Brawn rechnet mit engem Saisonstart

Ross Brawn:

«So viele Weltmeister sind grossartig für die Formel 1»

Die Spannung vor dem Formel-1-Saisonstart ist enorm. Während man im Vorjahr davon ausgehen durfte, dass Red Bull mit einem klaren Vorteil gegenüber der Konkurrenz nach Melbourne reist, ist das Bild dieses Jahr deutlich verschwommener: McLaren erlebte erstmals seit längerer Zeit eine gelungene Vorbereitung, vor allem Jenson Button strotzt vor Selbstbewusstsein. Mercedes zeigt sich ebenfalls mit der Basis des neuen F1 W03 zufrieden - und dann wäre da mit Lotus noch ein gefährlicher Aussenseiter, der die meisten Bestzeiten zu Buche stehen hat.

"Ich würde sagen, dass es sehr schwer einzuschätzen ist", spielt Alan Permane, Leiter des Einsatzteams bei Lotus, gegenüber 'Autosport' auf das Kräfteverhältnis in der Formel 1 an. "Normalerweise haben wir zu diesem Zeitpunkt eine Idee, aber ich denke nicht, dass wir wissen, wo wir sind."

Sorgen die Reifen auch 2012 für Action?

Auch Teamchef Eric Boullier bläst gegenüber 'Autosport' ins gleiche Horn: "Das wird ein verrückter Saisonstart. Das Qualifying in Melbourne und die ersten Rennen werden unberechenbar sein." Das liegt seiner Meinung nach vor allem an den neuen Pirelli-Reifen, die dieses Jahr nach ersten Test-Erkenntnissen schneller auf Temperatur kommen, aber auch rascher verschleissen. "Die Reifen werden die Sache sehr interessant machen", ist der Franzose überzeugt. "Wenn man im Qualifying zu hart pusht, dann fällt man im ersten Teil des Rennens auf die Nase. Und wenn man zu früh an die Box kommt, dann könnte das bedeuten, dass man einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen muss."

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery glaubt währenddessen nicht, dass die Reifen lange für Rätselraten sorgen werden. "Martin Whitmarsh meinte, dass wir die Teams herausfordern müssen", sagt der Brite gegenüber 'Autosport'. "Und wenn wir das tun, dann werden wir mit Spannung belohnt, zumindest zu Beginn der Saison."

Brawn sieht enorme Leistungsdichte

Er rechnet aber mit einer ähnlichen Entwicklung wie im Vorjahr, als sich die Teams auf die unberechenbaren Reifen nach und nach einstellten: "Man darf nicht vergessen, dass es sich bei den Ingenieuren in den Teams um die besten der Welt handelt. Während das Anfang des Jahres wie im Vorjahr für einige Herausforderungen sorgen könnte, werden sie im Laufe des Jahr herausfinden, wie man mit der Situation am besten zurecht kommt - dadurch gleicht sich das dann wieder aus."

Für Mercedes-Teamchef Ross Brawn sorgt schon alleine die Tatsache für Aufregung, dass dieses Jahr erstmals in der Formel-1-Geschichte sechs Weltmeister am Start stehen. "So viele Weltmeister sind grossartig für die Formel 1", frohlockt der Brite gegenüber 'Autosport'. "Durch die Qualität des Feldes und die Tatsache, dass es so aussieht, als würde alles knapp beisammen liegen, wird das eine wirklich spannende Saison - es könnte eine der besten seit Jahren werden. Ich rechne mit dem engsten Saisonstart seit Jahren."

14.3.2012