Lopez mit seinen Fahrern zufrieden

Gerard Lopez ist überzeugt davon, auf die

richtigen Fahrer gesetzt zu haben

Das Lotus-Team hat sich über den Winter komplett neu aufgestellt. Der neue E20 aus Enstone hat an den ersten beiden Rennwochenenden gezeigt, dass er kein schlechter Wurf geworden ist. Aus verschiedenen Gründen wurde das Potenzial noch nicht in Topergebnisse umgesetzt. Kimi Räikkönen hatte in Melbourne noch leichte Probleme bei der Rückkehr und wurde in Malaysia Fünfter. Romain Grosjean überraschte in Melbourne mit Startplatz drei, wurde dann aber von Pastor Maldonado von der Strecke geschubst und in Sepang flog der Franzose im Nassen von der Strecke.

Unter dem Strich liegt Lotus nach zwei Rennen mit 16 WM-Punkten auf Platz fünf der Konstrukteurswertung. Mit den Fahrern ist Teameigentümer Gerard Lopez zufrieden, auch wenn speziell Grosjean noch keine zählbaren Ergebnisse gebracht hat. "Wir haben die ideale Fahrerpaarung. Wir haben beim Auto überall mehr rausgeholt, statt uns an einer Stelle auf ein großes Experiment einzulassen", sagt Lopez. "Die Abstimmung zwischen Windkanal und Strecke klappt wieder wie 2010. Wir haben dieses Jahr 22 Entwicklungsschritte vorgesehen. Letztes Jahr waren es 19, aber nur ein Drittel hat tatsächlich einen Fortschritt gebracht." Lotus hat sich als Team deutlich besser aufgestellt, doch warum hat man auf zwei Fahrer gesetzt, die im Vorjahr nicht in der Formel 1 gefahren sind? "Wir haben einen grossen Fahrerkader, aber kein zweites Team wie Red Bull", spricht er die Nachwuchsförderung von Gravity Sports an. "Trotzdem sind wir der Meinung, dass wir unseren jungen Fahrern eine Chance geben müssen, wenn sie diese verdienen. Grosjean ist letztes Jahr in der GP2-Serie sehr stark gefahren. Mit Kimi haben wir uns abgesichert. Er war die logische Wahl für den erfahrenen Part im Team", begründet Lopez. "Er hat Rennen gewonnen und weiß deshalb wie das geht. Das ist unheimlich wichtig. Es gibt viele schnelle Fahrer in der Formel 1, aber sie kennen das Gefühl noch nicht, wie es ist, um einen Sieg zu fahren."

Das Comeback von Räikkönen hat über den Winter grosse Wellen geschlagen. Doch bereits vor einem Jahr gab es zwischen Lopez und dem "Iceman" Gespräche, denn nach dem Rallye-Unfall von Robert Kubica musste ein schneller Ersatzmann gefunden werden. "Ich glaube, Kimi hatte damals noch eine offene Rechnung. Er wollte sich im Rallyesport noch etwas beweisen und war noch nicht bereit, mit vollem Einsatz in die Formel 1 zurückzukehren. Ich kann mir aber vorstellen, dass er irgendwann wieder Rallyes fahren wird."

Dass Räikkönen so viel öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, damit hatte Lotus im Vorfeld nicht gerechnet. Während man mit Witali Petrow den russischen Markt im Visier hatte, hat der Finne weltweit Fans und Anhänger. "Ich war überrascht, welche Wellen die Verpflichtung von Kimi schlägt", sagt Lopez rückblickend. "Das hat auf unserer Website mehr Treffer gebracht als das Comeback von Michael Schumacher. Das war aber nicht der Grund, warum wir Räikkönen verpflichtet haben, höchstens ein schöner Nebeneffekt. Kimis Verpflichtung hatte rein sportliche Gründe. Wir wussten, dass wir ein gutes Auto haben würden. Da wollte ich mir beim Fahrer kein Fragezeichen leisten."

