6000 Fans um Spa-Tickets geprellt

Müssen 6000 Fans draussen bleiben, weil sie Opfer

eines Betrugs wurden?

Die Formel 1 hautnah an der Rennstrecke zu erleben ist ein teures Vergnügen, aber auch ein einzigartiges Motorsport-Erlebnis. Für 6000 Fans heisst es jetzt Wut und Frust statt Vorfreude. Sie hatten ihre Karten für das Rennen in Spa-Francorchamps bei dem Rotterdamer Online-Tickethändler The Ticket Enterprise gebucht und bezahlt, bis heute jedoch keine Gegenleistung erhalten. Wie niederländische und belgische Zeitungen übereinstimmend berichten, befindet sich das Unternehmen in Finanznot.

Für eine Stellungnahme war The Ticket Enterprise am Montag nicht zu erreichen. Auf Nachfrage heisst es von der offiziellen Vorverkaufsstelle des Promoters Spa Grand Prix S.A.: "Wir wissen nur, dass dieses Unternehmen Karten auf unserer Webseite gebucht und sämtliche offenen Beträge nicht beglichen hat. Wir müssen die Betroffenen an die Polizei verweisen und bitten, Anzeige zu erstatten, da es uns nicht möglich ist, das Unternehmen zu kontaktieren."

Auch die Belgier versuchen seit Tagen vergeblich, mit einem Verantwortlichen der Firma zu sprechen. "Wir erreichen telefonisch niemanden, auf E-Mails wird nicht geantwortet. Wir müssen darauf warten, dass die Polizei ihre Arbeit erledigt." Schnelle Hilfe für die Fans, die vielleicht um viel Geld und ein Motorsport-Erlebnis geprellt wurden, ist nicht in Sicht. "Wir wissen nicht, ob die Betroffenen ihre Tickets erhalten. Sie sind gebucht, aber nicht bezahlt. Wir können sie also nicht aushändigen", heisst es aus Spa.

The Ticket Enterprise vertreibt über 38 Domains Karten für Rennen der Formel 1, der MotoGP und der Superbike-WM - darunter auch die Webseite hockenheimringtickets.de. Dort gibt sich das Unternehmen als offizielles Ticketbüro der Strecke im Badischen aus. Wie aus Hockenheim zu erfahren ist, habe sich The Ticket Enterprise als Partner bisher stets seriös präsentiert. Die Prognosen aus Spa sind zurückhaltend: "Vielleicht gibt es nach Abschluss der Untersuchungen durch die Polizei mehr Informationen."

Tribünen für Belgien-Grand-Prix schon ausverkauft


Spa-Francorchamps ist immer eine Reise wert - denken sich die Formel-1-Fans und pilgern am ersten Septemberwochenende zu Tausenden in die Ardennen. Bereits einen knappen Monat vor der ersten Trainingssession seien alle Sitzplatzkarten für den Belgien-Grand-Prix vergriffen, meldet 'GPUpdate.net' am Mittwoch.


Tickets für den allgemeinen Zugang zur Anlage sind über die Vorverkaufsstellen hingegen noch zu beziehen. Zuvor hatte Spa-Francorchamps, das immer wieder wegen schwacher Besucherzahlen und finanzieller Probleme in die Schlagzeilen geraten war, die Eintrittspreise reduziert.

Spa-Francorchamps vermeldet: Bis 2015 gesichert?


Aufatmen für alle Fans der traditionsreichen Berg- und Talbahn in den Ardennen: Spa-Francorchamps hat nach Aussage der zuständigen belgischen Behörden eine "grundsätzliche Einigung" mit Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone erzielt. Zwar ist noch unklar, ob der Vertrag schon unterschrieben wurde, doch das Rennen dürfte demnach bis 2015 gesichert sein.

"Wir konnten eine Vertragsverlängerung für die Jahre 2013, 2014 und 2015 aushandeln. Dann wird der Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps in Wallonien stattfinden", bestätigt der stellvertretende Ministerpräsident der Region Wallonien, Jean-Claude Marcourt, in dessen Zuständigkeit die Ressorts Wirtschaft und Aussenpolitik fallen. Der aktuelle Vertrag läuft mit dem Grand Prix am 2. September aus.

Ursprünglich hatten die Wallonier vor, nach deutschem Vorbild einen Rotationsvertrag auszuhandeln, allerdings über die französische Grenze hinweg mit Le Castellet oder Magny-Cours. Dieser Plan ist jedoch mit der Abwahl des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy gefallen, denn die Hollande-Regierung hat die Pläne für eine Rückkehr der Formel 1 in die "Grande Nation" aus Kostengründen auf Eis gelegt.

Die Belgier hatten die Rotation ursprünglich "auf Wunsch unserer französischen Freunde" in Betracht gezogen - auch, um die jährlichen Kosten für die öffentliche Hand zu reduzieren, sagt Marcourt: "Leider - oder zum Glück, wie man es sehen will - wurde dieser Vorschlag nicht in die Praxis umgesetzt, also haben wir uns entschieden, für drei weitere Jahre zu unterschreiben."

Zu vergünstigten finanziellen Konditionen: "Wir wollten die Ausgaben für die Region Wallonien reduzieren. Ich würde sagen, das ist uns gelungen. Weiterhin so viel Geld wie bisher zu verlieren, war keine Option."

13.8.2012