Positiver Eindruck bei Lotus

Romain Grosjean musste erst die Feinheiten

des Albert Park kennenlernen

Kimi Räikkönen ist zurück in der Formel 1. Am Freitag absolvierte der Weltmeister von 2007 seine ersten offiziellen Runden im Rahmen eines Formel-1-Wochenendes seit seinem Ausstieg Ende 2009. Bei wechselhaftem Wetter absolvierte er allerdings nur insgesamt 15 Runden am Steuer seines Lotus-Renault E20. Zwischen den beiden Freien Trainings wurde die Lenkung an Räikkönens Boliden gewechselt. Der 32-Jährige kam auf eine persönliche Bestzeit von 1:29,565 Minuten und war damit um zwei Sekunden langsamer als der Tagesschnellste Jenson Button im McLaren.

Bei Teamkollege Romain Grosjean wurde im Verlaufe der Trainings die Abstimmung der Hinterradaufhängung an seinem Lotus verändert. Der Melbourne-Neuling tastete sich an die Strecke im Albert Park heran und fuhr insgesamt 27 Runden. In seinem schnellsten Umlauf war er um neun Zehntelsekunden langsamer als Räikkönen, was ihn in der kombinierten Liste auf Position 13 brachte. Aufgrund der Wetterbedingungen und der unterschiedlichen Programme ist die Aussagekraft der Zeiten allerdings gering. Lotus setzte am Freitag bei Slilck-Mischungen medium und soft sowie die Intermediates und die Regenreifen ein. Alan Permane, der sich um die Abläufe an der Rennstrecke kümmert, fasst den Tag folgendermassen zusammen: "Aufgrund des Wetters sind wir nicht viel gefahren. Man lernt auf nasser Strecke nur wenig. Außerdem lautet unsere Wettervorhersage für Samstag und Sonntag trocken. Wir sind mit allen vier Reifentypen, die bei diesem Rennen zugelassen sind, gefahren", so Permance. "Wir änderten bei Kimis Auto die Lenkung und bei Romain die Hinterradaufhängung. Das Auto funktionierte am Ende des zweiten Trainings bei trockenen Bedingungen mit viel Benzin an Board gut." Der Auftakt bei Lotus verlief problemlos. Ob der E20 wirklich ein Geheimfavorit ist, wird sich allerdings erst morgen im Qualifying zeigen.

Räikkönen wartet auf trockene Bedingungen

Die Stimmung im Team ist weiterhin gut und man blick optimistisch voraus. "Aufgrund des Wetters haben wir heute nicht viel gelernt", sagt Räikkönen. "Im ersten Training probierten wir eine andere Lenkung aus. Es wäre okay gewesen, aber wir wussten, dass das Basissystem besser arbeitet. Unsere Abstimmung ist gut. Es dauert vielleicht noch etwas bis sie perfekt ist, aber wir werden das Beste daraus machen. Hoffentlich ist das Wetter morgen besser und wir sind nach dem Qualifying zufriedener. Ich habe heute nicht angegriffen. Sollte es morgen trocken sein, dann werden wir einen besseren Eindruck davon haben, was wir zu tun haben." Für seinen Teamkollegen Grosjean ging es zunächst einmal darum, die Strecke kennenzulernen. Bei rutschigen Verhältnissen kein einfaches Unterfangen, aber der Franzose zieht ein positives Fazit nach dem ersten Tag.

Grosjean gefällt der Albert Park

"Wir warteten bis wir mit Slicks hinausfahren konnten, weil wir davon ausgehen, dass das restliche Wochenende trocken sein wird. Es gab überhaupt keinen Grund für unnötige Risiken. Der E20 fühlt sich gut an und ich bin glücklich mit der Balance. Ich habe mich darauf konzentriert, die Strecke zu lernen. Mit Fortdauer des Tages konzentrierte ich mich darauf, bessere Rundenzeiten zu fahren", so der amtierende GP2-Meister. "Wir mussten geduldig sein, aber wir konnten gegen Ende einige vernünftige Runden fahren, die wichtig waren. Es ist eine fantastische Strecke. Die sich ändernde Szenerie, wenn man durch den Park fährt, ist unglaublich. Im Auto fühle ich mich komfortabel und bin zuversichtlich. Ich freue mich jetzt auf das Qualifying." Vor der entscheidenden Qualifikation steht noch das dritte Freie Training auf dem Programm, wo letzte Änderungen am Auto vorgenommen werden.

