HRT besser vorbereitet nach China

HRT will den Aufwärtstrend aus Malaysia in China

fortsetzen

Bei HRT geht es langsam aufwärts. Nachdem das spanische Team in Melbourne mit dem ungetesteten Auto noch die Qualifikation fürs Rennen verpasst hatte, stellte die 107-Prozent-Hürde in Malaysia kein Problem dar. Im teils chaotischen Rennen am Sonntag brachten dann sowohl Pedro de la Rosa als auch Narain Karthikeyan trotz Kollisionen mit Jenson Button und Sebastian Vettel, ihren F112 ins Ziel. Die doppelte Zielankunft war für den Rennstall nach der schwierigen Saisonvorbereitung ein Erfolgserlebnis.

"Der Saisonstart war sehr schwierig, denn im Vergleich zu den anderen Teams liegen wir weit hinter unserem Plan zurück. Wir mussten gewaltige Anstrengungen unternehmen, um in Australien überhaupt zu fahren und uns eine Woche später in Malaysia zu verbessern", erinnert Teamchef Luis Perez-Sala. Für den dritten WM-Lauf in China sollten die Voraussetzungen nun besser sein. "Es gibt noch eine Menge zu tun und viele Bereiche, in denen wir uns verbessern müssen, aber in den vergangenen beiden Wochen hatten wir Gelegenheit, die Daten zu analysieren und unsere Batterien aufzuladen. Ich bin zuversichtlich, dass wir in China in einer wesentlich besseren Position sind", so der Teamchef.

"Nach den ersten beiden Grands Prix sind wir für China wesentlich besser vorbereitet", zeigt sich auch de la Rosa zuversichtlich. "Wir sind mehr Kilometer gefahren und haben eine Menge gelernt, vor allem in Malaysia. Die Daten, die wir dort gewonnen haben, sind für uns sehr wichtig, denn man darf nicht vergessen, dass uns die komplette Saisonvorbereitung fehlt. Jetzt wissen wir genauer, in welchen Bereichen wir uns verbessern müssen." Und auch Teamkollege Karthikeyan meint: "Wir haben in Malaysia einen Schritt nach vorne gemacht und wollen diesen Schwung nun nach China und in die weitere Saison mitnehmen." Der Inder beschreibt die Besonderheiten der Strecke in Shanghai: "Die rückwärtige Gerade in Shanghai ist eine der längsten im gesamten Kalender, und die enger werdende erste Kurve ist eine einzigartige Herausforderung. Am Kurveneingang fährst du im höchsten Gang, und am Ausgang bist du im zweiten. Zusätzlich gibt es einige technisch anspruchsvolle langsame Ecken und die schnellen Kurven Nummer sieben und acht. Diese unterschiedlichen Charakteristiken fordern Traktion, Aerodynamik und Bremsstabilität gleichermassen."

Teamkollege de la Rosa freut sich auf das Rennen vor den Toren der Millionenmetropole: "China ist eine Strecke, auf der ich immer gut war und die ich sowohl unter trockenen als auch unter nassen Bedingungen gut kenne. Es ist für das Auto und den Fahrer keine besonders anstrengende Strecke, aber die Aerodynamik ist entscheidend." In Shanghai stößt erstmals Ma Qing Hua zum Team. Der 24-Jährige Chinese wurde unlängst in das Nachwuchsprogramm von HRT aufgenommen und wird sein Heimrennen als Beobachter in der Box mitverfolgen.

Die Zeit seit dem Rennen in Malaysia hat das Team neben der Analyse der Daten auch zur Optimierung des F112 genutzt: "In Shanghai haben wir einige Updates, welche die Kühlung und Aerodynamik verbessern sollten. Diese zu überprüfen, ist ein Ziel an diesem Wochenende", kündigt Perez-Sala an. Die Kühlung war eines der Hauptprobleme an den ersten beiden Rennwochenenden. "Wenn wir die erst einmal behoben haben, können wir auch mehr Leistung aus unserem Auto herausholen", ist sich Karthikeyan sicher.

"Aber das Wichtigste in dieser frühen Phase der Saison ist, die Rennen zu beenden", ergänzt de la Rosa. "Das ist unser Hauptziel, damit wir möglichst viel lernen und uns von Rennen zu Rennen verbessern." Diese Verbesserungen betreffen laut Teamchef Perez-Sala nicht alleine das Auto: "Alles in allem müssen wir mehr aus dem Auto herausholen, aber auch die Zusammenarbeit und Koordination im Team verbessern."

HRT verzichtet diese Saison auf KERS


Beim vergangenen Rennwochenende in Sepang setzte HRT erstmals 2012 erfolgreich DRS ein - mit Erfolg. Denn der verstellbare Heckflügel bescherte dem spanischen Team nach der Enttäuschung von Melbourne endlich das Überwinden der 107-Prozent-Hürde und damit die Qualifikation im Rennen. Auf das Energie-Rückgewinnungssystem KERS verzichtete man allerdings bisher - und das wird auch so bleiben. Obwohl ein KERS-Einbau beim F112 grundsätzlich möglich wäre und Caterham dieses Jahr erstmals auf das System setzt, will HRT davon absehen. "Wir haben ein Auto, das wir erst erforschen müssen", gibt Teamchef Luis Perez-Sala gegenüber 'El Confidencial' zu. "Das Auto wurde zwar dafür designt, KERS einzusetzen, aber kurzfristig werden wir das nicht tun. Wir denken nicht, dass wir dieses Jahr damit fahren werden." Auch die Konkurrenz von Marussia verzichtet derzeit auf das System - abgesehen von diesen zwei Rennställen fährt das restliche Feld mit dem Hybridantrieb. Perez-Sala ist bewusst, dass die aktuelle Lösung "nicht perfekt" ist, aber in Anbetracht des Entwicklungs-Rückstands des Teams der einzige Weg ist. Das Team übersiedelte nach dem Bruch mit Ex-Teamchef Colin Kolles nach Spanien - die neue Struktur funktioniert aber noch lange nicht einwandfrei.

