Pressekonferenz der Fahrer in Bahrain

Begeisterung pur: Die sechs Fahrer in der

offiziellen Pressekonferenz der FIA

Wenige Stunden vor dem Trainingsauftakt in Bahrain stellte sich ein Fahrer-Sextett der Formel 1 den Fragen der Journalisten. Timo Glock (Marussia), Romain Grosjean (Lotus), Lewis Hamilton (McLaren), Heikki Kovalainen (Caterham), Felipe Massa (Ferrari) und Nico Rosberg (Mercedes) schildern in der FIA-PK, was sie sich vom vierten Saisonrennen erwarten und mit welchen Fortschritten sie rechnen. Die unklare Lage vor Ort wird ebenfalls thematisiert, aber überraschenderweise nur ganz am Rande.

Frage: Heikki, du hattest einen schwierigen Saisonstart. Was hattest du dir von den ersten drei, vier Rennen erwartet?

Heikki Kovalainen: Nun, wir hatten auf bessere Ergebnisse gehofft. Im Prinzip hatten wir in jedem Rennen ein paar Probleme. Daran haben wir aber hart gearbeitet. Wir stellen sicher, dass uns solche Schwierigkeiten nicht noch einmal ereilen werden. Wir haben alles getan, was in unserer Macht steht. Eben alles, was sich in so kurzer Zeit realisieren ließ, um zu garantieren, dass wir ein problemloses Rennen haben.

Rechnest du deshalb mit einem grossen Fortschritt in Barcelona?

Kovalainen: Wir haben einige Modifizierungen in der Pipeline, nicht nur für Barcelona. Das ist für den gesamten Saisonverlauf geplant. Wir holen immer weiter auf. Noch haben wir das Mittelfeld aber nicht erreicht. Das ist weiterhin unser Ziel. Natürlich hat jeder einige Updates im Gepäck. Es bleibt also abzuwarten, wie rasch wir vorankommen. Ich denke aber, alle geben Vollgas, um das Team in jedem denkbaren Bereich zu stärken, damit uns das gelingt.

Was erhoffst du dir für das Wochenende in Bahrain?

Kovalainen: Hoffentlich haben wir ein problemloses Wochenende ohne Zwischenfälle. Das gilt vor allem für das Rennen. Wir wünschen uns gute Boxenstopps ohne zusätzliche Vorfälle. Hoffentlich können wir alles aus dem Team und dem Auto herausholen. In den vergangenen Rennen - vor allem in China - zeigten wir, dass wir es recht lange mit einigen anderen Fahrzeugen aufnehmen können. Hoffentlich können wir damit fortfahren.

Romain, du bist jetzt 26 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch. Du kennst die Strecke in Bahrain sehr gut. Hier warst du schon mit der GP2 unterwegs und es gab für dich auch bereits ein 'Full House', wenn du verstehst, was ich meine ...

Romain Grosjean: Ja. Nun. Es ist eine Strecke, die ich ziemlich gut kenne. Ich fuhr hier schon mit der GP2 und half Pirelli hier auch schon beim Entwickeln der Reifen. Es ist eine nette Bahn. Ich mag sie sehr. Wir sollten hier ein gutes Auto haben. Das Wetter soll endlich einmal stabil sein. Wir werden hohe Temperaturen haben. Hoffentlich erwischen wir eine gute Qualifikation und auch ein gutes Rennen. Wir wollen ein besseres Ergebnis erzielen als noch im vergangenen Rennen.

In China hast du das Ergebnis gekriegt, auf das du es abgesehen hattest. Oder hattest du dir noch mehr ausgerechnet?

Grosjean: Du hoffst immer auf ein noch besseres Resultat. In gewisser Weise willst du bei einem Rennen natürlich immer den Sieg einfahren. Das ist für jeden Fahrer in der Startaufstellung das Ziel. China war aber ein gutes Rennen. Es ging sehr eng zu. Es gab ein paar gute Duelle. Wir zeigten, dass wir ein Rennen mit einer guten Geschwindigkeit und einigen tollen Manövern absolvieren können, wobei wir die Reifen noch sanft behandelten. Das war in China der Schlüssel zum Erfolg. Ich denke, das wird auch hier in Bahrain das Wichtigste sein.

Bahrain ist aber eine ganz andere Strecke und die Temperaturen werden ebenfalls ganz anders sein ...