Lotus enttäuscht: Updates schlagen nicht an


Mindestens 0,2 Sekunden, eher ein bisschen mehr, hatte sich Lotus von den Neuerungen für den Grand Prix von China versprochen. Kein Wunder, schliesslich wurde dem E20 in den drei Wochen seit Malaysia das vielleicht ambitionierteste Facelifting aller Teams verpasst: Unterboden, Frontflügel, Spurstangen, Motorenabdeckung und Barge-Boards waren während des gestrigen Trainings neu. Doch wegen der ernüchternden Performance wurde die eine oder andere Komponente wieder abmontiert. "Das Upgrade bringt nicht das, was wir uns erwartet hatten, besonders nicht bei so kühlen Temperaturen. Wir hatten Probleme mit den Reifen", seufzt Teamchef Eric Boullier. James Allison fügt an: "Wir haben viele neue Teile gleichzeitig eingeführt. Da kann man sich nie ganz sicher sein, was was bewirkt."

Nicht alles schlecht

"Man kann sicher nicht behaupten, dass wir damit keinerlei Schwierigkeiten hatten, aber das muss nicht bedeuten, dass alles schlecht ist", fährt der Technische Direktor fort. Ein kompletter Rückbau auf den Stand Malaysia sei jedoch nicht geplant: "Ich glaube, wir werden uns für eine Mischung entscheiden. Wir werden wohl die Teile dran lassen, von denen wir mit Sicherheit wissen, dass sie funktionieren, und ein paar andere Teile wegnehmen."

"Einige funktionieren, andere weniger", nickt Romain Grosjean. "Der Windkanal ist eine Sache, die Strecke eine andere. Am wichtigsten ist aber, dass das Team wirklich entschlossen ist, hart zu arbeiten." Und auch er hat nach den ersten 180 Minuten in Schanghai erkannt: "Die Reifen sind der Schlüssel. Das bereitet uns im Moment Kopfzerbrechen, aber wir haben eine Erklärung dafür und werden morgen zurückschlagen." Tatsächlich waren die Temperaturen heute Morgen etwas höher, aber während beide Lotus-Piloten zu Beginn auf harten Reifen weit vorne mitmischten, konnten sie am Ende auf den weicheren Pirellis nicht mehr nachsetzen. Kimi Räikkönen wurde Zehnter, Grosjean Zwölfter - mit 1,1 beziehungsweise 1,3 Sekunden Rückstand. Daraus kann man schließen: Höhere Temperaturen helfen Lotus im Rennen mehr als im Qualifying.

20 Grad noch zu wenig?

Die 20 Grad Lufttemperatur heute Morgen waren offenbar genau grenzwertig: "Wenn es zu kalt ist, fällt es uns schwer, die Reifen zum Arbeiten zu bekommen", gibt Teamchef Boullier zu. "Vielleicht ist das eine Konsequenz unseres Autos, das die Reifen nicht so extrem erhitzt. Das Temperaturfenster ist dadurch ziemlich schmal. Wenn es weniger als 20 Grad hat, fällt es uns schwer, die Reifen zum Arbeiten zu bekommen." Aber: "Beim Testen war es auch kalt. Wir müssen das Auto hinbekommen", fordert Räikkönen. "Vielleicht sind wir langsamer als bei den anderen Rennen, aber andererseits standen wir da an den Freitagen auch nicht besonders weit vorne. Uns scheint es schwerer zu fallen, sofort schnelle Zeiten zu fahren, während andere das besser können. Aber im Qualifying passt es meistens. Ich bin mir sicher, dass wir das Auto verbessern können. Es ist nur ein Freitag. Ich mache mir keine Sorgen."

Stark genug für die Top 4?

