Nullnummer für Mercedes in Australien

Michael Schumacher hatte nur ein kurzes Vergnügen

mit dem Duell gegen Vettel

Ein starkes Auftaktwochenende des Mercedes-Teams fand am Sonntag in Melbourne ein enttäuschendes Ende: Nico Rosberg beendete den Grossen Preis von Australien auf Platz zwölf, sein Teamkollege Michael Schumacher schied aus. Die hohen Erwartungen an das mit dem umstrittenen F-Schacht ausgerüstete Team konnten also nicht erfüllt werden.

Beide Fahrer hatten hervorragende Starts: Schumacher machte eine Position auf Rang drei gut, Rosberg verbesserte sich von Platz sieben auf Rang vier. Schumacher lag auf Position drei, als er in Runde elf wegen eines Getriebeproblems ausschied. Sein Teamkollege lag unterdessen auf Punktekurs, fiel allerdings nach einer Kollision mit Sergio Perez in der letzten Runde auf den zwölften Platz zurück. "Ich erwischte einen perfekten Start und konnte drei Positionen gutmachen", so Rosberg. "Leider konnten wir diese Pace nicht halten und das Rennen verlief nicht wie erhofft. Das Rennende war besonders schade: Sergio Perez und ich berührten uns auf der Geraden, was zu einem Reifenschaden führte und mich eine Punkteplatzierung kostete. Jetzt liegt viel Arbeit vor uns, um zu verstehen, was schief gelaufen ist und wie wir das volle Potential unseres Autos ausschöpfen können, das definitiv vorhanden ist. Ich bin jedoch zuversichtlich, da uns in Malaysia ein gänzlich anderer Streckentyp erwartet, darauf freue ich mich."

"Schade, dass mein Rennen so ein unglückliches Ende fand", so Schumacher. "Ich fuhr in Kurve eins, als ich plötzlich den Antrieb verlor. Ich probierte verschiedene Gänge aus und zwischenzeitlich funktionierten sie wieder, aber letztlich musste ich geradeaus in die Wiese fahren, um keinen Dreher zu riskieren. Das war besonders schade, da dieses Problem während der Wintertests nie aufgetreten ist - im Gegenteil: Wir waren sehr zuverlässig. Aus diesem Grund bin ich auch nicht besorgt, denn ich weiß, dass so etwas im Rennsport passieren kann. Unsere Zuverlässigkeit steht nicht zur Diskussion. Es hätte ein gutes Rennen für mich werden können und ich nehme von diesem Wochenende etliche positive Eindrücke mit. Das Auto hat unser Gefühl bestätigt und ist eindeutig ein klarer Fortschritt. Jetzt wollen wir darauf aufbauen und uns weiter steigern."

"Nach einem sehr ermutigenden Wochenende war das heutige Ergebnis nicht schön", bedauert Teamchef Ross Brawn. "Trotz exzellenter Starts hatten Michael und Nico von Beginn an Schwierigkeiten mit den Reifen. Durch die veränderten Streckenbedingungen sowie Temperaturen fielen wir aus dem Arbeitsfenster heraus und hatten Probleme mit dem Reifenabbau. Wir sind dennoch zuversichtlich, da wir sowohl hier als auch während der Wintertests gezeigt haben, dass wir grundsätzlich ein schnelles Auto haben - darauf können wir aufbauen. Jetzt müssen wir analysieren, was heute passiert ist und das Problem lösen."

"Michael verteidigte Position drei, als er wegen eines Getriebeproblems ausschied", so Mercedes-Sportchef Norbert Haug. "Nico hatte nicht den nötigen Speed, weil seine Reifen abbauten - den Grund dafür untersuchen wir gerade. Die Kollision in der letzten Runde kostete Nico Punkte. Wir konnten im Rennen die Reifen nicht so wie bei den Testfahrten und zuvor an diesem Wochenende nutzen. Das Team wird hart daran arbeiten, dieses Problem zu verstehen und sich am nächsten Wochenende in Malaysia zu steigern."

