McLaren musste Benzin sparen

Jenson Button hat den Saisonauftakt in Australien

klar kontrolliert

McLaren hat sich beim Saisonauftakt in Melbourne als stärkstes Team präsentiert. Im Qualifying belegten die Chrompfeile souverän die erste Startreihe und im Rennen fuhr Jenson Button einen kontrollierten Sieg nach Hause. Teamkollege Lewis Hamilton fiel durch den Boxenstopp in der Safety-Car-Phase hinter Weltmeister Sebastian Vettel auf Platz drei zurück. Ansonsten wäre ein Doppelsieg möglich gewesen. Melbourne zählt aufgrund des Stop-&-Go-Charakters zu einer atypischen Formel-1-Strecke. Dazu ist es ein temporärer Stadtkurs. In Malaysia könnte sich das Bild wieder drehen. Doch haben wir in Australien die wahre Stärke von McLaren gesehen?

Teamchef Martin Whitmarsh hat im Anschluss an die Siegesfeier verraten, dass beide Piloten fast das gesamte Rennen Sprit sparen mussten. "Es fehlte mehr als nur eine marginale Menge. Wären wir normal weitergefahren, dann wäre keines der Autos ins Ziel gekommen. Ab Runde acht fuhren wir im Spritsparmodus." Im Klartext heisst das, dass Button und Hamilton die Leistung zurückdrehen mussten. Dadurch wird man langsamer.

"Wir hätten zweifellos etwas schneller fahren können", meint Whitmarsh. "Wir hatten hier ein schnelles Auto und wir hätten eigentlich den Doppelsieg feiern müssen. Wir sind aber nicht traurig mit unserer Situation." Abgesehen vom Speed war auch die Zuverlässigkeit an den drei Tagen in "Down Under" makellos.

Button: "Ein Traumstart"


Drei Siege in vier Jahren: Jenson Button drückte dem Grossen Preis von Australien in Melbourne wieder einmal seinen Stempel auf. Der britische Rennfahrer schnappte sich beim Start den ersten Platz und machte nach 58 Runden seinen ersten Triumph in dieser Saison perfekt. Für Button und McLaren war es ein Saisonauftakt nach Mass, wie der Ex-Weltmeister in der Pressekonferenz bestätigt. Dort spricht Button über seinen Sieg und auch über die Konkurrenz von Red Bull.

Frage: Jenson, du hast beim Start die Führung erobert und fuhrst nach einem kontrollierten Rennen als Sieger über die Ziellinie. Fasse doch bitte deine Emotionen zusammen...


Ich denke, jeder Sieg bedeutet dir eine Menge. Das wissen wir alle, die wir hier sitzen. Für uns als Team zeigt dieser Erfolg, wie wichtig der Winter ist. Wir hatten einen starken Winter. Das hat die Qualifikation am Samstag dick unterstrichen. Es ist daher klasse, beim ersten Rennen des Jahres einen Sieg einzufahren. Die Jungs in Woking haben im Winter wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet. Das wird ihnen sicherlich dabei helfen, bei ihren Überstunden noch einmal etwas mehr Druck zu machen, um das letzte bisschen herauszuholen. Daher: Vielen Dank an alle in Woking und an das gesamte McLaren-Team für diesen Sieg in Melbourne. Es war ein Traumstart. Ich kniff mich während des Rennens sogar einmal, um sicherzugehen, dass es kein Traum war.

Sprechen wir über den Start: Du fuhrst von Platz zwei auf Rang eins nach vorne...

Ich reagierte zwar prima auf das Ampelsignal, fuhr aber nicht so toll los. Ich schaltete etwas zu früh in den zweiten Gang hinauf. Dadurch fiel die Drehzahl zu tief. Das hört sich so einfach an, aber das ist es gar nicht. Ich hatte also keinen perfekten Start. Er war aber gut genug, um Lewis zu kassieren und als Führender in Kurve eins einzubiegen. Dort hat er sich sehr fair verhalten. Wir haben nicht versucht, uns gegenseitig abzuräumen. Das war sehr nett von ihm.

Nach dem Start konntest du gut wegziehen und einen Vorsprung aufbauen, der sich zu stabilisieren schien. Wie war das aus deiner Sicht?

