher, der zweifellos mein Fehler war. Aber sonst war ich in diesem Jahr nicht in viele Zwischenfälle involviert. Wir haben die Datenrechner, die der beste Coach für uns Fahrer sind", beschreibt der amtierende GP2-Champion. "In anderen Sportarten vermitteln Trainer gewisse Kniffe, bei uns ist es der Computer." Grosjean sieht einen Grund für die mangelnde Ausschöpfung des Lotus-Potenzials in der Tatsache, dass beide Piloten vor Saisonbeginn neu zum Team kamen. "Andere Teams wie McLaren arbeiten seit vier oder fünf Jahren mit den gleichen Jungs zusammen. Die kennen sich, die Abläufe und die Daten viel besser."

"Wenn wir in ein Rennwochenende gehen, dann nehmen wir auch die Daten aus dem Vorjahr. Aber diese Daten habe nicht ich mit meinen Fahrten generiert", beschreibt Grosjean den Unterschied. "Die anderen wissen sofort, wo es lang geht. Wir brauchen immer etwas mehr Zeit. Diese Zeit fehlt am Ende, um alles optimal hinzubekommen. Im kommenden Jahr wird dies alles anders. Dann wissen wir immer auf Anhieb, was wir bei der Ankunft an einer Rennstrecke genau tun müssen."

Lotus-Piloten setzen sich hohe Ziele


Das Lotus-Duo Kimi Räikkönen und Romain Grosjean möchte beim kommenden Rennen in Hockenheim gross auftrumpfen und sich im Vergleich zum letzten Grand Prix in Silverstone deutlich steigern. In Grossbritannien kamen sie nur auf den Rängen fünf und sechs ins Ziel. Zu wenig für die beiden schnellen Piloten, die in dieser Saison zwar nach wie vor auf ihren ersten Sieg warten, von Experten aber weiterhin als grosse Favoriten angesehen werden.

Ex-Weltmeister Räikkönen, der in Valencia noch starker Zweiter geworden war und derzeit mit 83 Punkten auf Rang fünf der Fahrerweltmeisterschaft liegt, stattete nach seinem fünften Rang in Silverstone der Lotus-Fabrik in Enstone einen Besuch ab. Dabei liess sich der Finne durch den gesamten Stützpunkt führen, unterhielt sich ausgiebig mit den Angestellten, gab Autogramme und nahm sich sogar Zeit für ein kurzes Dartspiel. "Es war schön, hier zu sein und all die Leute zu sehen, die abseits der Strecke am Auto arbeiten", freut sich der Finne nach seinem Besuch. "Es ist sehr angenehm, hier zu sein. Die Atmosphäre ist zwar sehr entspannt, aber man kann dennoch erkennen, dass jeder 100 Prozent gibt. Es ist nicht so wie bei einigen anderen Teams. Es ist viel familiärer und das gefällt mir sehr." Für den schnellen Kurs von Hockenheim erhofft sich Räikkönen einen erneuten Platz auf dem Podium: "Wir haben ein gutes Auto, wir verstehen die Reifen ziemlich gut und haben bereits unter Beweis gestellt, dass wir im Rennen schnell und gut unterwegs sind", so Räikkönen. "Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht aufs Podium fahren sollten."

Räikkönen und der "Deutschland-Fluch"

Bislang war Hockenheim allerdings kein gutes Pflaster für den 32-Jährigen: Bei neun Teilnahmen fiel er insgesamt sechs Mal aus. Besonders schmerzhaft war der Ausfall im Jahr 2005 als der Finne im McLaren mit Fernando Alonso um die WM kämpfte, überlegen von der Pole gestartet in Führung lag und dann mit einem technischen Defekt ausschied. Ähnlich enttäuschend lief es ein Jahr zuvor, als am McLaren der Heckflügel spektakulär brach und der Finne seine Aufholjagd auf Michael Schumacher frühzeitig beenden musste. 2003 war Räikkönen ausserdem in einen Startunfall verwickelt, der ihn nach wenigen Metern unsanft aus dem Rennen beförderte. Einen Grund für diesen "Deutschland-Fluch" kann Räikkönen nicht wirklich ausmachen: "Vielleicht habe ich in meinem früheren Leben irgend etwas falsch gemacht, wofür ich jetzt bestraft werde?", scherzt der ehemalige McLaren- und Ferrari-Fahrer. "Ich habe es immer genossen, in Deutschland zu fahren, doch das Problem war, dass das Glück nie auf meiner Seite stand. Irgendetwas hat mich immer vom Sieg abgehalten. Ich fuhr in Deutschland vier Mal auf Pole, was zeigt, dass ich in Deutschland schnell bin. Doch sechs Ausfälle sind nicht das, was ich mir gewünscht hätte." Zuletzt in Silverstone habe es laut Räikkönen vor allem aufgrund des starken Verkehrs nicht für ein besseres Ergebnis als Platz fünf gereicht. Den Speed um weiter vorne zu landen habe man durchaus gehabt: "Wir waren sehr schnell auf den harten Reifen, vor allem gegen Rennende", erklärt Räikkönen. "Leider wurden wir im Rennen aufgehalten, ich verlor viel Zeit hinter langsamen Autos, weshalb wir bis wir freie Fahrt hatten nicht unseren vollen Speed zeigen konnten." Das Auto an sich sei allerdings schnell genug: "Es fühlte sich das ganze Wochenende gut an und wir kommen dem Ziel definitiv näher, das Optimum herauszuholen." Laut Räikkönen habe man für den Grand Prix in Hockenheim gute Voraussetzungen, denn man verfüge über ein gutes Paket: "Das Auto kann hier wirklich den Unterschied ausmachen und wir haben ein sehr gutes. Man braucht aus den Kurven heraus eine gute Traktion. Wenn man die nicht hat, dann ist es schwierig, um vordere Positionen zu kämpfen."

