Alguersuari sieht Red Bull als Favorit

Laut Jaime Alguersuari sind die Grands Prix

mittlerweile vorhersehbarer


Pirelli-Testfahrer Jaime Alguersuari glaubt, dass Red Bull beim kommenden Grand Prix auf dem Hockenheimring am besten mit den Gegebenheiten zurecht kommen wird. Der österreichische Rennstall konnte beim vergangenen Rennen in Silverstone durch Mark Webber seinen dritten Saisonsieg einfahren und die Führung in der WM-Wertung damit weiter ausbauen. Kein Team hat in diesem Jahr bislang häufiger gewonnen.

"Sie scheinen gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil in langsamen bis mittelschnellen Kurven zu haben", so Alguersuari gegenüber der 'BBC'. Genau diese Charakteristik weist der Hockenheimring auf. "Von daher denke ich, dass sie an diesem Wochenende in Hockenheim sehr stark sein werden", schlussfolgert Alguersuari. In den ersten sieben Saisonrennen gab es noch sieben unterschiedliche Sieger. Die Reifensituation wurde für die "spannendste Saison seit fast dreissig Jahren" verantwortlich gemacht. Es war praktisch unmöglich, ein Kräfteverhältnis vorherzusagen. In den letzten beiden Rennen haben sich mit Red Bull und Ferrari allerdings zwei Teams etwas an der Spitze etabliert.

"Die Rennen zu Saisonbeginn waren praktisch unvorhersehbar", meint Alguersuari, der im Vorjahr noch für Red Bulls Tochterteam Toro Rosso fuhr. "Ich habe jedoch immer damit gerechnet, dass sich ein Spitzenteam etwas absetzen und sich ein Muster ergeben würde. Das sehen wir im Moment." Zwar ginge es im Mittelfeld weiterhin sehr eng zu, so der Spanier, "doch die letzten drei Rennen in Kanada, Valencia und Grossbritannien verliefen viel gewöhnlicher als die Grand Prix zu Saisonbeginn." Die Reifen spielten zwar weiterhin eine Rolle, jedoch seien sie laut des 22-Jährigen nicht mehr das Zünglein an der Waage: "Die Teams verstehen die Reifen jetzt viel besser, auch wenn manche noch Probleme damit haben, das Maximum aus ihnen herauszuholen."

Den Aufwärtstrend bei Red Bull sieht Alguersuari übrigens nicht in einem besseren Verständnis der Pirelli-Reifen begründet: "Er erfolgte aufgrund von Entwicklungen der Aerodynamik. Ihr Auto ist derzeit extrem stark, vor allem was die Traktion, das Bremsen und das Fahrverhalten in langsamen Kurven betrifft." Von der übrigen Konkurrenz erwartet der junge Mann aus Barcelona, der vor ein paar Wochen in Jerez bereits Pirelli-Reifen für 2013 testete, noch eine Steigerung: "Ich denke, dass von Lotus noch mehr kommen wird, genauso wie von McLaren, die in Valencia und Silverstone zwei enttäuschende Rennen erlebten."

Alguersuari rechnet mit Stammcockpit für 2013


Seitdem Jaime Alguersuaris Toro-Rosso-Vertrag im Dezember 2011 nicht verlängert wurde, ist der Spanier auf der Suche nach einem neuen Cockpit in der Formel 1. Für einen Vertrag als Stammfahrer hat es für die laufende Saison bei keinem Team geklappt, immerhin wurde der 22-Jährige von Reifenlieferant Pirelli neben Lucas di Grassi als offizieller Testfahrer verpflichtet.

Abgesehen von seiner Rolle als Pirelli-Tester hält Alguersuari über seine Tätigkeit als Kommentator für BBC Radio 5 den Kontakt zur Formel 1. Der Spanier betrachtet sich inzwischen als gereiften Fahrer und ist überzeugt, in der kommenden Saison wieder im Starterfeld zu stehen. "Ich vermisse die Formel 1 sehr", gesteht Alguersuari in seinem aktuellen Blog für 'BBC'. "Gerade in diesem Jahr wäre es grossartig dabei zu sein, denn es geht unglaublich eng zu und man kann über Strategie und Reifenmanagement viel bewegen. Ich bin mir sicher, dass ich im kommenden Jahr wieder für ein gutes Team fahren werde. Derzeit sieht alles sehr gut aus."

Um welches Team es sich dabei handelt, will der Ex-Toro-Rosso-Pilot nicht verraten. Für einen Abschied aus der Formel 1 fühlt er sich jedenfalls noch lange nicht bereit: "Ich bin erst 22 Jahre alt und habe 31 WM-Punkte auf dem Konto. Mit meiner Arbeit für BBC Radio 5 und Pirelli versuche ich, ein besseres Verständnis für meine Fähigkeiten aufzubauen und mir damit eine bessere Zukunft in der Formel 1 zu erarbeiten."

Vorbild Fernando Alonso

In diesem Zusammenhang nimmt sich Alguersuari den spanischen Nationalhelden Fernando Alonso als Vorbild. "Ich will in Fernandos Fussstapfen treten. Mein Traum ist es, die spanische Nummer eins zu werden und in ein paar Jahren selbst Weltmeister zu sein." Genau wie Alguersuari in diesem Jahr legte auch Alonso ein Jahr Rennpause ein und begnügte sich mit einer Anstellung als Testfahrer (in der Saison 2002 für Renault). Anschließend startete der Mann aus Oviedo voll durch und konnte bisher zwei WM-Titel und 29 Grand-Prix-Siege an Land ziehen.

20.7.2012