Technikdirektor James Allison nennt die Gründe, warum Lotus im Vergleich zu den anderen Topteams weniger gefahren ist: "Der Tag wurde vom Wetter dominiert. Zu diesem Zeitpunkt der Saison hast du nicht übermässig viele Ersatzteile parat. Es wäre deshalb dumm, wenn man etwas unnötig beschädigen würde. Der Rest des Wochenendes sollte trocken sein, weshalb Diskretion der bessere Weg war. Das hiess, dass wir die meiste Zeit des Tages an der Box waren. Als es vernünftig schien, gingen wir mit beiden Fahrern auf die Strecke. Der E20 wirkte im zweiten Training mit unterschiedlichen Benzinmengen solide. Wir haben ein Lenkungssystem, das für Kimi funktioniert, aber zu Beginn des ersten Trainings probierten wir eine andere Lösung aus", schildert Allison. "Er war davon nicht überzeugt, also wechselten wir zurück zum Basissystem. Romains Hinterradaufhängung hat im ersten Training nicht richtig funktioniert. Das konnten wir für den Nachmittag lösen und er war sofort zufrieden damit."

"Müssen die Lenkung unbedingt verbessern"


Lotus-Neuzugang Kimi Räikkönen war am ersten Trainingstag in Melbourne einer der Piloten, die am meisten an der Box standen. Insgesamt kam der Finne, der nach zwei Jahren Pause ein Comeback gibt, nur auf 15 Umläufe - im Gesamtklassement reihte er sich auf dem zehnten Platz ein. Im Tischgespräch erklärt er, warum die Servolenkung nach wie vor für Probleme sorgt, wieviel Arbeit am Samstag noch zu verrichten ist und wieso er angesichts der wenigen Runden nicht in Panik verfällt.

Frage: Kimi, ging es beim Problem mit der Servolenkung heute Morgen um ein Problem mit dem System oder nur um dein persönliches Gefühl?

Kimi Räikkönen: Es gab kein Problem. Wir haben viele unterschiedliche Systeme, und beim Testen hatten wir leider nicht genug Zeit, um alle durchzugehen. Daher müssen wir sie irgendwann probieren, und der beste Zeitpunkt, um sie zu probieren, ist nun mal der Freitag. Es dauert eine Weile, um es umzubauen. Wir wussten, dass es ohnehin rutschig war und wir daher eine Weile nicht fahren würden. Wir hatten also Zeit für den Umbau. Ich denke, dass es auch so in Ordnung gewesen wäre, aber wir entschieden uns dann dafür, etwas Neues zu probieren.

Was wünscht du dir bei der Servolenkung?

Wir müssen da etwas lösen, und das ist nicht das Einfachste. Wir haben etwas, das wir jetzt verwenden können, das ist aber definitiv nicht perfekt.

Geht es um das Gefühl im Auto, um den Kurveneingang, den Ausgang?

Nein, wir haben ein paar Probleme mit der Lenkung. Wir müssen da noch den besten Weg finden. Es ist in Ordnung, aber an gewissen Orten und unter gewissen Bedingungen könnte es für grössere Probleme sorgen, aber hoffentlich haben wir es vor dem nächsten Rennen gelöst.
Es ist also eine andauernde Sache...

Ja, es dauert eine Weile, bis wir es hinbekommen, aber... Vor allem hier ist es in Ordnung. Es gibt aber ein paar Strecken, wo wir es unbedingt verbessern müssen.