Grosjean träumt schon vom "perfekten Wochenende"

Teamkollege Romain Grosjean stellte beim vorletzten Rennen in Valencia eindrucksvoll unter Beweis, zu was der Lotus E20 imstande ist. Nach dem Start stürmte der Franzose gen Spitze und hatte zwischenzeitlich sogar gute Chancen auf seinen ersten Sieg in der Königsklasse. Letztendlich warf ihn jedoch ein Problem mit der Lichtmaschine frühzeitig aus dem Rennen. Zuletzt in Silverstone plagten Grosjean jedoch ebenfalls Probleme mit dem Verkehr. Man konnte die Leistung des Lotus nicht zur Entfaltung bringen. Obwohl der 26-Jährige kommende Woche zum ersten Mal im Formel-1-Boliden den Hockenheimring umrunden wird, kennt der amtierende GP2-Meister die Strecke bereits aus Formel-3-Zeiten wie seine Westentasche: "In der Formel-3-Euro-Serie absolvierte ich dort acht Rennen, weil wir dort zwei Mal im Jahr fuhren", so Grosjean. "Ich habe ein paar gute Erinnerungen die Strecke und freue mich, dahin zurückzukehren. Hoffentlich werden wir ein paar Updates einsetzen, auf Pole-Position fahren, gewinnen und die schnellste Runde fahren! Das wäre ein perfektes Wochenende!" Nicht zuletzt wegen des DRS-Systems, das beim letzten Hockenheim-Rennen im Jahre 2010 übrigens noch nicht Teil des Reglements war, rechnet Grosjean mit guten Überholmöglichkeiten auf dem schnellen Rennkurs: "Wenn man sich das Layout der Strecke anschaut, dann kann man sagen, dass sie sich für DRS eignet", erklärt Grosjean. "Alle Rennen waren hier bislang interessant und ich denke, dass wir ein gutes Resultat einfahren können. Das Team hat hart gearbeitet um unsere Qualifying-Leistung zu verbessern. Ich bin mir sicher, dass Hockenheim uns liegen wird." In das Wochenende wird Grosjean allerdings mit einem Handicap starten: Denn aufgrund eines Getriebewechsels wird er fünf Plätze weiter hinten starten.

Auf das vergangene Rennen in Silverstone blickt Grosjean mit sehr positiven Gefühlen zurück, wenngleich es zu Beginn alles andere als gut für den Franzosen gelaufen war: Nach dem Start kollidierte er mit dem Force India von Paul di Resta, musste sich anschliessend eine neue Nase abholen und startete dann eine beeindruckende Aufholjagd: "Es war ein ziemliches Auf und Ab", blickt Grosjean zurück. "Aber ich denke, dass es zusammen mit Kanada eines meiner besten Rennen war. Ich arbeitete mich vom fast letzten auf den sechsten Platz nach vorne. Das war unglaublich."

Für Hockenheim gibt er sich deshalb kämpferisch: "Jetzt müssen wir alles zusammenbringen. Das sagen wir schon seit längerem, doch ich bin mir sicher, dass wir es schaffen werden. Wenn wir uns für die ersten beiden Startreihen qualifizieren, dann können wir denke ich auch gewinnen."

Allison und der E20: Gute Seiten, schlechte Zeiten

Lotus-Technikchef James Allison erwartet bald

bessere Ergebnisse


Lotus zählt zu jenen Teams, das aus dem zweifellos grossen Potenzial eines Autos bislang nicht das Optimale herausholen konnte. Immer wieder mussten sich Kimi Räikkönen und Romain Grosjean mühsam von schlechten Startplätzen nach vorn kämpfen, immer wieder gab es technische Gebrechen oder taktische Fehler. Ab dem kommenden Grand Prix in Hockenheim soll alles besser werden, meint Technikchef James Allison.

