Red Bull: Nur wenig gelernt am Freitag

Sebastian Vettel hätte sich über einen trockenen

Trainingstag mehr gefreut

Auch im Red-Bull-Team bedauerte man, dass der erste Trainingstag der Formel-1-Saison 2012 am Freitag in Melbourne praktisch ins Wasser fiel. Angesichts der feuchten Bedingungen konnte das Team nicht besonders viel über das neue Auto lernen - vor allem nicht im Vergleich zur Konkurrenz.

Nach den 90 Trainingsminuten am Nachmittag belegte Sebastian Vettel mit 3,011 Sekunden Rückstand auf die Konkurrenz Position zehn, Teamkollege Mark Webber reihte sich mit weiteren 0,102 Sekunden Abstand auf der elften Position ein. Am Vormittag belegte Webber Position fünf (+0,907 Sekunden), Vettel wurde Elfter (+2,230).

"Angesichts solcher Bedingungen ist es natürlich schwierig, viel zu fahren", so Vettel. "Auf der anderen Seite war die Situation für uns natürlich alle dieselbe. Die wenige Zeit, die wir am Nachmittag im Auto hatten, war in Ordnung, aber nun müssen wir die Balance finden und etwas mehr über das Auto lernen. Es ist nun wichtig, dass wir über Nacht einen Schritt machen und uns auf dieser Basis verbessern. Wenn das Auto noch neu ist, ist Zeit auf der Strecke wichtig."

"Heute haben wir wenig gelernt", schliesst sich Webber seinem Teamkollegen an. "Nach neun Wochen ungeduldigen Wartens war es schade, auf solches Wetter zu treffen. Mutter Natur spielte eine grosse Rolle und das machte es für alle zu einer ziemlich grossen Herausforderung. Gegen Ende einer jeden Einheit konnten wir etwas im Trockenen fahren, was gut war. Die Strecke trocknete ziemlich schnell ab, aber es gab am Ende immer noch ein paar Sektionen, die feucht waren. Am Ende erzielten wir das, was wir wollten, aber wir haben immer noch etwas Arbeit zu erledigen. Für alle war das ein Kompromiss. Ich freue mich darauf, morgen wieder auf die Strecke zu gehen."

Vettel: "Es ging ein bisschen drunter und drüber"


Der Weltmeister landet im Mittelfeld: Sebastian Vettel kam zum Auftakt der neuen Formel-1-Saison nicht über den zwölften Platz im Tagesklassement hinaus. Im Freien Training von Australien reichte es für den Red-Bull-Piloten "nur" zu einer besten Rundenzeit von 1:29.790 Minuten, womit Vettel rund 2,2 Sekunden hinter der Spitze lag. In seiner Medienrunde im Anschluss an die Ausfahrten in Melbourne zeigt sich der Deutsche daher nur bedingt zufrieden, setzt aber auf einen Aufwärtstrend am Samstag.

Frage: Sebastian, im Freien Training ging es darum, möglichst viel über die neuen Autos zu lernen. Was konntest du mit deinem Team über den RB8 in Erfahrung bringen?

Sebastian Vettel: Vielleicht konnten wir nicht alles zusammentragen, was wir brauchten. Ich denke, wir dürfen aber recht zufrieden sein. Am Morgen lief es nicht so gut. Ich fühlte mich im Auto überhaupt nicht wohl. Am Nachmittag ging es etwas besser. Bei diesen Bedingungen ist es aber immer schwierig, sehr viele Runden zu drehen. Da sitzen wir jedoch mehr oder weniger im selben Boot. Die wenige Zeit, die wir am Nachmittag zur Verfügung hatten, war aber ziemlich in Ordnung, würde ich sagen. Jetzt liegt es an uns, eine gute Balance zu finden, und das Auto in diesen Bedingungen etwas besser zu verstehen und kennenzulernen. Das Ziel ist, am Samstag deutlich schneller zu sein.
Wird das dritte Freie Training am Samstag also eine noch viel bessere Session für dich darstellen, als sie es ohnehin gewesen wäre?

Ich glaube nicht. Normalerweise nutzen wir die Zeit ja immer so gut wie möglich. Von aussen sieht es manchmal so aus, als hätten wir einen recht einfach gestrickten Tag, indem wir nur ein paar wenige Runden zurücklegen. Das hängt meist von den zur Verfügung stehenden Reifensätzen ab. Du kannst aber halt nicht das Rad neu erfinden, auch wenn du aufgrund der Bedingungen einen etwas schlechten Freitag hattest. Das bedeutet nicht, dass du dann am Samstag die komplette Stunde lang auf der Strecke bist. Du hast erstens nicht die Reifen dazu, ausserdem geht es dann hauptsächlich um die Vorbereitung auf die Qualifikation. In einer Stunde kriegst du aber nicht alles hin. Wie ich schon sagte: Für uns geht es jetzt darum, über Nacht einen Schritt nach vorne zu machen. Die Runden zum Schluss waren noch einmal sehr wichtig, um ein Verständnis aufzubauen. Das nehmen wir als Ausgangsbasis.

Bist du ein bisschen überrascht darüber, hier ein paar Schwierigkeiten zu haben? Beim Testen in Barcelona lief es ja noch ganz gut für dich und dein Team...

Nun ja, in Barcelona brachte ich ja zuletzt nur 20 Runden zustande. Wahrscheinlich waren es alleine am heutigen Nachmittag mehr Umläufe - und das, obwohl es regnete. Die Zeit auf der Strecke ist natürlich ungeheuer wichtig, wenn die Autos noch sehr jung sind. Ich hätte natürlich gerne eine etwas harmonischere Testphase gehabt. Jetzt müssen wir uns aber auf die Hinterbeine stellen und in kürzester Zeit möglichst viel lernen. Wir wollen sicherstellen, dass uns nichts entgeht.
Ihr wart im Freien Training mit der mittleren Reifenmischung unterwegs, während McLaren die weiche Variante verwendete. Warum denn das?

Dann frage sie doch, weshalb sie es so gemacht haben. Nun, man versucht eben, ein bisschen herumzuspielen. Da steckt keine Wissenschaft dahinter. Sie machten es so, wir machten es anders. Sie hatten ihre Autos sogar auf unterschiedlichen Reifentypen, wenn ich mich nicht irre. Es wird sich am Samstag zeigen. Wenn im Qualifying all diejenigen vorne stehen, die am Freitag nicht mit den härteren Pneus unterwegs waren, dann haben wir gute Arbeit geleistet. Wenn nicht, dann nicht. Schauen wir einmal. Es kommt eigentlich nur auf das dritte Freie Training an.
Was dürfen wir nach diesem verregneten Tag in die Zeitenliste hineininterpretieren?

Nun ja, es ging ein bisschen drunter und drüber - vor allem am Schluss. Wir hatten nur ein paar wenige Runden im Trockenen. Es ist schwierig, das Ergebnis zu interpretieren. Erst einmal muss man sehen, wer den verstellbaren Heckflügel aktiviert hat und wer nicht. Daraus kannst du wiederum Rückschlüsse auf die Benzinmenge ziehen. So machen wir das. Schwierig zu sagen. Wir wollen am Samstag jedenfalls in Q3 vordringen und ausgehend davon schauen wir einmal.

Im vergangenen Jahr siegtest du hier 22 Sekunden vor Lewis Hamilton. Können wir am Sonntag mehr dergleichen von dir erwarten?

Es wäre natürlich schön, wenn wir uns am Sonntag in einer ähnlichen Position befinden würden und das Rennen von der Spitze aus kontrollieren könnten. Es liegt aber noch einiges an Wegstrecke vor uns.

16.3.2012