Welche der beiden Reifenmischungen funktioniert hier besser?

Wir haben beide Reifen ausprobiert, aber wir haben nicht viele Erfahrungen damit.

Und das allgemeine Gefühl mit dem Auto?

Eine Runde am Morgen ohne Verkehr - und dann fast eine Runde am Nachmittag. Ich weiss nicht, wo wir liegen werden. Das werden wir morgen sehen, wenn das Wetter besser ist. Hoffentlich werden wir nach dem Qualifying glücklich sein.
Hast du dich heute auf das Qualifying vorbereitet?

Nicht heute, aber das ist für alle gleich. Das lag an den Bedingungen. Morgen Vormittag haben wir aber Zeit, daran arbeiten.

Wir sehen an diesem Wochenende einige hässliche Nasen an den Autos. Wie wichtig ist es für einen Fahrer, ein Auto zu haben, das cool aussieht?

Es macht für mich keinen Unterschied. Solange es schnell ist - das ist es, was wir wollen. Ich kann die Nase beim Fahren nicht sehen. Es sieht anders aus als im Vorjahr, aber die Leute werden sich daran gewöhnen. Nach einer Weile wird niemand mehr darüber sprechen. Ich kümmere mich nicht, wie es aussieht.

Ist das Basis-Setup für morgen in Ordnung, oder steht noch viel Arbeit an?

Es ist nie in Ordnung, aber es war auch keine Katastrophe. Hoffentlich ist es morgen Vormittag trocken und wir bekommen eine Idee, was wir tun müssen. Wir müssen abwarten. Es ist nicht das erste Mal, das wir so einen Tag haben, und es besteht kein Grund zur Panik. Wir versuchen, es morgen zu lösen.

Viel Rummel um Räikkönen in Melbourne


Im Fahrerlager in Melbourne standen nicht nur die neuen Boliden im Mittelpunkt. Auch Rückkehrer Kimi Räikkönen zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Der Weltmeister von 2007 wirkt frisch, ist motiviert und bei Lotus ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen. Trotz der technischen Probleme, weshalb ein Test in Barcelona abgeblasen werden musste, wirkt die Truppe aus Enstone gut aufgestellt. Die Streitereien um den Namen Lotus sind nun auch endlich beigelegt. Das erste Rennen kann kommen. "Es ist alles sehr positiv. Es ist nicht nur aufregend, sondern alles wirkt schön und aufgeräumt."
"Das Auto scheint gut zu sein und Kimi ist in sehr guter Form", wird Gerard Lopez, der Chef der Genii-Gruppe, von 'SpeedTV' zitiert. "Es ist wirklich lustig, denn eigentlich ist er nicht als PR-Mensch bekannt. Aber er zieht viele Leute und viel Aufmerksamkeit auf sich." Räikkönen wirkt zum Start in seine zweite Formel-1-Karriere viel lockerer und offener. Man sieht ihm an, dass in ihm die Leidenschaft für das Racing brennt. "Ich habe es schon mehrmals gesagt. Ich bin überrascht über den Rummel. Für uns ist aber wichtig, dass er sofort auf Tempo war. Das war nicht überraschend, aber es war zufriedenstellend", so Lopez. Bei den Wintertestfahrten hat sich angedeutet, dass das komplette Feld dichter zusammengerückt ist. Die genaue Hackordnung ist aber auch nach dem ersten Trainingstag in Australien noch offen. Trotzdem "wird es eine aufregende Saison werden", schätzt Lopez. "Es ist noch sehr früh und wir wissen nicht, wo wer steht. Ich kann nur aus unserer Sicht sagen, dass wir okay sind. Die sechs Weltmeister im Feld sind Teil der Aufregung." Der neue Lotus E20 ist ein anderes Auto als der Vorgänger-Renault. Aufgrund der neuen Auspuffregeln musste das Design des Autos komplett umgebaut werden, da das letzte Renault genannte Fahrzeug über den Frontauspuff verfügte, der vor den Seitenkästen austrat. "Die Regeländerungen bedeuteten, dass einige Leute vieles wieder erfinden mussten. Wir auch, weil wir im Vorjahr den Frontauspuff hatten. Damals hatten wir uns für ein Extrem entschieden und mussten diesmal ins andere Extrem gehen", vergleicht Lopez. "Ich glaube, es wird eine aufregende Saison werden. Vielleicht wird es an der Spitze enger zugehen als im Vorjahr."