Frage: James, mit welchem Gefühl reist du nach Deutschland?

James Allison: Ich freue mich sehr darauf. In dieser Saison werden wir offenbar von Rennen zu Rennen immer stärker. Es wird wohl sehr heiss werden in Deutschland. An der Strecke an sich gibt es nichts, was uns die Zuversicht schmälern könnte. So gesehen gehe ich guter Dinge an dieses Wochenende. Ich freue mich auch, weil wir interessante Updates dabei haben werden. Ich bin schon gespannt, wie diese funktionieren werden.

Wir nähern uns nun der Halbzeit der Saison. Wie fällt die bisherige Bilanz aus?

Ich würde uns die Note 'gut' geben. Es könnte eben noch besser sein, würde ein strenger Lehrer sagen. Ein etwas gutmütiger Lehrer würde uns mit 'Eins minus' bewerten: sehr vielversprechend. Auf der negativen Seite steht, dass wir zu viele Ausfälle hatten und uns oft nicht gut genug qualifizieren konnten. Positiv bewerte ich, dass wir mit unserem Auto bislang an jedem Wochenende gut dabei waren. Ich hoffe also, dass wir das Potenzial in der zweiten Saisonhälfte in bessere Resultate ummünzen können.

In Silverstone war es nicht gerade warm. Dort konnte man kaum herausfinden, ob die hitzebedingten Probleme mit der Lichtmaschine gelöst sind. Hat man nun Angst vor einem weiteren Hitzerennen?

In Silverstone hatten wir keine Probleme. Renault hat schnell auf die Probleme aus Valencia reagiert und Gegenmassnahmen veranlasst. Wir haben Hinweise bekommen, dass wir unser Auto etwas anders betreiben sollten, um die Lichtmaschine zu schützen. Auf Grundlage dieser Faktoren bin ich zuversichtlich, dass wir uns nun in einem Bereich bewegen, in dem die Lichtmaschine gut arbeiten kann. Die Fachleute in Viry werden aber nicht ruhen. Sie werden alles tun, bis sie eine ganz stabile Lösung gefunden haben. Auch wenn dies vielleicht ein oder zwei Rennen länger dauert.

Hatte Romain in Silverstone ein Problem in seiner letzten Runde?

Ja, es war ein Problem mit dem Getriebe. Wir hatten das Glück, dass es nicht vorher im Rennen aufgetreten ist. Leider bedeutet dies für Romain, dass er in Hockenheim eine Strafe bekommt und fünf Startplätze zurück muss. In Silverstone hat er allerdings eindrucksvoll gezeigt, dass er sich von so etwas kaum einschüchtern lässt.

In Silverstone sind erstmals die neuen Radmuttern und Schlagschrauber zum Einsatz gekommen. Wie haben die Neuerungen funktioniert?

Ich war sehr zufrieden damit. Wir haben zwar nicht die schnellsten Radwechsel des Wochenendes geschafft, aber all unsere Stopps waren sehr gut. Wir sind nun bezüglich dieses wichtigen Faktors im Rennen auf dem gleichen Stand wie die anderen Topteams. Ich denke, dass wir ab jetzt immer mehr richtig schnelle Stopps hinbekommen werden.

Wie will man das Qualifying in den Griff bekommen?

Wir schaffen das schon. Silverstone hat uns natürlich nicht umgehauen. Wenn man sieht, wir wir in Silverstone im dritten Freien Training unterwegs waren, dann würde ich behaupten, dass bei normalen Bedingungen die erste oder zweite Reihe für uns drin gewesen wäre. Aber die Ergebnisse aus einem Qualifying mit Regen sind nicht sonderlich aussagekräftig. Wir machen Fortschritte und werden sicherlich in Hockenheim um Startplätze in den ersten Reihen kämpfen können.

Liegt es daran, dass die Reifen auf den ersten Runden im Qualifying nicht sofort da sind?

Unser Auto geht offensichtlich sehr sanft mit den Reifen um. Das ist grundsätzlich eine gute Eigenschaft, kann uns aber bezogen auf eine schnelle Runde zum Nachteil gereichen. Wir haben allerdings im Verlauf der bisherigen Saison immer mehr gelernt, wie wir mit dieser Charakteristik umgehen müssen. Wir sind guter Dinge, dass sich unsere Leistungen im Qualifying besser darstellen werden.

Welches sind weitere Gedanken vor dem Grand Prix in Deutschland?

