Pirelli von Qualität der eigenen Pneus überrascht

Sportchef Paul Hembery hätte sich vorstellen

können, dass die Reifen zum Ende des Rennens ein Thema werden

Mit nur einem Boxenstopp ist Lotus-Pilot Kimi Räikkönen in Abu Dhabi zum 19. Sieg seiner Karriere gefahren. Der Finne begann das Rennen auf den soften P Zero Yellow und wechselte in Runde 31 auf die Mediums P Zero White. Gestartet von Platz vier, übernahm Räikkönen die Führung, nachdem Lewis Hamilton in Runde 19 ausgeschieden war. Zweiter wurde Fernando Alonso, der auch nur einmal an die Box kam. In der Fahrerwertung trennen den Spanier zwei Rennen vor Saisonende nur noch zehn Punkte von Spitzenreiter Sebastian Vettel.

Der Red-Bull-Pilot begann das Rennen als einer von drei Fahrern auf den Mediums. Ausser ihm entschieden sich Mercedes-Pilot Michael Schumacher und Bruno Senna von Williams für diese Reifen. Ausserdem musste Vettel wegen eines Regelverstosses beim Qualifying aus der Boxengasse starten. Nach einer erfolgreichen Aufholjagd belegte der Deutsche am Ende den dritten Platz. Trotz eines beschädigten Frontflügels hatte sich Vettel während der ersten sieben Runden bis auf Platz 13 vorgekämpft.

Vettel einziger Topfahrer mit zwei Stopps

Es folgte eine Safety-Car-Phase, in der er auf die soften Reifen wechselte und seinem Auto eine neue Nase montiert wurde. Die zusätzliche Geschwindigkeit der weicheren Gummimischung, die etwa eine halbe Sekunde pro Runde schneller war als die Mediums, nutzte der Red Bull-Pilot, um bis auf Platz zwei vorzufahren. Nach seinem letzten Boxenstopp in Runde 37 kam er als Vierter zurück auf die Strecke. Es folgte ein zweiter Einsatz des Safety-Cars, durch den das Feld zusammenrückte. Schliesslich gelang es Vettel drei Runden vor Schluss, Jenson Button zu überholen und das Rennen auf einem Podiumsplatz zu beenden. Mit Ausnahme von Vettel waren die acht bestplatziertesten Fahrer mit einer Ein-Stopp-Strategie erfolgreich. Denn durch die sinkenden Temperaturen und den weichen Asphalt war der Reifenverschleiss gering. Paul Hembery kommentiert: "Gratulation an Kimi. Er ist in dieser Saison schon der achte Fahrer, der ein Rennen gewinnen konnte."

Vettel fehlten nur vier Runden

Der Pirelli-Sportchef weiter: "Glückwünsche auch an Eric Boullier für seinen ersten Sieg als Teamchef von Lotus. Das war einer der spannendsten Grand Prix des Jahres, auch wegen der beiden Safety-Car-Phasen", findet der Brite. "Sie führten dazu, dass alle Teams ihre Rennstrategien anpassen mussten. Es zeigte sich, dass die meisten Fahrer mit einer Ein-Stopp-Strategie erfolgreich waren. Denn der Abrieb der Reifen war sehr gering. Es war definitiv ein abwechslungsreiches Rennen." Die Strategie Vettels analysiert Hembery so: "Wir dachten, dass es möglich sein würde, das Rennen mit einem Stopp zu bestreiten. Die Lebensdauer der Reifen haben wir mit 36 Runden kalkuliert, er hätte 40 fahren müssen und der Red Bull geht behutsam mit den Reifen um. Vielleicht wäre es gerade so aufgegangen, aber in Sachen Abbau wäre das schon das absolute Limit gewesen", so der Verantwortliche der Italiener. "Ihr Tempo hat sie in die Lage versetzt, die Top 6 zu erreichen."

Reifenschäden nur per Feindkontakt

"Dank anderer Faktoren sind sie sogar noch weiter vorne ins Ziel gekommen", merkt Hembery an. "Kimi war im Saisonverlauf im Renntrimm immer sehr gut. Wäre er das heute nicht gewesen, hätte er den Grand Prix nicht gewonnen." Räikkönen habe im Verlauf des Rennens zwei grosse Führungen herausgefahren, die vom Safety-Car jedoch zunichte gemacht wurden. "Er fuhr fantastisch", lobt Hembery und gibt zu bedenken, dass allgemein wenig Reifenabbau zu konstatieren war. "Das hat das Datenmaterial gezeigt und daher war es keine grosse Überraschung. Aber wir hätten schon damit gerechnet, dass die Reifen am Ende zumindest ein Thema sind", unterstreicht Hembery, gibt aber keine Einschätzung ab, was gewesen wäre, hätte es die Safety-Car-Phasen und die damit verbundene Reduktion der Belastung nicht gegeben. Entsprechend hatten nach Pirelli-Untersuchungen auch alle Reifenschäden mit Feindkontakt und nicht mit Materialermüdung zu tun. "Zwischenfälle gab es ja einige", weiss Hembery. "Da wurden die Pneus einfach aufgeschlitzt."

5.2.2012