Ich wusste, dass ich in den ersten Runden richtig viel Druck machen musste. Mir war klar: Lewis würde mir folgen wie ein Schatten. Ich musste daher versuchen, mich abzusetzen. Nach zwei Runden wurde schliesslich das Heckflügel-System freigegeben. Das war also sehr wichtig. Im Rennen fuhren wir aber geschlossen in eine gewisse Unbekannte. Am Freitag legte ich als längste Distanz eine Fahrt über acht Runden zurück. Die Bedingungen waren damals aber andere. Für das Rennen war es also nicht einfach, Dinge wie die Einstellungen des Flügels, den Reifendruck und dergleichen richtig auf die Reihe zukriegen. Wir kamen gut hin, trafen es aber nicht perfekt. Im zweiten und dritten Stint passte es aber viel besser. Wir hatten dann schon ein besseres Verständnis vom Auto und konnten daher noch stärker auftreten. Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Auto. Es gab ein paar Bereiche, in denen es ein bisschen besser hätte sein können. Ich glaube aber: Wir haben an diesem Wochenende wirklich gute Arbeit geleistet.

Was ging dir durch den Kopf, als das Safety-Car auf die Strecke kam? Bis dahin hattest du dir ein Polster von zehn Sekunden aufgebaut. Wie war dir dann zumute? Hattest du Bedenken?

Ja. Das geht dir aber immer so. Vor allem, wenn es so kühl ist. Es war später Nachmittag und die Sonne stand schon tief. Da ist es schwierig, die Reifen auf Temperatur zu halten. Das ist dann wirklich das Letzte, was du willst, wenn du das Feld vor dem Neustart anführst. Ich war ein bisschen angespannt, konnte meine Reifen aber auf Temperatur halten und viel Sprit sparen. Das war ziemlich für uns, denke ich. Ausserdem erwischte ich einen guten Neustart. Das sagte mir: 'Mach für zwei Runden richtig viel Druck, um nach dem Neustart gleich eine Lücke aufzureißen.' Das gelang, und ich war sehr zufrieden damit. Danach ging es nur noch darum, das Tempo bis zum Rennende zu kontrollieren. Ja, es war ein wirklich toller Tag.

Schildere uns deine Eindrücke zu den unterschiedlichen Reifenmischungen...

Ja, es gibt einen Unterschied. Das ist aber eher eine Sache der Balance als alles andere. Meine grösste Sorge war das Safety-Car. Wenn du dir erst einmal einen Vorsprung von zehn Sekunden erarbeitet hast, ist das spitze. Du kannst die Geschichte dann zu einem gewissen Grad kontrollieren, doch wenn das Safety-Car herauskommt und es schon 18 Uhr abends ist, dann sind die Reifen nur schwer auf Temperatur zu halten. Das hatten wir im Vorjahr bemerkt. Deshalb machte ich mir grosse Sorgen. Wir alle versuchen, die Temperaturen möglichst hoch zu halten, doch wenn du dann wieder Druck machst, hast du ein völlig anderes Gefühl. Dann bleibt leicht mal ein Rad stehen. Das passierte mir aber nicht. Ich konnte erneut eine Lücke aufreissen und aus der Überholzone fahren. Es war schön, Seb binnen zweier Runden drei Sekunden aufzubrummen. Danach kontrollierte ich das Tempo. Zum Schluss legte Seb noch einige ziemlich schnelle Runden hin. Ich musste ebenfalls nochmals nachlegen, um die Lücke konstant zu halten. Das gelang aber. Red Bull ist jedoch sehr stark. Ich habe fast das Gefühl, die Rollen haben sich vertauscht. 2011 waren wir im Qualifying nicht so gut, dafür aber im Rennen. Man muss Red Bull für Malaysia sicher auf der Rechnung haben.

Wie überrascht warst du vom Tempo von Red Bull im Rennen?

Nicht überrascht. Ich hatte schon nach der Qualifikation betont, dass ich davon ausging, dass sie konkurrenzfähig sein würden. Ich glaube, sie haben es am Samstag einfach nicht auf die Reihe gekriegt. Sie stellten nun ihre Geschwindigkeit unter Beweis und Seb leistete gute Arbeit, um Rang zwei zu erobern. Als Team haben wir bei McLaren aber den besten Job gemacht, würde ich sagen. Ich freue mich schon auf das nächste Rennen. Wir haben bewiesen, dass wir eine Saison auch stark beginnen können. Das ist klasse. Und es sind doch gute Nachrichten für den Sport, mal keinen Red Bull ganz vorne in der Startaufstellung zu haben. Seit Monza 2010 war immer mindestens einer von ihnen in der ersten Reihe. Wir haben ihre Serie beendet. Sie sind aber da und wir müssen sie im Auge behalten.