Insgesamt ist das Team zufrieden mit der bisherigen Saison: "Wir müssen nur Qualifying und vor allem Rennen einmal problemlos hinbekommen, dann wird auch das Ergebnis stimmen", weiß Boullier. Allison fügt an: "Wir sind Q3-Material. Ich hoffe, dass wir weiter vorne hingehören, aber es ist dieses Jahr sehr eng - da machen die kleinsten Fehler viel aus. Wir waren Dritter in Australien und Sechster in Sepang. Ich schätze, das macht uns im Schnitt zu Platz viereinhalb!" Die Topteams Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes auf die Saison gesehen anzugreifen, sei "nicht einfach", meint Boullier, aber: "Ich glaube, dass wir die Pace haben und dass wir einige Gelegenheiten ausgelassen haben, besonders mit Romain. Sonst hätten wir sogar besser als Top 4 sein können. Aber um am Jahresende Top 4 zu sein, müssen wir hart arbeiten und das Auto weiterentwickeln und wir dürfen uns keine Gelegenheiten mehr entgehen lassen." Allison kündigt für den Mugello-Test Anfang Mai und den Europa-Auftakt in Barcelona ein grösseres Update an, schränkt aber ein: "Das Kräfteverhältnis wird sich nicht gross ändern. Wir alle pushen ähnlich hart und ich sehe keinen Grund, warum es grosse Verschiebungen geben sollte. Den Unterschied werden vielmehr kleine Fehler im Qualifying machen, denn die Startpositionen sind oft durch weniger als eine Zehntelsekunde getrennt", analysiert er.

Lopez will ab 2014 um den Titel fahren

Teameigentümer Gerard Lopez sieht Lotus auf dem richtigen Weg: "Wir haben beim Auto überall mehr rausgeholt, statt uns an einer Stelle auf ein grosses Experiment einzulassen. Die Abstimmung zwischen Windkanal und Strecke klappt wieder wie 2010", sagt er und kündigt an: "Wir haben dieses Jahr 22 Entwicklungsschritte vorgesehen. Vergangenes Jahr waren es 19, aber nur ein Drittel hat tatsächlich einen Fortschritt gebracht. Wir haben Anfang vergangenen Jahres das Ziel ausgegeben, auf Platz vier in der WM zu landen. Jetzt hat unser Marschplan ein Jahr Verspätung", gibt er zu. "Es hat aus den aufgezeigten Gründen nicht geklappt. Dieses Jahr wäre es eine Enttäuschung, Fünfter zu werden. Im Plan steht Platz vier." Und die Weltmeisterschaft? "Den Titel kann man nicht planen. Das ist Wunschkonzert", winkt Lopez ab. "Aber ab 2014 wollen wir um die Weltmeisterschaft mitfahren."

Hohe Temperaturen sollten uns besser liegen


Kimi Räikkönens Qualifying-Leistung am heutigen Samstag in China war solide. Der Finne in Diensten von Lotus wurde starker Vierter und startet damit morgen sechs Plätze weiter vorne als Teamkollege Romain Grosjean. Im Interview verrät der ehemalige Formel-1-Weltmeister, dass er auf ein trockenes Rennen und warme Temperaturen hofft, da die Reifen seines Boliden erst dann ihre optimale Leistung entfalten könnten.

Frage: Kimi, bist du zufrieden mit deinem vierten Platz?

Kimi Räikkönen: Auf gewisse Weise schon, denn es lief nicht allzu schlecht. Doch aufgrund des Rückstands zur Spitze bin ich auch etwas enttäuscht. Insgesamt denke ich, dass wir beim vergangenen Grand Prix stärker waren als hier. Dennoch ist die Position ganz in Ordnung.

Wie erklärst du dir den Rückstand? Gab es ein Problem mit dem Auto?

Wir verbessern uns halt in manchen Bereichen und in anderen wiederum nicht. Wir befinden uns in einem Lernprozess.

Auf deiner Runde traten also keine Probleme auf?

Das Auto hätte nicht viel schneller sein können. Wir haben zwar alles versucht, es hat aber nicht funktioniert.

Gab es eher Probleme in den langsamen oder den schnellen Kurven?

Eher in den langsamen Passagen. Ansonsten stimmt das Handling des Autos. Ausser im letzten Qualifying, als es kühler war. Da verschlechterte sich das Handling etwas.

Bist du insgesamt zufrieden mit dem Fahrverhalten des Autos?

Insgesamt war ich beim vergangenen Rennen zufriedener mit dem Auto. Es gibt ein paar Bereiche in denen wir Probleme haben und der Rückstand zur Spitze ist etwas größer als erhofft. Man muss aber dazu sagen, dass die Zeiten sehr eng beieinander liegen. Meiner Meinung nach könnten wir auch weiter vorne stehen.

