McLaren: Noch mehr unbeantwortete Fragen

Jenson Button stand in beiden Trainings am Ende

vor seinem Teamkollegen

Nach monatelanger Entwicklungsarbeit und wochenlanger Tests an den neuen Autos ist wechselhaftes Wetter das Letzte, was sich die Teams am ersten Trainingstag einer neuen Formel-1-Saison wünschen. Doch genau solche Bedingungen herrschten am Freitag im Albert Park im australischen Melbourne.

Unter diesen Bedingungen rasten die beiden McLaren-Piloten Jenson Button und Lewis Hamilton am Vormittag auf die Positionen eins und zwei. Button realisierte dabei die Tagesbestzeit in 1:27.560 Minuten, 0,245 Sekunden vor seinem Teamkollegen. Am Nachmittag lag Button erneut vorne, mit 3,856 Sekunden Rückstand auf Position 15. vor seinem Landsmann, der um 0,213 Sekunden langsamer war. "Auch wenn es nicht allzu viel bedeutet, ist es mit der Tagesbestzeit immer ein schöner Start in die Saison", freut sich Button. "Im Vergleich zum letzten Test fühlt sich das Auto völlig anders an - der Kurs ist ein anderer und die durchschnittlichen Kurvengeschwindigkeiten sind viel geringer, aber das Auto funktioniert bei mir immer noch gut. Meiner Meinung nach gibt es immer noch ein paar Gebiete, auf denen wir uns verbessern können. Zudem sind war heute nicht so viele Runden gefahren, wie wir dies wollten, aber es war ein positiver Tag. Wir führten heute Vormittag ein paar Arbeiten am Setup durch, und verbrachten den Nachmittag damit zu verstehen, wie das Auto reagiert, wenn wir auf Regenreifen oder Intermediates unterwegs sind. Das Wetter hat nicht geholfen, aber das ist für alle dasselbe. Alles in allem denke ich, dass wir ganz glücklich sind, aber es wird heute Abend eine Menge Diskussionen darüber geben, welche Richtung wir für den morgigen Tag einschlagen sollen."

"Wir haben den Vormittag damit verbracht, sicherzustellen, dass wir die Reifen aufziehen können", so Hamilton. "Am Nachmittag fuhren wir im Nassen keine Runden, da der Wetterbericht besagt, dass es für den Rest des Wochenendes wohl trocken sein wird. Unter diesen Bedingungen ist es wichtig, ruhig zu bleiben, auf das Rennen zu schauen und sicherzustellen, dass wir uns auf den Rest des Wochenendes fokussieren. Morgen wird es wichtig sein, früh in der Einheit auf die Strecke zu gehen und unsere Zeit im Trockenen zu maximieren, sodass wir am Setup arbeiten und sicherstellen können, dass sich unser Auto im grünen Bereich befindet. Unser Auto fühlt sich mehr oder weniger in diesem Bereich an, aber wie schon bei den Testfahrten wissen wir nicht, mit welchen Benzinmengen die anderen unterwegs waren. Es sieht zwischen uns selbst, Red Bull und Mercedes immer noch ziemlich eng aus. Morgen wird es interessant - dann werden wir ein besseres Verständnis dafür haben, wer schnell sein wird. Ich bin extrem heiss darauf zu sehen, wie der Rest des Wochenendes verläuft."

"Nach so vielen Wochen des Testens und Redens ist es aufregend, dass die Saison endlich losgeht", so Teamchef Martin Whitmarsh. "Wie gewöhnlich stellt das Training am Freitag nicht jene Antworten bereit, auf die viele Leute warten. Wenn, dann bedeuteten die wechselhaften Bedingungen, dass die heutige Zeitentabelle mehr Fragezeichen als Antworten aufgeworfen hat. Nichtsdestotrotz sind wir froh, dass wir produktiv unterwegs gewesen sind. Angesichts der Tatsache, dass für den Rest des Wochenendes trockenere Bedingungen vorhergesagt sind, liegt der Fokus nun auf unseren Ingenieuren, welche hart arbeiten werden, um die Daten zu analysieren, sodass wir für das morgige Programm über die bestmögliche Leistung verfügen. Wenn die Schauer ausbleiben, dann wird es sehr wichtig sein, das morgige dritte Training so gut wie möglich zu nutzen, um uns für die morgige Qualifying-Einheit in eine gute Position zu bringen. Trotz des feuchten Wetters heute war dies ein positiver Start in unser Wochenende."