Wenn ich es richtig gesehen habe, warst du zweimal mit der mittleren Reifenmischung unterwegs. Red Bull setzte dagegen zweimal auf die weiche Variante. Heisst das, der Verschleiss war bei dir ein bisschen grösser?

Um die Wahrheit zu sagen: Ich weiss es nicht. Über die meiste Zeit des Rennens konzentrierte ich mich vollkommen auf Lewis hinter mir. Er war sehr nahe dran, also wusste ich nicht, was dahinter mit den Red Bulls passieren würde. Ich weiss es wirklich nicht. Das ist eben die Strategie, die wir gewählt haben. Ich glaube nicht, dass der Verschleiss ein Thema war. Es ging nur einfach um eine Strategie, die wir für die Beste hielten. Ich betone aber nochmals: Wir hatten hier nur sehr wenig Streckenzeit. Da wird es schwierig, die perfekte Taktik auszuknobeln. Es kommt einfach darauf an, welche Reifen du am Freitag fährst. Ich fuhr damals mit der weichen Mischung und hielt das für den richtigen Weg.

Es war dein dritter Sieg in Melbourne. Dieser Ort muss etwas Besonderes für dich sein...

Ja. Ich schlief übrigens in jedem dieser Jahre im gleichen Zimmer. Als wir dieses Mal hier ankamen, sagte mir meine Freundin: 'Wir sind witzigerweise im gleichen Zimmer wie vor zwei Jahren, als du gewonnen hast.' Vielleicht ist das also der Grund. Wie auch immer. Jeder Rennsieg ist toll, doch hier ist es immer etwas Spezielles. Es ist auf jeden Fall sehr wichtig, einen starken Auftakt für das Team hinzulegen. In den vergangenen beiden Jahren hatten wir beim ersten Rennen immer ein paar Probleme. Dieses Mal hatten wir dank Lewis die Pole-Position und nun auch den Sieg. Ich denke, das bringt uns für die kommenden Rennen in eine sehr gute Ausgangslage. Wir beginnen das Jahr sicherlich optimal. Vielen Dank dafür an das Team und an alle, die so hart dafür gearbeitet haben. Heute früh hörte ich einen Mechaniker sagen: 'Diese Sperrstunde ist wirklich grossartig. Das war die erste Pause seit dem Jahresbeginn.' Daher noch einmal vielen Dank an alle in Woking und vielen Dank für all die Überstunden und dergleichen mehr. Ja, es ist ein fantastischer Tag.

Drei Siege in vier Jahren. Beantragst du jetzt die australische Staatsbürgerschaft? Wie unterschied sich dieser Sieg von deinen vorherigen Rennerfolgen in Melbourne?

Dieser Sieg ist anders als der von 2010. Damals waren die Bedingungen wirklich sehr seltsam. Wir starteten im Nassen und danach trocknete die Strecke ab. Ja, das war etwas komplett anderes. 2009 stand ich auf der Pole-Position, doch das Rennen... Es war gut, doch im letzten Stint hatte ich damals ziemlich zu kämpfen. Die Reifen funktionierten ganz anders. Dieses Mal fühlte sich das Auto über das komplette Rennen hinweg gut an. Ich denke, wir hatten eine gute Balance zwischen dem Tempo am Start und der Geschwindigkeit am Ende eines Stints. Mein Gefühl sagt mir: Wir hatten dieses Mal eine bessere Balance und einen besseren Reifenhaushalt als in jedem anderen Jahr hier in Melbourne. Das Auto fühlte sich einfach toll an.

Ich habe deinen Siegergruss verpasst. War es ein 'W' oder ein 'V' oder dergleichen?

Ich wollte etwas Neues ausprobieren, aber den 'Vettel-Finger' kann ich nicht schlagen. Darüber sprechen wir noch. Mit einer Wasserflasche in der Hand formte ich ein 'W'. Das funktionierte aber nicht so toll. Ich bin mir sicher, wir sehen den 'Vettel-Finger' in dieser Saison noch hin und wieder. Hoffentlich wird das nicht gar so oft der Fall sein. Wir werden hart kämpfen, damit das nicht passiert. Ach, ich liebe solche Fragen.