Wie schätzt du von Startplatz vier deine Chancen fürs Rennen ein?

Ich weiss es nicht. Für gewöhnlich ist unser Auto im Rennen gut. Morgen soll es heisser sein als heute, was uns entgegenkommen sollte. Hoffentlich haben die anderen Teams dann Probleme damit. Wir müssen einfach abwarten und schauen, was passiert.

Wenn du die weichen mit den harten Reifen vergleichst - erkennst du dann einen großen Unterschied?

Nein. Auf eine Runde gesehen vielleicht. Aber danach kommt es auf die Temperaturen an.

In welchen Bereichen glaubst du könnt ihr das Auto noch verbessern?

Wir könnten den Abtrieb noch weiter verbessern. Dann würden die Reifen auch besser funktionieren.

Bezüglich der Updates an deinem Auto: Stimmt es, dass hier du noch mit der alten Heckpartie fährst?

Nein, die funktionierte nicht. Wir verwenden jene, die wir beim vergangenen Rennen eingesetzt haben. Wir hatten die alte noch einmal ausprobiert, aber sind dann doch wieder zurück zur neueren gewechselt.

Bist du von Kamuis (Kobayashi) Leistung überrascht?

Nein. Die Sauber waren die ganze bisherige Saison schon schnell. Beide Piloten waren schnell, also bin ich nicht überrascht, dass er vor mir liegt.

Wie schätzt du die Beständigkeit deiner Reifen im Rennen ein?

Keine Ahnung. Wir hatten hier nicht die Möglichkeit, eine Renndistanz zu simulieren. Wie ich schon sagte, hängt es stark davon ab, wie heiss es wird. Sollte es wirklich heisser sein, wird uns das entgegenkommen. Sollte es kühler sein, wird es für uns schwierig, Temperatur in die Reifen zu bekommen. Dann hat die Konkurrenz vielleicht einen Vorteil.

Wie schätzt du die Lage bei Regen ein? Es besteht eine geringe Chance, dass es morgen regnet.

Egal was passiert, wir werden einfach versuchen, das Bestmögliche zu erzielen. Die Situation wird für alle die gleiche sein. Für uns macht das keinen grossen Unterschied. Es wäre aber schöner, ein Rennen im Trockenen zu fahren. Wir können das Wetter aber nicht ändern.

Du warst der Schnellste in Sektor 1. Kommt der Sektor deinem Auto entgegen oder magst du ihn speziell?

Ich bin eigentlich mit dem ersten Sektor gar nicht so zufrieden, weshalb ich überrascht bin, dass ich dort am schnellsten war. Das Auto fühlt sich dort gar nicht so gut an.
Glaubst du, dass Mercedes morgen nicht so schnell sein wird wie heute?

Für gewöhnlich nicht. Aber wenn es kühler sein sollte, könnte das von Vorteil für sie sein. Sie scheinen im Rennen einen höheren Reifenverschleiss als andere zu haben, also sollten kühlere Temperaturen für ihre Reifen besser sein.

Du hast schon alle weichen Reifen verwendet, stimmt das?

Ich bin meine schnellste Runde nicht auf dem letzten Reifensatz gefahren, mir steht also noch ein weicher Satz zur Verfügung.

In Malaysia warst du gegen Ende des Rennens sehr schnell. Glaubst du, dass das hier in China auch so sein wird?

Wir sind eigentlich immer schnell. Zum Rennende werden die Zeiten insgesamt für gewöhnlich schneller. Wir müssen sehen, wie das morgen sein wird.

Bist du von Sebastians (Vettel) Abschneiden überrascht?

Ich weiss ja nicht, woran es lag. Vielleicht hatte er viel Verkehr auf der Strecke. Das kann schonmal passieren.

Hast du beim Start die beiden McLaren von Button und Hamilton auf der Rechnung?

Ja, denn sie waren schon immer sehr schnell.