Wir hoffen wieder auf eine ähnlich starke Fahrt unserer Piloten im Rennen und auf eine etwas bessere Performance im Qualifying. Mit ein bisschen Glück könnten wir dann vielleicht Ferrari Platz zwei in der Meisterschaft streitig machen. Womöglich könnten wir dann gleichzeitig auch etwas mehr Abstand zwischen McLaren und uns bringen.

Boullier: "Peilen bessere zweite Saisonhälfte an"

Lotus-Teamchef Eric Boullier rechnet mit weiteren

Steigerungen


In der laufenden Formel-1-Saison haben sich die Teams Red Bull, McLaren, Ferrari, Mercedes und Williams bereits als Grand-Prix-Sieger feiern lassen. In dieser Liste fehlt Lotus, deren E20 oft das Potenzial für Erfolge hatte. Das Team um Eric Boullier wartet sehnsüchtig auf einen solchen Befreiungsschlag. Oft wurden Kimi Räikkönen und Romain Grosjean in den Rennen Opfer ihrer schlechten Startpositionen. Dies soll sich bald ändern, meint der Teamchef.

Frage: Eric, welche Bilanz ziehen sie aus dem Grand Prix von Grossbritannien?

Eric Boullier: Unsere beiden Autos haben die schnellsten Rennrunden gedreht, beide Piloten haben Punkte geholt und wir haben Platz drei in der Konstrukteuerswertung gehalten. Aber wir hatten mehr erwartet. Abgesehen von den schwierigen Wetterbedingungen, die natürlich für alle gleich waren, waren erneut die schlechten Startpositionen ein Teil unseres Problems. Wir haben den richtigen Speed für Rennsiege, aber meist die falschen Startplätze.

Wie reagiert die Technikmannschaft in Enstone auf die Leistungen?


Dass wir zur Halbzeit der Saison als Team auf Platz drei liegen zeigt deutlich, dass wir nicht zufällig vorne dabei sind. Mit dem aktuellen E20 hat das Team bewiesen, dass es nach schwierigen Zeiten zurückschlagen kann. Ich erinnere mich noch genau, als ich vor der Saison gemeinsam mit James Allison das Model im Windkanal betrachtete. Wir sprachen damals über die aerodynamischen Fortschritte, die Lösungen im Bereich Mechanik, das seltsame Aussehen der Fahrzeugnase und die guten Werte, die erzielt wurden. Wir waren zu jenem Zeitpunkt vorsichtig optimistisch, aber hatten die Horrorvorstellung, dass wir zum Test nach Jerez kommen und erkennen müssen, dass alle anderen an etwas gedacht hatten, was wir möglicherweise vergessen hatten. Zum Glück ist das nicht passiert.

Auch wenn zuletzt gute Fortschritte gelungen sind, so ist das Team dennoch bisher kein WM-Kandidat...

Wir sind in einer gesunden Situation, wir haben unser Entwicklungstempo gut im Griff. Konstanz ist in der Formel 1 der Schlüssel zum Erfolg. Wenn man sich mittel- und langfristige Ziele steckt, dann sollte man seine Strategie auf dem Weg dorthin keinesfalls verändern. Als Genii Capital in Enstone übernahm, haben sie sofort verstanden, dass es ein unrealistisches Ziel sein würde, innerhalb von zwei Jahren um Titel zu kämpfen. Wir gehen es Schritt für Schritt an. Viele Abteilungen wurden neu strukturiert, einige Abläufe verändert, in Schlüsselbereiche wurde investiert und wir haben eine neue Organisationsstruktur etabliert. Dies alles hat Zeit gekostet, aber es musste getan werden. Jetzt haben wir eine solide Basis.

Welches Ziel habt ihr in Hockenheim?

Schwierig zu sagen. Ein Sieg könnte ein denkbares Ziel sein, wenn man sich unsere Leistungen der vergangenen Wochen anschaut. Auch ein Podestplatz wäre ein tolles Ergebnis. Ich denke, wir sollten uns zunächst auf die Abläufe konzentrieren und uns möglichst gut vorbereiten. Seit Montreal war unser Auto nicht gerade das zuverlässigste. Wir hatten Probleme mit KERS, Differenzial, Getriebe und Lichtmaschine. Wir geben alles, um diese Probleme zu vermeiden. In Silverstone hatten wir deutlich bessere Boxenstopps. Dies lag an neuen Prozeduren und an neuem Material. In Hockenheim werden wir am Freitag einige interessante Neuerungen auspacken. Wir geben Gas, das wird man sehen. Wir schauen uns alle Bereich genau an. Wir wollen auf jeden Fall eine deutlich bessere zweite Saisonhälfte erleben.

20.7.2012