Genii nicht an Übernahme der Lotus-Gruppe interessiert

Neu ist auch, dass das Team mit Basis Enstone nicht mehr Renault, sondern nur noch Lotus heisst. Bereits im Vorjahr hiess das Team "Lotus Renault GP", aber Lotus trat in dieser Form nur als Sponsor auf, ähnlich wie Vodafone bei McLaren. Nun ist das Team unter Lotus bekannt und setzt auf die Farben des langjährigen Lotus-Sponsors John Player Special, der die Autos aus der Feder des legendären Colin Chapman von den 1970er bis in die 1980er zierte. JPS ist aufgrund des Tabakwerbeverbotes natürlich nicht mehr dabei. Nur die schwarz-goldene Farbgebung erinnert noch daran. "Wir haben heute nur eine Vereinbarung über den Namen. Was das Sponsoring angeht, so hat sich das geklärt. Wir sind jetzt in einer Situation, in der sie uns nichts mehr schulden", erklärt Lopez das Abkommen mit der Lotus-Gruppe rund um Dany Bahar. "Sie sind nicht der Titelsponsor. Sie stellen nur den Namen zur Verfügung und sind ein Partner. Wir arbeiten mit ihnen in verschiedenen Bereichen zusammen. Ehrlich gesagt ist es eine win-win-Situation, weil sich viele Dinge aufgeklärt haben." Lotus stellt also den Namen zur Verfügung, steckt aber keine Unsummen in den Rennstall. "Nein, das müssen sie nicht. Sie waren der Titelsponsor, aber jetzt wurde es auf eine ganz andere Art gelöst", sagt Lopez. "Sie haben das getan, was sie tun mussten." Ausserdem gab und gibt es immer wieder Gerüchte, dass Genii-Capital bei der Lotus-Gruppe als Anteilseigner einsteigen oder ganz übernehmen könnte. "Wenn mich jemand fragen würde, ob wir etwas mit der Lotus-Gruppe tun könnten und interessiert wären? Ich würde ja sagen. Aber Fakt ist, dass es im Moment nichts dergleichen gibt, weil derzeit eine Übernahme in Malaysia stattfindet. Diese Leute haben Proton inklusive Lotus gekauft. Sie müssen also Pläne haben", meint Lopez. "Wenn die Frage lautet, ob wir etwas tun, um die Lotus-Gruppe zu übernehmen, dann lautet die Antwort ganz klar nein. Ehrlich gesagt, war das nur eine Geschichte."