Glaubst du, Seb wird deine Siegergeste auf die Dauer nerven so wie dich im vergangenen Jahr sein 'Vettel-Finger' genervt hat?

Das hoffe ich doch.

Du bist sicher mit der Statistik vertraut, wonach der Sieger in Melbourne meist auch den WM-Titel einfährt...

Na, das hört sich doch gut an, oder nicht? Ich siegte hier aber 2010 und war am Ende nicht Weltmeister. Es ist aber eine tolle Geschichte für dich persönlich, an einem solchen Ort das erste Rennen des Jahres zu gewinnen. Das ist eine schöne Motivation. Man darf sich davon aber nicht verrückt machen lassen. Es war nur einer von 20 Grands Prix.
Das nächste Rennen findet in Malaysia statt. Du bist wahrscheinlich erneut auf den Sieg aus. Die Konkurrenz ist aber gross und wir scheinen vor einer spannenden Saison zu stehen. Wie siehst du das nach dem ersten Grand Prix?

Wir alle glauben, dass 2012 ein ganz besonderes Jahr für die Formel 1 werden wird. Im vergangenen Jahr hatten schon fünf Weltmeister in der Startaufstellung. In diesem Jahr sind es sechs Champions und viele konkurrenzfähige Rennställe. Es ist gut zu sehen, dass es der Formel 1 derzeit richtig gut geht. Es ist echt klasse, derzeit ein Teil des Sports zu sein. Ich bin schon sehr gespannt darauf, nach Malaysia zu reisen. Daran denke ich im Augenblick aber noch gar nicht. Ich werde jetzt erst einmal den Abend mit dem Team, meinen Freunden und meiner Familie geniessen. Allzu wild wird es nicht werden, denn am Montag und am Dienstag werde ich wieder trainieren. Ein paar Bier oder Johnny Walkers mit der Crew werden es aber schon werden. Ab morgen konzentriere ich mich dann auf Malaysia.

Und was bedeutet das Ergebnis von Melbourne für das Rennen in Sepang?

Nun, es ist ein vollkommen anderer Rennplatz. Manche Leute hatten hier in Australien ein paar Probleme damit, ihre Reifen aufzuwärmen. Dergleichen wird es in Malaysia nicht geben. Es geht darum, ein gutes Setup für diesen Kurs zu finden. Konstanz ist dort der Schlüssel zum Erfolg. Daran müssen wir arbeiten. Ich sehe aber keinen Grund, warum wir das Auto nicht auch in diesen Bedingungen zum Arbeiten bringen könnten. Wir fuhren mit dem Fahrzeug bisher aber nur in recht kühlen Verhältnissen. Das Bild könnte sich daher komplett verändern. Wir haben allerdings ein paar gute Ideen für das Auto. Hoffentlich sind wir damit gut vorbereitet.

Whitmarsh: "Man täuscht sich in Jenson vielleicht"


Am Samstag die schnellsten Rundenzeiten im Qualifying, am Sonntag der Sieg. Das Auftaktwochenende der neuen Formel-1-Saison in Melbourne dürfte ganz nach dem Geschmack von McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh gewesen sein. Der Brite hatte allerdings vor dem Start des Rennens kleine Sorgen. "Wenn wir beide Autos heil durch die erste Kurve bekommen, dann bin ich schon glücklich", sagte er vor dem ersten Grand Prix des Jahres gegenüber 'Sky Sports'. "Ich habe den beiden vor dem Start nichts mehr mit auf den Weg gegeben. Die beiden wissen schon, dass sie sich nicht gegenseitig in der ersten Ecke abschiessen sollten. Ich habe da vollstes Vertrauen", so Whitmarsh vor der Jagd im Albert Park. Whitmarshs Vertrauen wurde beim Start allerdings auf eine Probe gestellt. Polemann Lewis Hamilton kam nicht perfekt weg, Jenson Button schnappte sich seinen Teamkollegen.