Button: "Ich bin lieber Erster als Letzter"


2009 gewann Jenson Button den Grand Prix von Australien im überlegenen Brawn, 2010 feierte er auf McLaren einen strategisch hochverdienten Sieg. Dieses Jahr möchte er am liebsten Triumph Nummer drei im Melbourner Albert Park folgen lassen. Der Grundstein dafür ist gelegt: Im ersten Freien Training stellte der McLaren-Pilot eine Bestzeit von 1:27.560 Minuten auf, die bis zum Ende der zweiten Session Bestand hatte. Da tat auch Platz 15 in der Nachmittags-Wertung nicht weiter weh...

Frage: Jenson, es bedeutet natürlich nicht viel, aber Platz eins ist doch eine schöne Art und Weise, eine Saison zu beginnen, nicht wahr?

Jenson Button: Ja, das stimmt. Wir sagen immer, es ist nur das erste oder das zweite Training, aber es ist in der Tat ein schöner Auftakt - ich bin lieber Erster als Letzter! Es war ein positiver Tag, denke ich, aber wir alle konnten heute wegen der Streckenbedingungen nicht viel fahren. Andererseits war das ganz nützlich, weil wir bisher noch nicht im Regen gefahren sind. Einmal ein Gespür für Regenreifen, Intermediates und Slicks zu bekommen, war sehr nützlich. Ausserdem konnten wir lernen, wie das Auto bei solchen Bedingungen funktioniert. Ich bin einigermaßen glücklich mit dem Auto. Es fühlt sich gut an. Es gibt noch Bereiche, die wir verbessern müssen, aber angesichts der limitierten Zeit war es ein relativ guter Freitag.

Jenson, du warst heute Schnellster, aber war es wegen des schlechten Wetters trotzdem ein frustrierender Tag?

Stimmt, wir konnten nicht so viele Runden fahren, wie wir gehofft hatten, aber das ist nicht so tragisch. Heute Morgen konzentrierten wir uns auf das Setup und am Nachmittag probierten wir aus, wie das Auto reagiert, wenn man Regenreifen oder Intermediates draufschnallt. Am Ende fuhr ich einen etwas längeren Run. Natürlich würde man gerne mehr Informationen sammeln, aber wir haben doch einiges gelernt. Es sitzen alle im gleichen Boot. Hoffentlich haben wir trotz der begrenzten Zeit eine bessere Balance als alle anderen gefunden.

Wie schwierig ist die Arbeit an so einem Tag?

Ich glaube, dass die Mechaniker sogar irgendwie erleichtert sind, denn bisher hatten sie alle Hände voll zu tun. Heute können sie mal früher ins Bett gehen.

Martin Whitmarsh sagt, dass ihr bei den Tests nicht alles durchbekommen habt. Bedeutet das, dass ihr euch vor dem Rennen noch auf andere Dinge konzentrieren müsst?

Das Auto fühlt sich ganz anders an als beim letzten Test. Es ist eine komplett andere Strecke mit einem anderen Layout und einer niedrigeren Durchschnittsgeschwindigkeit in den Kurven. Es ist interessant. Das Auto liegt gut, aber wir müssen es - wie immer an einem Freitagnachmittag - trotzdem verbessern. Das Wetter hat nicht geholfen, aber wir blicken dem morgigen Tag zuversichtlich entgegen. Heute Abend werden wir diskutieren, in welche Richtung wir mit der Reifenstrategie und dem Setup des Autos gehen sollen.

Mercedes soll angeblich ein F-Schacht-System haben. Was sagst du zu ihrer Performance?

Davon habe ich ehrlich gesagt nicht viel mitbekommen. In der ersten Session waren sie schnell, aber jetzt habe ich sie gar nicht beobachtet.

Wer sind denn eure grössten Herausforderer? Die üblichen Verdächtigen?

Da gibt es ein Team, ja, das schon in den vergangenen Jahren immer schnell war. Sie sind immer noch diejenigen, die es zu schlagen gilt. Aber neben Red Bull scheint auch Mercedes konkurrenzfähig zu sein. Schwer zu sagen, weil wir heute so wenig gefahren sind - und es ist auch nur Freitag. Ihr wollt immer wissen, wer am schnellsten ist, aber das werden wir auf eine Runde wirklich erst morgen im Qualifying herausfinden. Und wer das beste Rennauto hat, sehen wir am Sonntag.