Boullier: Kimi & Romain arbeiten gut zusammen


Lotus beschränkte sich am ersten Trainingstag für den Grand Prix von Australien mit wenigen Runden im Vergleich zur Konkurrenz. Kimi Räikkönen drehte am Vormittag acht und am Nachmittag lediglich sieben Runden. Sein Teamkollege Romain Grosjean musste den Kurs im Albert Park erst lernen und war etwas fleißiger. Im ersten Training tastete sich der Franzose in 16 Runden an die Strecke heran. Im zweiten waren es dann elf Umläufe. Generell war der Eindruck im Lotus-Lager positiv. Einzig Räikkönen machte sich Sorgen über die Lenkung. Die geringe Rundenanzahl am Nachmittag war geplant, wie Teamchef Eric Boullier bestätigt. "Wir wollten nicht im Regen fahren, sondern warteten, bis der Kurs abtrocknete." Beim abschließenden Test in Barcelona hatte sich Neuzugang Räikkönen nicht ganz wohl im Auto gefühlt. Auch am Freitag setzten sich die Schwierigkeiten mit der Lenkung fort. Am Vormittag wurde ein neues System ausprobiert, das in der Mittagspause aber wieder ausgebaut wurde. "Sagen wir mal, es ist sehr ähnlich", meint Boullier. "Es handelt sich aber auch um ein neues Chassis. Wir mussten auch seine Sitzposition leicht anpassen." Grosjean hatte keinerlei Schwierigkeiten und stellte sich trotz der widrigen Bedingungen rasch auf den Kurs ein. "Er hat im zweiten Training gezeigt, dass er bereit war und die Strecke kannte", lobt der Teamchef. "Am Vormittag waren die Bedingungen knifflig. Deshalb warteten wir bei ihm, bis es besser war, damit er die Strecke lernen konnte. Der Wetterbericht sagt ein trockenes Rennen voraus." Bislang arbeiten die beiden Piloten auch gut zusammen. Es gibt keine Probleme oder Reibungspunkte. "Sie passen gut zusammen. Ich meine, sie sind Teamkollegen. Sie sind professionelle Fahrer und Teamkollegen. Es gibt überhaupt keine Probleme", stellt Boullier klar. Eine der grössten Aufregungen des Winters betraf das Lotus-Teams. Aufgrund von Problemen bei der Radaufhängung fiel der zweite Barcelona-Test ins Wasser. Trotzdem scheint diese Zwangspause das Team nicht zu stark getroffen zu haben. "Wir haben natürlich Streckenzeit verloren und Zeit für die Entwicklung der Systeme. Dazu haben die Fahrer Zeit verloren, die wertvoll gewesen wäre, weil sie im Vorjahr nicht Formel 1 gefahren sind. Ich muss aber klarstellen, dass wir ein zuverlässiges Auto haben und in Jerez und beim zweiten Barcelona-Test viele Kilometer abgespult haben." Wie schnell der Lotus E20 wirklich ist, wird sich erstmals morgen im Qualifying zeigen.

Grosjean: "Erste wahre Chance in der Formel 1"


Romain Grosjean feiert dieses Wochenende in Melbourne im Schatten seines Teamkollegen Kimi Räikkönen ebenfalls ein Formel-1-Comeback. Wie der Finne fuhr auch er beim Grand Prix von Abu Dhabi 2009 seinen bisher letzten Grand Prix und kehrt nun bei Lotus zurück. Im Gegensatz zu Räikkönen fuhr er aber damals keine komplette Saison, sondern kam als Ersatz für den geschassten Renault-Piloten Nelson Piquet jr. unverhofft zu seiner Formel-1-Premiere. Grosjean übte immer wieder Kritik, dass er beim Team von Flavio Briatore nie wirklich eine Chance hatte, und erlebte danach eine bittere Durststrecke, als er sich über die GT1-WM und die GP2 wieder zurückkämpfte. Steht er nun bei seiner zweiten Chance besonders unter Druck? "Druck ist in der Formel 1 normal", winkt er gegenüber 'Sky' ab. "Ich bin vorrangig sehr glücklich, wieder zurück zu sein. Das ist die Hauptsache." Für den Lotus-Piloten ist es eine neue Erfahrung, gut vorbereitet in eine Saison zu gehen. "Es ist schön, im Auto zu sitzen und die Saison zu beginnen - die erste volle Saison und meine erste wahre Chance in der Formel 1. Ich bin froh, hier zu sein." Bei den Tests zeigte er bereits sein Potenzial und hatte kaum Mühe, das Tempo seines weltmeisterlichen Teamkollegen mitzugehen. Er hält es durchaus für möglich, sich auch während der Saison ähnlich stark zu präsentieren: "Wir hoffen, dass wir das gleiche Tempo fahren können wie bei den Tests. Hoffentlich funktioniert alles. Nach dem Qualifying wissen wir mehr."

