Bahrain-Hitze: Pirelli rechnet mit drei Boxenstopp

Bei Streckentemperaturen um 50 Grad kämpfen die

Teams in Bahrain mit den Reifen

Aus dem kühlen Schanghai in die Wüstenhitze von Bahrain - die Formel-1-Teams stehen vor dem Rennen in Manama vor eine neuen Herausforderung. Es gilt, die Pirelli-Reifen bis zum Renntag möglichst haltbar zu machen. Allerdings wird nicht der italienische Hersteller etwas an seinen Pneus ändern, sondern die Teams müssen entsprechende Setups finden, um den Verschleiß zu minimieren. Eine grosse Aufgabe, wie sich schon am ersten Tag in Bahrain herausstellte.

"Es war heute sehr heiss. Mit beiden Mischungen haben wir - wie erwartet - erheblichen Reifenverschleiss gesehen. Das ist hier wirklich ein Problem", sagt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. Vor allem von McLaren-Pilot Jenson Button waren laute Klagen zu hören. "Am Morgen haben die Hinterräder zunächst nur wenig Traktion ermöglicht. Man hat oft Fahrzeuge mit starkem Übersteuern gesehen. Dadurch wurde die Reifen überhitzt und das Problem wurde dadurch noch schlimmer", sagt Hembery.

Der Brite ergänzt: "Am Nachmittag ging es schon etwas besser, weil die Ideallinie sauberer war." Die hohen Streckentemperaturen von etwa 50 Grad und der Sand auf der Strecke sorgen für komplett andere Voraussetzungen als zuletzt in China. Überraschend war es allerdings erneut das Mercedes-Team, das sich bisher am besten auf die Bedingungen einstellen konnte. Nico Rosberg fuhr am Freitag zur deutlichen Bestzeit. "Die müssen wir im Auge behalten. Die haben einen guten Speed auf Longruns gezeigt", meint Ex-Formel-1-Designer Gary Anderson in der 'BBC'. Dem erfahrenen Techniker war am Freitag aufgefallen, dass die weichere Mischung schnellere Rundenzeiten zuließ, aber extrem schnell abbaute. "Es wird im Rennen viele Verschiebungen geben können", so Anderson. "Im Qualifying wird man wohl auf die weiche Mischung setzen, im Rennen wird die härtere die bessere sein. Sehr wahrscheinlich wird man hier drei Boxenstopps einlegen müssen", schätzt Pirelli-Mann Hembery. "Bei den Topteams ist der Verschleiss in etwa gleich. Jeder denkt, er hätte gerade ein einzigartiges Problem, aber sie haben eigentlich alle die gleichen Sorgen", schmunzelt Hembery. "In diesem Jahr ist es wohl so, dass unsere Reifen erst ab Temperaturen von 20 Grad gut ins Arbeitsfenster zu bekommen sind. Im vergangenen Jahr lag die Grenze etwa bei 15 Grad. Bei kühlen Temperaturen wird es schwierig. Das bedeutet, dass es bei den Europarennen durchaus einige Herausforderungen geben könnte. Mercedes hat sehr genau analysiert, warum sie in der Vergangenheit diese Probleme hatten. Ich denke, auch in Melbourne war Nico schon in einer guten Position. Der Unterschied war aber dort, dass er in Zweikämpfe verwickelt war, was immer deutliche Auswirkungen auf den Umgang mit den Reifen hat", meint der Pirelli-Motorsportboss mit Blick auf die starken Leistungen der Silberpfeile. Wirklich überrascht haben ihn die Ergebnisse der bisherigen Saison nicht.

"In Melbourne haben wir ein recht normales Rennen gesehen, in Malaysia hat der Regen alles durchgemischt und in Schanghai hat jenes Auto gewonnen, das zuvor die Pole-Position geholt hatte", meint der Brite. "Wenn alle die gleiche Herausforderung haben, dann gewinnt am Ende der beste Fahrer gemeinsam mit den besten Ingenieuren. Das wird hier wahrscheinlich nicht anders sein. Mercedes, McLaren und Red Bull liegen wirklich dicht beisammen. Vorhersagen sind da kaum möglich. Im vergangenen Jahr hatten wir fast überall den Soft-Reifen im Einsatz. Die Teams hatten sich darauf optimal eingestellt. In diesem Jahr wechseln wir mit unseren Mischungen mehr durch", nennt Hembery einen möglichen Grund für die sich ständig verschiebenden Kräfteverhältnisse in der diesjährigen Saison. Den Fans soll es recht sein. Die ersten Grands Prix des Jahres brachten viel Spannung und Abwechslung. So darf es weitergehen.

Sorgen bereitet dem Reifenhersteller sicherlich die Sicherheit in Bahrain. Auch am heutigen Freitag gab es wieder heftige Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Die Teams hatten sich daher dazu entschlossen, geschlossen frühzeitig zu den Hotels zu fahren. Pirelli musste jedoch zunächst noch die GP2-Teams versorgen. "Wir packen zusammen und verlassen dann das Gelände. Wir werden jedenfalls nicht heute Abend hier noch grillen. Wenn unsere Arbeit beendet ist, dann fahren wir ins Hotel", gibt sich Hembery gelassen.

20.4.4012