Von den letzten fünf Rennen hier wurden vier vom Polesetter gewonnen. Wird sich das dieses Jahr ändern oder nicht?

Das Ziel ist natürlich die Pole-Position, denn das macht das Leben viel einfacher.

Hamilton: "Ich wäre lieber mehr gefahren"


Weniger ist mehr. Diesem Motto scheint sich McLaren in Melbourne verschrieben zu haben. Das britische Traditionsteam verzichtete nämlich darauf, im Nassen sehr viele Runden zu drehen. Im Trockenen lief es dafür umso besser: Jenson Button markierte im Freien Training in 1:27.560 Minuten die Tagesbestzeit, Lewis Hamilton fuhr in 1:27.805 Minuten auf Platz zwei. In seiner Medienrunde spricht Hamilton über das begrenzte Fahren in Melbourne und über seine Aussichten für Samstag.

Frage: Lewis, der Freitag fand über weite Strecken im Nassen statt, doch ab sofort soll es trocken bleiben. Was bedeutet das?

Lewis Hamilton: Wir fuhren heute nicht sehr viel. Im Nassen war ich gar nicht aktiv, weil mir gesagt wurde, dass es am Samstag und am Sonntag trocken sein soll. Am wichtigsten war daher, die Ruhe zu bewahren. Wir konzentrierten uns auf den Samstag. Da könnte es einzelne Schauer geben, doch wir hoffen, dass das nicht der Fall sein wird.

Was sind die wichtigsten positiven Dinge, die du vom Freitag mitnimmst?

Da gibt es nicht viel zu sagen. Das Auto läuft, und das war es dann eigentlich auch schon. Wir fuhren nicht so intensiv. Für uns ging es darum, die Reifen ans Fahrzeug zu schnallen und ein paar solide Runden zu drehen. Das schien am Morgen recht gut zu laufen. Am Nachmittag konnten wir nicht so viel fahren. Es war lange Zeit ziemlich nass. Es trocknete zwar ab, doch in einer der Kurven gab es trotzdem noch eine nasse Stelle.

Baut es die Spannung zusätzlich auf, wenn du nicht viel fahren kannst?

Nein, ganz im Gegenteil. Ich wäre lieber mehr gefahren. Frustrierend ist das nicht, aber halt langweilig.
Was hältst du von deinem Auto, auch wenn du dich nicht allzu intensiv mit ihm beschäftigen konntest?

Es fühlt sich so an, als ob wir damit auf Kurs liegen. Wir wissen aber halt nicht, wer mit wie viel Sprit unterwegs war. Ich denke, es sieht alles sehr eng aus - vielleicht zwischen uns und Red Bull, Ferrari und Mercedes. Am Samstag wird es also sicher interessant. Wir werden versuchen, direkt hinauszufahren. Wir müssen die zur Verfügung stehende Streckenzeit maximal ausnutzen und sicherstellen, die richtigen Änderungen am Setup vorzunehmen. Das Auto funktioniert prima. Knifflig ist, die Reifen zum Arbeiten zu bringen. Bei kühlen Bedingungen ist das nicht einfach.
Liegen die Karten schon alle auf dem Tisch oder wird sich am Samstag noch einmal etwas verändern? Was glaubst du?

Meiner Meinung nach werden wir am Samstag einen besseren Eindruck davon erhalten, wer wie schnell ist. Im dritten Freien Training führen die Teams für gewöhnlich ähnliche Programme bei Sprit und Reifenarbeit durch. Danach sollten wir klarer sehen. Ich denke, das wird ziemlich aufregend. Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie es läuft.
In den vergangenen Jahren fuhr der Pilot auf der Pole-Position meistens auch zum Rennsieg. Wie wichtig ist es hier in Melbourne, im Qualifying ganz vorne zu sein?

Das ist sicher ein guter Schritt in die richtige Richtung, doch die Pole-Position ist nicht der Nabel der Welt.

Wie ist es um die Motivation im Team bestellt?

Die Jungs sind so hochmotiviert wie eh und je. Wie immer eben.

16.3.2012