Grosjean: "2009 war ich unreif"


Romain Grosjean hatte 2009 einen Fehlstart in seine Formel-1-Karriere. Als Ersatz für Nelson Piquet jr. machte er sich beim Team nicht nur Freunde - der von Renault unterstützte GP2-Pilot hatte zwar kaum Erfahrung mit seinem Boliden und bewies immer wieder seinen Speed, doch er machte mehrmals die gleichen Fehler. Nach sieben Rennen wurde der Franzose ausgemustert - wenig später arbeitete er wieder als Bankangesteller. Doch Grosjean gab nie auf: Er nahm ein Cockpit in der GT1-WM an, wurde in der AutoGP-Serie Meister, obwohl er nicht einmal alle Läufe bestritten hatte. Renault-Teamchef Eric Boullier erkannte das Talent des gescheiterten Piloten und fügte ihn zum Fahrerkader seiner Management-Firma Gravity hinzu. 2011 wurde er einem wahren Härtetest unterzogen: Boullier gab ihm die Chance, sich in der GP2 noch einmal zu beweisen, allerdings fuhr er mit DAMS nicht für das beste Team und sollte nicht nur Meister werden, sondern vor allem Führungsqualitäten beweisen. Das Unterfangen wurde zum Erfolg und Grosjean wurde zu Saisonende 2011 sogar mit Freitag-Tests in der Formel 1 belohnt.

Grosjeans Reifeprüfung

So qualifizierte er sich schliesslich endgültig für seine zweite Chance - und für das Stamm-Cockpit bei Lotus. Heute gibt sich der 25-Jährige geläutert. "Die Erfahrung, diesen Umweg zu gehen, war für mich wirklich wichtig", sagt er gegenüber 'Autosport'. "Ich musste an Reife gewinnen - und zwar viel schneller als auf dem normalen Weg. Was 2009 passierte, war für mich eine Herausforderung. Es war grossartig, das zu machen, aber ich denke, dass es für mich zur falschen Zeit kam. Ich war nicht bereit. Jetzt bin ich es." Dieser Meinung sind auch zahlreiche Insider. Marc Surer meint nach den Tests in Spanien, dass Grosjean schneller als sein Teamkollege Kimi Räikkönen sei. Mit dem Finnen hat er nun bereits die zweite weltmeisterliche Messlatte - bei Renault war Fernando Alonso sein Teamkollege. Doch er konzentriert sich nicht auf seinen Teamkollegen: "Es gibt 23 Fahrer in der Startaufstellung, die es zu schlagen gilt. Jeder Sportler, der sagt, dass er Fünfter oder Sechster werden will, ist ein Lügner. Wir alle wollen gewinnen, wenn wir im Auto sitzen."

WM-Titel am Ende des Weges?

Der Franzose, der auch einen Schweizer Pass besitzt, stellt klar: "Ich hoffe, dass ich eines Tages die Marseillaise auf dem Podest hören werde. Ich spüre aber keinen Druck. Ich bin stolz, Teil der Rückkehr französischer Fahrer in der Formel 1 zu sein. Wie Jackie Stewart gesagt hat: Grand Prix ist französisch - und wir haben eine große Motorsport-Historie. Ich werde die Flagge hissen." Ihm ist bewusst, dass er auch Fehler machen wird, doch er hat sich ein klares Ziel gesetzt: "Wenn man 85 bis 90 Prozent der Zeit das Beste aus sich herausholt, dann kann man stolz darauf sein." Er möchte sich nicht zu sehr unter Druck setzen: "Es ist zu früh, um zu sagen, ich möchte im Rennen Punkte holen, ich will hier in den Top-5 laden und ich möchte in Monaco auf dem Podest stehen. Ich glaube, dass wir diese Saison etwas erreichen können. Der Schlüssel wird sein, eine gute Saison zu haben und sich Rennen für Rennen zu verbessern. Wenn uns das gelingt, dann haben wir eine gute Basis für die Zukunft und dann können wir anfangen, in Richtung Weltmeisterschaft zu denken."

16.3.2012