Boullier lobt Räikkönen: "Eine perfekte Leistung"


Kimi Räikkönen gilt als Fahrer, der alles andere als pflegeleicht ist: In China reiste er einen Tag zu spät an, mit dem Lotus-Simulator will er nicht arbeiten. Aber dafür ist der "Iceman" verdammt schnell. Sein neuer Boss Eric Boullier weiss diese Qualität zu schätzen und verteilt nach dem Qualifying zum Grossen Preis von China am Samstagnachmittag ein Sonderlob an den Finnen, der sich auf Rang fünf klassierte. "Kimi hat einen brillanten Job gemacht. Da gibt es nichts zu meckern", sagt der Lotus-Teamchef. "Der Speed war immer da. Kimi hat sich in Sachen Konstanz verbessert."

Das Auto habe die nötige Performance vermissen lassen, um ganz vorne mithalten zu können, räumt Boullier ein, zeichnet nach dem durchwachsenen Freitag mit den Positionen 13 und 15 aber ein positives Bild der Situation. "Das war das Wichtigste. Kimi nähert sich der idealen Runde." Die Leistung des Romain Grosjean, der sich bei seinem ersten Renneinsatz in Schanghai als Zehnter qualifizierte, streicht der Lotus-Chef ebenfalls heraus. "Er hatte etwas mehr Probleme mit der Balance des Autos und hätte mehr Zeit benötigt, um sich darauf einzustellen."
Grosjean selbst ist mit seiner schnellen Runde in Q3 nicht zufrieden, bezeichnet das Resultat als "sehr schlecht". Ursächlich für die mangelnde Performance war der Umgang des amtierenden GP2-Champions mit den Pneus: "Ich habe die Hinterreifen überfahren, sie aber nicht beschädigt. Sie sollten für das Rennen also in gutem Zustand sein." Dennoch hadert Grosjean mit seiner Leistung: "Vielleicht habe ich etwas mehr von der Strecke erwartet und über das Limit Druck gemacht. Der Plan für das Rennen ist es, ins Ziel zu kommen - aber das nimmt sich doch fast jeder vor."
Offenbar wurde bei Lotus im Laufe des Wochenendes, zu dem das Team ein neues Flügelpaket angeliefert hat, fleissig umgebaut, sodass in der Qualifikation nur eine Komponente der Konfiguration der übrigen Sessions entsprach. "Nur den Heckflügel haben wir so gelassen, wie er war", sagt Boullier.

Zwischen Robert Kubica und dem Verantwortlichen am Lotus-Kommandostand herrscht derweil weiter Funkstille: Kein Telefonat, keine SMS, keine E-Mail. "Einfach nichts", sagt Boullier, der nur von gelegentliche Konversationen mit Kubica-Manager Daniele Morelli berichtet. "Er ruft gelegentlich an, wenn er etwas braucht." Die Personalie endgültig abschreiben will Boullier dennoch nicht.

Lotus: Ergebnisse gut, Zeiten nicht


Auf den ersten Blick kann sich das Qualifikationsergebnis von Lotus in Schanghai sehen lassen. Kimi Räikkönen fuhr mit 1:35.898 Minuten die fünftschnellste Zeit, wird aber wegen der Strafversetzung von Lewis Hamilton von Platz vier aus in den Grand Prix von China starten. Teamkollege Romain Grosjean erreichte zwar auch Q3, fuhr dort jedoch keine gezeitete Runde und wird das morgige Rennen von Startplatz zehn in Angriff nehmen.

Dennoch ist Räikkönen mit seinem Abschneiden in der Qualifikation nicht zufrieden. "Die Startposition ist okay, aber beim Blick auf die Zeiten bin ich von unserer heutigen Geschwindigkeit enttäuscht. Wir haben durch Lewis' Strafe eine Position gewonnen, aber wir waren nicht so schnell, wie wir hätten sein sollen, vor allem im Hinblick auf die Pole-Zeit", so der Finne. Der Rückstand auf Nico Rosberg betrug fast acht Zehntelsekunden. Einsatzleiter Alan Permane hingegen lobt seinen Fahrer: "Kimi ist da, wo das Auto sein sollte, ich glaube, er ist recht zufrieden mit seiner Leistung. Er hat im Qualifying exzellente Arbeit geleistet, nach dem bisherigen Verlauf des Wochenendes können wir durchaus zufrieden sein."