Grosjean: Ja, aber ich hasse die Kälte. Ich fühle mich hier deutlich wohler. Die Reifentaktik wird anders sein, auch der Verschleiss der Reifen dürfte angesichts der Temperaturen anders ausfallen. Ich erwarte allerdings nicht, dass wir Probleme mit dem Aufwärmen der Pneus bekommen werden. Das sollte uns dabei helfen, das Auto gut einzustellen.

Timo, dein Team holt seit dem Saisonstart auf. Wie gelangt ihr dabei voran? Die Lernkurve scheint sehr steil zu sein ...


Timo Glock: Ja, absolut. Wenn du vor dem ersten Rennen nur 200 Kilometer abspulst, dann ist derzeit jede Runde, jeder Kilometer ein Lernprozess für uns. Ich bin recht zufrieden mit den vergangenen Rennen. Ich denke, wir konnten den Rückstand deutlich verkürzen. Im jüngsten Qualifying lagen wir nur drei Sekunden zurück. Beim ersten Rennen waren es noch fünfeinhalb Sekunden. Das ist ein klarer Schritt nach vorn. Und das ist gut.

Die Ergebnisse scheinen positiv zu sein, das Auto ist zuverlässig. Wir weit kann es für euch nach vorn gehen?

Glock: Ich hoffe, wir können uns weiter so verbessern. Das dürfte aber schwierig werden. In der Europasaison hat jeder einige Modifizierungen am Start. Wir arbeiten daher hart, um unseren Kurs beizubehalten. Es wäre klasse, wenn wir bei jedem Rennen solche Fortschritte erzielen könnten, wie das in China der Fall war. Schauen wir einmal, was wir tun können. Wir haben hier ein paar Kleinigkeiten, die unser Auto erneut verbessern könnten. Darauf freuen wir uns. Ich denke, wir haben eine gute Ausgangsbasis, von der aus wir wirklich aufholen können.

Die meisten Teams werden für Barcelona ein grösseres Paket schnüren. Ist das auch bei euch der Fall?

Glock: Ja, daran arbeiten wir. Noch steht nicht fest, wie viel uns das bringen wird, doch im Augenblick haben wir bei jedem Rennen neue Teile dabei. Wenn das so weitergeht, ist mir egal, wie groß das Update in Barcelona ist. Viel wichtiger ist, diesen Trend das gesamte Jahr über aufrechtzuerhalten.

Lewis, hattest du nach drei dritten Plätzen in den ersten drei Rennen gedacht, die Meisterschaft anzuführen?

Lewis Hamilton: Erst einmal hallo miteinander. Nein, ganz sicher nicht. In jedem Jahr lautet das Ziel, konstant zu sein. Manchmal läuft es aber nicht nach Plan. Ich denke, in diesem Jahr darf ich mich jedoch glücklich schätzen. Es war fantastisch für uns, in den ersten drei Rennen stets auf dem Podest zu sein. Die Saison ist aber noch jung. In den vergangenen Jahren haben wir gesehen, wie die WM-Führung während der Saison hin- und herwechselte. Das bedeutet im Augenblick also noch nicht sehr viel.

Denkst du, euer Auto passt zu dieser Strecke? Die Reifen sind jetzt so wichtig geworden, noch wichtiger als sie es 2011 waren. Ist das der Fall?


Hamilton: Ich persönlich denke nicht, dass die Reifen wichtiger sind als in der Vergangenheit. 2011 hatten wir einen ähnlichen Verschleiß und mussten ähnlich mit den Reifen umgehen. Beim jüngsten Rennen waren die Leute mit einer Zweistopp-Strategie am Ende langsam und die Leute mit einer Dreistopp-Strategie überholten sie noch. So war das auch schon im vergangenen Jahr. So habe ich das Rennen gewonnen. Das Arbeitsfenster der Reifen ist nun aber vielleicht ein bisschen kleiner als 2011. Das macht es für die Leute zum Beispiel im Qualifying schwierig, ihre Reifen auf Temperatur zu bringen. Es ist eine etwas größere Aufgabe, doch die Rennen sind klasse.

Und wer wird euer Hauptgegner sein? Nico Rosberg, weil er das Rennen in China gewonnen hat, oder eher dein Teamkollege? Schwer zu sagen, oder?

Hamilton: Das ist wirklich schwer zu sagen. Wir scheinen im Qualifying konkurrenzfähig zu sein. Mercedes ist derzeit am schnellsten, doch es geht eng zu zwischen einigen Autos. Im Rennen ist Red Bull sehr schnell, Mercedes sehr schnell, wir sehr schnell - selbst Sauber ist schnell. Im Augenblick ist es einfach eine Mischung. Es geht darum, konstant zu agieren und aus jeder sich bietenden Chance das Maximale zu machen.