Schumacher: Ausfall wegen Getriebeschaden


Mercedes mischte nach der guten Vorstellung im Qualifying auch im Grand Prix von Australien vorne mit. Michael Schumacher hatte einen soliden Start und reihte sich nach der ersten Kurve an der dritten Position hinter dem McLaren-Duo ein. Das Tempo der Chrompfeile konnte der Silberpfeil zwar nicht halten, doch der Rekordweltmeister verteidigte souverän den dritten Platz. In der Anfangsphase kam Schumacher allerdings unter Druck von Sebastian Vettel im Red Bull. Auffällig war, dass Mercedes ohne DRS nicht ganz so stark war wie im Qualifying, wo man DRS frei nutzen darf. Dennoch war Schumacher auf den Geraden schnell genug und Vettel konnte keinen direkten Angriff starten. Zu Beginn der elften Runde war dann alles vorbei. Der Mercedes fuhr in Kurve eins über die Wiese und kam nicht mehr auf Tempo. In langsamer Fahrt schleppte sich "Schumi" zurück an die Box und stellte den F1 W03 ab. Die Ursache war ein Getriebeschaden. "Ich verlor in der Bremszone für Kurve eins den Vortrieb. Ich wusste, dass das Wochenende damit vorbei war. Wir hatten den gesamten Winter über kein Problem mit dem Getriebe", sagt Schumacher. "Es ist also etwas komisch. Es handelt sich bekanntlich um Prototypen und es gibt nie die totale Zuverlässigkeit." Bis dahin war die Leistung gut, auch wenn man Schumacher nicht auf der härteren Reifenmischung gesehen hat. "Der Start ist gut gelaufen, ich habe nicht soviel Risiko genommen. Vielleicht hätte ich meine Nase noch bei Lewis hineinstecken können, aber in der Position, in der wir waren, habe ich mich etwas zurückgehalten", schildert der 44-Jährige. "Ich hatte gehofft, dass sich das Rennen für uns positiv entwickeln wird, denn es wird erst am Ende abgerechnet. Leider waren wir bei dieser Abrechnung nicht mehr dabei."

Schliesslich bahnte sich ein Duell der Generationen an. Vettel übte Druck auf den Altmeister aus. "Ich fand das witzig. Wir hatten schön öfter miteinander zu tun gehabt. Ich bin eigentlich zufrieden, dass wir bereits in dieser Reichweite sind. Wer hätte nach dem letzten Jahr gedacht, dass wir hier mit Red Bull kämpfen können." Hätte er den Red Bull halten können? "Ich bin eigentlich ein bequemes Tempo gefahren und habe auf die Reifen aufgepasst. Klar war Sebastian etwas schneller, aber es war jetzt nicht so, dass ich mich besonders anstrengen oder die Reifen stark strapazieren musste."
Unter dem Strich ist Mercedes mit dem neuen Boliden ein klarer Fortschritt gelungen. Deshalb fällt Schumachers Fazit trotz Ausfall positiv aus. "Man muss immer bedenken, wo wir vom Vorjahr hergekommen sind. Aus dieser Sicht war es ein positives Wochenende für uns. Es ist natürlich schade, dass wir hier ausgefallen sind. Ich hätte gerne für Mercedes das erste Podium einfahren wollen. Vielleicht beim nächsten Mal. Australien ist nicht unbedingt ein Gradmesser. Das haben wir in der Vergangenheit oft erlebt. Insofern möchte ich noch etwas abwarten und mehr Informationen über das Auto sammeln - und das am liebsten bis zum Ende des Rennens. Dann schauen wir weiter."

Rosberg: "Es war kein guter Tag für uns"


Nico Rosberg war beim ersten Formel-1-Rennen des Jahres auf Kurs zu WM-Punkten, doch kurz vor der Zielflagge fiel der Mercedes-Pilot noch aus den Top 10 heraus: Nach einem Duell mit Sergio Perez (Sauber) verlor ein Reifen an Luft und Rosberg wurde nach hinten durchgereicht. Die Silberpfeile waren in Melbourne aber auch nicht so gut in Form, wie man sich das erhofft hatte. "Es war kein guter Tag für uns", meint Rosberg nach Rang zwölf beim Saisonauftakt. "Wir hatten im Rennen viele Schwierigkeiten. Das kam unerwartet. Wir nahmen auch die Reifen etwas härter ran und hatten nach 15 oder 20 Runden ein paar Probleme damit. Das müssen wir analysieren. Wir waren einfach nicht gut genug, werden aber zurückschlagen, denn das Potenzial ist sicherlich vorhanden." Mercedes stehe "besser da" als im vergangenen Jahr, betont der junge Deutsche. "Das hat sich heute nicht gezeigt und wir müssen erst einmal verstehen, weshalb. Es ist einfach so vieles neu. Da müssen wir uns reinarbeiten. Es geht darum, das Setup zu optimieren. Da kann man noch einiges ändern - auch schon für Malaysia. Ich bin guter Dinge, den Aufwärtstrend bestätigen zu können", sagt Rosberg.

Dann möchte der Mercedes-Fahrer ein Rennen ohne Zwischenfälle erleben - anders als hier in Australien, wo er auf den letzten Metern sichere WM-Punkte verlor. Aber warum eigentlich? Rosberg schildert die Situation aus seiner Sicht: "Meiner Meinung nach fuhr Sergio auf der Geraden wirklich sehr aggressiv. Ich hatte das Gefühl, er wollte mich rausdrücken", erklärt der Silberpfeil-Pilot. "Er sagt aber genau das Gleiche über mich. Wahrscheinlich lief es einfach nur ungünstig. Er erwischte mein Hinterrad mit seinem Frontflügel. Ich war schon an ihm vorbei, hatte dann aber einen Platten und das war's dann", meint Rosberg. Dass er gegen Kamui Kobayashi im Duell den Kürzeren zog, nimmt er indes vollkommen auf seine eigene Kappe: "Das habe ich verschlafen", gesteht Rosberg.

18.3.2012