Updates funktionieren nicht

Der Grund für die Unzufriedenheit bei Räikkönen liegt vor allem in den Updates, die am Freitag nicht funktioniert hatten. "Wir haben an diesem Wochenende einige Updates ausprobiert, aber die haben nicht wie gedacht funktioniert, also haben wir zurückgebaut." Das bestätigt auch Permane: "Wir haben ein Update-Paket, von dem uns viele Teile gestern aber nicht überzeugt haben. Daher mussten wir fast wieder auf den Stand von Malaysia zurückbauen, weshalb wir nicht das volle Potenzial des Autos ausschöpfen können. Hoffentlich funktionieren die neuen Elemente bald."
"Wir starten weniger zuversichtlich in das Rennen als bei den vergangenen beiden Grands Prix, aber immerhin stehen wir in der Startaufstellung weiter vorne", so der "Iceman". "Wir müssen sehen, was morgen drin ist. Hoffentlich sind wir im Ziel weiter vorne als in der Startaufstellung, also auf dem Podium." Auch Teamkollege Grosjean war unglücklich über den Verlauf seiner Qualifikation. "Ich blicke mir gemischten Gefühlen auf den heutigen Tag. Nachdem wir gestern einige Probleme hatten, ist es toll, dass wir mit beiden Autos in Q3 gekommen sind", so der Franzose, der im letzten Abschnitt der Qualifikation nicht mehr in den Kampf um die Spitzenzeiten eingreifen konnte. "Leider mussten wir nach einem schrecklichen ersten Versuch in Q2 schon vor Q3 alle neuen Sätze der weichen Reifen verwenden."

Grosjean: Keine frischen Reifen - keine Chance

"Daher wäre der Versuch, im letzten Abschnitt eine schnelle Zeit zu fahren, sinnlos gewesen, was schade war, denn in Q2 hatte ich mich gut gefühlt. Ich fühle mich jetzt wohler im Auto, was meine Rundenzeiten zeigen. Das Team hat tolle Arbeit geleistet, wir haben die Kurve bekommen und sind nun wieder da, wo wir sein sollten", blickt Grosjean dennoch zuversichtlich auf den morgigen Grand Prix. "Ich muss noch etwas an der Feineinstellung arbeiten, aber morgen bei 56 Runden im Rennen sollte das möglich sein."
"Romain ist ähnlich schnell wie Kimi, aber wenn du nicht auf Anhieb deine Geschwindigkeit findest, verschlingst du im Qualifying die Reifen", sagt Permane. "Kimi hatte vor Q3 nur einen Satz der weichen Reifen verbraucht, aber Romain hatte schon alle drei Sätze benutzt, daher hatte er keinen frischen Satz mehr. Romain hat die Pace, wir müssen nur im Qualifying mehr aus den harten Reifen herausholen", beschreibt der Einsatzleiter die Zielsetzung. Permane betont, dass Grosjean in Q3 chancenlos war: "Da er im Gegensatz zu allen anderen keinen frischen Satz weicher Reifen hatte, war es unrealistisch, dass er besser als Zehnter sein würde. Wir haben ihn dennoch rausgeschickt, aber an den Zwischenzeiten gesehen, das nichts ging und haben ihn dann reingerufen, um die Reifen für das Rennen zu schonen."
Für besagtes Rennen rechnet sich das Team trotz allem gute Chancen aus. "Wir müssen das Rennen nehmen, wie es kommt. Bisher waren wir in den Rennen stärker als die beiden Mercedes vor uns, aber wir sind weit hinter der Pole-Zeit zurück, sie sehen sehr stark aus. Ich glaube, wir können mit den Autos um uns herum kämpfen und haben Vertrauen in unsere Starts, den Reifenverschleiß und unseren Rennspeed", so Permane. "Es sollte interessant werden."

14.4.2012