"Jenson hatte den besseren Start und konnte vorbeiziehen. Danach konnten wir das Tempo kontrollieren. Die Performance war vorhanden. Ein bisschen problematisch war das Safety-Car für uns, denn dadurch kam Sebastian an Lewis vorbei. Auf dieser Strecke ist es schwierig, einen anderen zu überholen", schildert Whitmarsh nach dem Rennen. Der McLaren-Teamchef hatte bis zu jenem Zeitpunkt auf einen Doppelsieg gehofft. "Unzufrieden sind wir nach Platz eins und drei natürlich nicht", winkt er im Gespräch mit 'RTL' ab. "Jenson hat den Sieg ganz klar verdient", stellt Whitmarsh klar. "Er hat seine Reifen geschont, hat keine Fehler gemacht und er hat sich auch nicht ins Bockshorn jagen lassen, als Sebastian hinter ihm war. Sobald Sebastian später näher kam, hat Jenson wieder ein bisschen mehr auf die Tube gedrückt. Wir mussten etwas Sprit sparen. Dann muss man intelligent handeln und darf nicht in Panik geraten."

Nach der Zieldurchfahrt jubelte Button per Funk mit den Worten "Welcome to 2009" - eine klare Ansage, dass er seinen Titelgewinn aus jenem Jahr nun wiederholen möchte. "Jenson will die WM gewinnen und hat heute auf diesem Weg perfekt angefangen. Manche Leute haben den Eindruck, der wolle gar nicht groß kämpfen, weil er immer so entspannt auftritt. Man täuscht sich in ihm vielleicht", sagt sein Teamchef. "Jenson will den Titel ganz gewiss, er ist extrem erfolgshungrig. Man sieht das auch daran, dass er die schnellste Rennrunde markiert hat. Er wird immer noch stärker", meint Whitmarsh, der am Ende etwas Mitleid mit dem drittplatzierten Hamilton hatte. "Jeder Rennfahrer will gewinnen. Wenn er das nicht schafft, ist er nicht zufrieden. Wenn dann gleichzeitig der Teamkollege gewinnt, wird die Sache noch schlimmer. Lewis hat es am Start nicht ganz hinbekommen, aber in der nächsten Woche ist er wieder ganz vorne dabei."

Der McLaren-Teamchef geht fest davon aus, dass sein Team im Kampf gegen Red Bull auch in Sepang bestehen kann. "Das Interessante bei den Tests war die Erkenntnis, dass wir im vergangenen Jahr die Traktion hatten und Red Bull in den schnellen Kurven besser war - nun ist es genau umgekehrt. Wenn diese Tendenz bestätigt wird, dann haben wir auch in Malaysia gute Karten. Das wird interessant", meint der Brite vor dem zweiten Grand Prix in einer Woche.

Papa Button: "Das war aufregend"


Jenson Button sprüht vom Formel-1-Podest mit Sieger-Champagner, sein Vater John Button nippt genüsslich an einem Glas Rotwein. Diese bekannte Szene bei allen Button-Siegen in der Königsklasse gab es auch am Sonntag in Melbourne zu sehen. "Gleich den Auftakt zu gewinnen ist natürlich super. Und das in einer Stadt, die Jenson sehr liebt", schwärmt John Button im Gespräch mit 'Sky Sports'. "Das war aufregend. Vor allem zu dem Zeitpunkt, als das Safety-Car herauskam", schildert der Vater des Weltmeisters von 2009. "Jenson war cool und hat es kontrolliert. Aber als Aussenstehender fragt man sich dann, ob die Reifen wirklich halten und so weiter." Das bange Warten auf die Zieldurchfahrt wurde zur Geduldsprobe. Der Jubel anschliessend zur emotionalen Angelegenheit. "Jenson hat vor dem Start gesagt, er sei nervös. Aber nicht normale Nervosität, sondern es ist bei ihm eher eine positive Art der Anspannung. Ihm war klar, dass er in einer guten Position und sein Auto schnell ist", berichtet John Button. Beim Start hatte der Brite den Grundstein gelegt und war an seinem McLaren-Teamkollegen Lewis Hamilton vorbeigezogen. "Jetzt schnell ab in Richtung Malaysia", sagt John Button und freut sich bereits auf die nächste mögliche Party in einer Woche in Sepang.

Hamilton: "Mein Start war erschreckend"


Nach der Pole-Position zum Grossen Preis von Australien war Lewis Hamilton noch allerbester Dinge, doch nach dem Rennen verzog der Brite schier keine Miene: Mit dem dritten Platz hinter Jenson Button (McLaren) und Sebastian Vettel (Red Bull) war Hamilton in Melbourne ganz sicher nicht sehr zufrieden. In der Pressekonferenz und in seiner Medienrunde machte der Ex-Champion prompt auch keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. Hamilton zeigte sich dabei betont schmallippig und genervt.