Heimrennen als wahrer Saisonauftakt

"Wir haben die Autos in Eile zusammengebaut", gibt Perez-Sala zu. Derzeit geht es für das Team bloß darum, die ersten Rennen zu überstehen. "Der Test in Mugello direkt nach Bahrain wird für uns daher sehr wichtig." Vor dem Heimrennen in Barcelona zieht das Team auch in die neue Niederlassung - die Tennishalle Caja Magica in Madrid - ein, bestätigt der Teamchef: "Nach Bahrain bringen wir die Autos dort hin. Ab dem spanischen Grand Prix werden wir beginnen, effektiver zu funktionieren." Die folgenden Rennen dienen dem Team als Testfahrten: "In China und Bahrain werden wir das Auto und das Team weiter verbessern, aber es handelt sich dabei um einen langsamen Prozess, der das ganze Jahr über andauern wird." Keine einfache Situation, denn "während ich hier in Madrid sitze", so Perez-Sala, "sind einige Leute in Valencia, andere in Deutschland und Grossbritannien."

Keine Kritik von Ecclestone

Das Auftreten des Teams bei den Testfahrten und bei den ersten Rennen sorgte teils für heftige Kritik - von chaotischen Zuständen bis zu einer Gefahr für die Sicherheit war die Rede. Doch laut Perez-Sala blieb man bisher zumindest von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der sich 2010 über die mangelnde Konkurrenzfähigkeit der "neuen" Teams beschwert hatte, verschont: "Wir hatten bisher keine Problem - ich glaube, er ist ruhig." Perez-Sala findet, dass die Wahrnehmung, das Team habe seit dem Vorjahr einen Schritt zurück gemacht, nicht gerechtfertigt ist, schliesslich befinde man sich "wirklich im ersten Jahr." Das gelte auch für die Verhandlung über ein neues Concorde Agreement, das die Verteilung der Einnahmen in der Formel 1 und andere massgebliche Details regelt: "Es gibt Teams, die schon weiter fortgeschritten sind als wir. Wir sind mit den Verhandlungen immer noch am Anfang."

9.4.2012

HRT ernennt Cuquerella zum Technischen Direktor


Rund ein halbes Jahr nach dem Weggang von Geoff Willis zu Mercedes hat HRT wieder einen Technischen Direktor: Toni Cuquerella, bisher Chefingenieur des spanischen Rennstalls, nimmt ab sofort auch auf dem Papier die Rolle des Technikverantwortlichen ein. "Wegen seiner Erfahrung, seines Einschätzungsvermögens und seines Wissens passt Tonis Profil perfekt", erklärt Teamchef Luis Perez-Sala. Der aktuelle HRT-Cosworth F112 wurde unter der Leitung des Aerodynamikers Stephane Chosse und der Holzer-Gruppe gemeinsam mit Koordinator Jacky Eeckelaert in München entwickelt. Doch Thesan Capital, den Eigentümern des HRT-Teams, war es von Anfang an ein Anliegen, die Operation nach Spanien zu verlegen. Erst vor kurzem wurde in Madrid ein neues Hauptquartier bezogen, in dem nun nach und nach auch die Technikabteilung zentralisiert werden soll. Deren Leiter wird Cuquerella sein.

An der tatsächlichen Aufgabenverteilung ändert sich durch die Änderung seines Titels nur wenig, aber Cuquerella freut sich über die Beförderung: "Die Rolle des Technischen Direktors bringt eine grosse Verantwortung hinsichtlich der technischen Koordination und des Treffens von Entscheidungen mit sich", weiß der Spanier. "Darum bin ich sehr stolz darauf, dass das Management mich für die richtige Person hält, um diese Verantwortung zu tragen. Bis jetzt war das Technikteam sehr zerstreut. Das hatte Auswirkungen auf Konzept und Qualität des F112", fährt er fort. "Für mich hat nun Priorität, die derzeitigen Probleme des Autos zu lösen und das maximale Potenzial auszuschöpfen sowie gleichzeitig die Technikabteilung zu vereinen und auszubauen. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Basis und eine klare Richtung haben, auf die wir unser Projekt in Zukunft aufbauen können."

Der Übergang von der Ära Kolles zur Ära Thesan sei nicht einfach gewesen, meint Teamchef Perez-Sala und ergänzt: "Die Position des Technischen Direktors war vakant und die Entwicklung des F112 wurde vom Technikbüro in München durchgeführt. Aber jetzt, wo das Auto bereits auf der Strecke unterwegs ist, war es wichtig, selbst die Kontrolle zu übernehmen und sich auf eine einflussreiche Person an der Spitze der Technikabteilung verlassen zu können." Cuquerella ist mit erst 38 Jahren einer der jüngsten Technischen Direktoren in der Formel 1. Der in Gandia gebürtige Spanier studierte an der Universität Valencia Maschinenbau, ehe er 1999 im Nissan-Open erstmals für Adrian Campos arbeitete. Über die WTCC heuerte er 2006 als Renningenieur bei Super Aguri in der Formel 1 an. Später wurde er bei BMW Renningenieur von Robert Kubica, ehe er zu Campos zurückkehrte, um ein spanisches Team in die Königsklasse zu bringen. Seither arbeitet er für HRT.