Nico, deinen ersten Sieg konntest du nicht so ausgiebig feiern. Die Strecke in Bahrain kennst du aber gut. Du warst hier schon in den Nachwuchsklassen erfolgreich und fuhrst bei deinem Formel-1-Debüt gleich die schnellste Runde. Du freust dich sicher auf dieses Wochenende ...

Nico Rosberg: Ja, na klar. Ich mag diese Strecke sehr. Ich habe einige gute Erinnerungen an diesen Kurs. Es ist aber schwer zu sagen, wo wir uns hier einsortieren werden. In Schanghai schnitten wir richtig gut ab. Davor hatten wir in den Rennen aber einige Probleme. Es ist möglich, dass es hier etwas schwieriger wird.

Du hast die Schwierigkeiten deines Teams angesprochen. Das hing mit den Reifen zusammen. In China funktionierte aber alles prima. Kann das auch hier funktionieren? Ist es so schwierig, alles auf die Reihe zu kriegen?

Rosberg: Nun ja, in der Zwischenzeit haben die Ingenieure und alle einige gute Fortschritte mit dem Auto gemacht, was das Setup und dergleichen betrifft. Wir lernen rasch. Es war kein Zufall, dass wir in Schanghai schnell waren. Nein, wir leisteten gute Arbeit und holten das Beste heraus. Hier könnte die Situation aber ganz anders sein, wo wir doch andere Temperaturen haben. Das könnte eine größere Herausforderung darstellen, aber ich weiss es nicht.

Ist das Setup wichtiger als früher?

Rosberg: Das Reifenmanagement ist im Rennen ein grösseres Problem als früher. Das ist ganz klar der Fall. Mit dem Setup und diversen anderen Dingen lässt sich das beeinflussen.

Felipe, diese Strecke war in der Vergangenheit ein guter Platz für dich. Zweimal hast du hier gewonnen, dreimal warst du Zweiter in der Qualifikation. Spürst du einen Aufwärtstrend?

Felipe Massa: Ja. Es ist sicherlich eine tolle Strecke. Ich hatte hier schon viel Spass. Ich rechne mit einem guten Rennen, mit meinem besten in dieser Saison - bis jetzt. Ich freue mich einfach auf ein gutes Rennen, auf ein paar Punkte. Ich möchte daran arbeiten, immer ein besseres Rennen zu haben.

Hattest du in Schanghai das Gefühl, Fortschritte gemacht zu haben?

Massa: Ja, definitiv. Auch wenn das Endergebnis letztlich nicht zufriedenstellend für das Team, für Fernando oder für mich war. Es war ein normales Rennen, was den Renntrimm, die Qualifikation und alles anbelangte. Alles lief normal. Schanghai war ganz anders als die beiden Rennen davor.

Lewis, du scheinst in diesem Jahr eine stärkere Person zu sein als 2011. Siehst du das ähnlich? Meinst du, die anspruchsvolle Saison 2011 war dir eine Hilfe?


Hamilton: Ich glaube fest daran, dass die vergangenen drei Jahre ihren Anteil daran haben, wo ich heute stehe. Es gab ein paar gute Lektionen mit guten und schlechten Erfahrungen. Das hilft dir, wenn du ein gutes Auto hast und wenn du dich in einer deutlich besseren Position befindest. Ja. Für alle Sportler gilt, dass dein Kopf richtig eingestellt sein muss. Viele Dinge können das beeinflussen. Schau dir zum Beispiel Tiger Woods an. Er ist der Beste, doch manchmal läuft es, manchmal nicht. Es ist ein großes Mentalspiel. Und dabei geht es einzig und allein darum, im Geiste den richtigen Weg einzuschlagen. Ich denke aber, ich bin derzeit ziemlich gut aufgestellt, arbeite aber immer noch hart daran.

Romain, du hattest in Schanghai ein sehr intensives Rennen. Dein Duell mit Pastor Maldonado war vielleicht sogar noch etwas intensiver. Siehst du es persönlich als Revanche für Melbourne?

Grosjean: Nein, das ist keine Revanche. Ich machte einen Fehler mit Mark Webber. Das war der Grund, weshalb ich gegen Pastor Maldonado kämpfen musste. Ich denke, es war ein enges Duell. Ganz ehrlich: Ich wünschte, wir hätten uns nicht berührt, doch letztlich lag ich vor ihm und konnte mich von ihm absetzen. Ich beendete das Rennen mit meiner eigenen Geschwindigkeit und überholte sogar noch den zweiten Williams. Das brachte mir noch mehr Punkte ein, was mich sehr glücklich machte.