Frage: Lewis, du siehst nicht ganz zufrieden aus. Platz drei für dich - es war wohl nicht ganz dein Tag, was?

Lewis Hamilton: Nein. Zunächst einmal Gratulation an Jenson. Er hat klasse Arbeit geleistet. Gratulation auch an das Team, denn sie haben im Winter einfach super gearbeitet. Ja, es ist ein recht harter Tag für mich. Ich hatte ein bisschen zu kämpfen. Es wäre schön gewesen, einen Doppelsieg einzufahren. Wir haben aber noch viele Rennen vor uns, also bewahren wir einfach einen kühlen Kopf.

Was passierte am Start? Es hatte den Anschein, dass dein Auto beim Hochschalten in den dritten Gang plötzlich bockte...

Ich weiss gar nicht, was da passierte. Ich verlor auf jeden Fall zu viele Positionen. Mein Start war erschreckend. Damit fing alles an.

Während der ersten Serie der Boxenstopps schienst du fünf, sechs Sekunden verloren zu haben. Wo genau, das weiss ich aber nicht...

Ich auch nicht.

Wie erging es dir mit den Reifen?

Mein erster Reifensatz wies einen gewissen Verschleiss auf, aber das war wohl nicht viel anders als bei den anderen. Ich weiss es nicht, um ehrlich zu sein. In den schnellen Ecken hatte ich ein bisschen Übersteuern, in den langsamen Passagen etwas Untersteuern.

Was dachtest du, als Sebastian Vettel in der Safety-Car-Phase plötzlich vor dir war? Du hast dann ja probiert, ihm den zweiten Platz wieder abzujagen...

Ja. So läuft es halt manchmal. Das war Pech. Es war eine ähnliche Position, wie ich sie schon im vergangenen Jahr erlebte. Es war ein schwieriges Rennen. Für das Team war es aber positiv, mit einem guten Tempo hierher zu kommen. Hoffentlich lässt sich das auch auf das nächste Rennen übertragen.

Du kamst selbst mit dem verstellbaren Heckflügel und mit KERS nicht an Sebastian Vettel vorbei...

Ja. Sie waren auf den Geraden wirklich sehr schnell. Es gab keine Chance, an ihnen vorbeizugelangen.

Wie viel Druck übte Mark Webber zum Schluss auf dich aus?

Ja, er war sehr schnell. Ich beschädigte meine Reifen hinter Sebastian. Dann beschloss ich, mich ein bisschen zurückfallen zu lassen, um wieder etwas mehr Freiraum zu haben. Mark setzte mich definitiv unter Druck.

Sebastian Vettel sagte, dass er dich auch ohne die Safety-Car-Phase hätte angreifen können. Siehst du das ebenfalls so? Lief dein Auto perfekt oder gab es zu diesem Zeitpunkt irgendwelche Probleme?

Ich hatte ganz allgemein keine grossartige Geschwindigkeit. Er hätte mich überholen können oder auch nicht. Wer weiss? Das spielt ja auch keine Rolle. Unterm Strich kam er vorbei.

Wie viel Zuversicht ziehst du aus der Pole-Position und dem dritten Platz? Das ist eine gute Ausbeute...

Das ist okay. Im Vergleich zur Leistung von anderen ist das aber nicht so toll.

Im Vergleich zum letzten Jahr ist dieses erste Rennen sicher ein Schritt nach vorne für McLaren...

Nun, im vergangenen Jahr begann ich die Saison etwas besser als dieses Mal. Daher: Nein, eigentlich nicht.

Die Konkurrenzfähigkeit ist aber nun eine andere. Dein Team ist das Team, das es zu schlagen gilt...

Ja, das ist ein gutes Zeichen und toll für das Team. Das Team hat sehr hart dafür gearbeitet. Noch ist es aber zu früh für eine Einschätzung. Im Qualifying scheinen wir jedoch ziemlich schnell und konkurrenzfähig zu sein. Im Rennen war Red Bull aber deutlich besser. Man muss noch immer mit ihnen rechnen.

Wie bereitest du dich jetzt auf Malaysia vor?

Ich konzentriere mich neu und reisse mich zusammen. Es sind noch viele Rennen zu fahren. In dieser Meisterschaft geht es nur um Konstanz. Darauf habe ich es abgesehen. In Sepang sollten wir jedenfalls erneut recht schnell sein. Hoffentlich ist dort ein Doppelsieg drin.

19.3.2012