Hast du während des Rennens viel mit deinem Ingenieur über die Strategie gesprochen? Gab es viel Kommunikation?

Grosjean: Nun, vor dem Rennen finden intensive Beratungen statt. Da hat man die Zeit, um die Taktiken zu besprechen. Wir hatten im Prinzip zwei Optionen: zwei Boxenstopps oder drei Boxenstopps. Diese Frage stellte sich uns im zweiten Stint. Entweder willst du viel Druck machen und gehst daher auf drei Stopps oder du schonst deine Reifen, damit diese 20 bis 25 Runden halten. Diese Runden brauchst du, damit deine Zweistopp-Strategie aufgeht. Ich denke, unser Setup war ziemlich gut. Auf den härteren Reifen funktionierte das Auto prima. Der zweite Stint war sehr gut. Wir kamen zum Boxenstopp herein, weil wir Sebastian Vettel im Auge hatten. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätten wir im zweiten Stint noch mehr Runden zurücklegen können. Das hätte den dritten Stint einfacher gemacht. Zum Schluss sagten mir meine Ingenieure aber, dass ich gute Arbeit geleistet hätte. Sie halfen mir dabei, meine Reifen zu schonen. Wenn du mit anderen Piloten kämpfst, ist das nicht immer einfach. Du musst halt erkennen, dass das Rennen lange dauert und dass noch ein paar Runden folgen.

Vor diesem Wochenende gab es viele Medienberichte über die Situation in Bahrain. War das eine Ablenkung bei eurer Vorbereitung oder konntet ihr all das einfach ausblenden und euch konzentrieren?


Kovalainen: Es hatte nicht den geringsten Einfluss auf meine Vorbereitung. Ich habe mich auf den Grand Prix eingestellt, sowohl körperlich als auch mental. Und das genau so wie bei jedem anderen Rennen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Grosjean: Nun, wir haben uns bestmöglich auf diesen Event vorbereitet. Man kann die Situation nicht ignorieren. Andererseits hoffe ich, dass das Rennen eine klare Vision darstellen und der Lage behilflich sein kann. Ich denke, das Rennen wird prima.

Glock: Nein. Wir haben die gleichen Vorbereitungen getroffen wie bei jedem anderen Rennen auch.

Hamilton: Meine Vorredner haben schon alles gesagt. Das Team hat sich darauf konzentriert, sich bestmöglich auf die Rennen vorzubereiten, um einige Siege einzufahren.

Rosberg: Nein, wir haben uns bestmöglich vorbereitet. Das gilt für das Team und auch für mich.

Massa: Es war die gleiche Vorbereitung wie immer. Wir kommen hierher für den Sport. Das ist das Beste, was wir tun können. Es ist ein Sport.

Nico, du weisst nun, wie ein Rennerfolg schmeckt. Wird es dadurch härter für dich, wenn du nicht in jedem Rennen um den Sieg fährst?

Rosberg: Niki Lauda sagte mir nach dem Rennen: 'Nico, glaub mir, der erste Sieg ist bei Weitem der schwierigste. Danach wird es wesentlich einfacher.' Daran halte ich mich. Er sollte es wissen.

Kovalainen: Nach meinem ersten Sieg schrieb mir Bernie (Ecclestone) eine Nachricht. Der Inhalt: 'Ab jetzt geht es bergab.' Diese Möglichkeit besteht ebenfalls.

Nach dem Qualifying in Schanghai hast du Abstände von bis zu einer halben Sekunde durch Temperatur-Unterschiede von wenigen Grad Celsius erklärt und dass du das Setup zwischen Q2 und Q3 verändert hattest und dergleichen. Im Rennen wuchs der Abstand aber nie so stark an. Wie erklärst du das? Lag das an dir?

Rosberg: Nein, definitiv nicht. Es kam einfach nur alles zusammen. Ich war an diesem Wochenende in Bestform. Im Qualifying und im Rennen. Das Setup war ebenfalls prima. Das Auto arbeitete aber auch sehr gut - auch im Qualifying. Selbst in Schanghai waren wir im Rennen etwas stärker. Natürlich war das genug, um mit einem Vorsprung zu gewinnen. Alles in allem war es ein richtig starkes Wochenende.

20.4.2012