Hamilton: Pole-Position nicht in Reichweite

Hamilton präsentiert sich in Abu Dhabi gut

gelaunt, aber wenig optimistisch

Diplomatie war noch nie die groSSe Stärke des Lewis Hamilton. Und so sagt der Brite auch nach den Freitagstrainings in Abu Dhabi klipp und klar, was Sache ist: McLaren ist trotz seines zweiten Platzes am Nachmittag offensichtlich einfach zu langsam, um Red Bull gefährlich zu werden. Ein Lenkungsproblem, das Hamilton plagte, lässt sich wohl schnell beheben, der Verkehr wird sich im Qualifying ebenfalls lichten - das mangelnde Tempo auf weichen Reifen jedoch bereitet Kopfschmerzen.

Frage: Lewis, wie war dein Freitag?


Lewis Hamilton: Ein interessanter Tag. Wir schienen in der ersten Session ziemlich stark zu sein, in der zweiten Session hatte ich dann Probleme - wahrscheinlich wegen der Temperaturen und der Reifendrücke, aber ich weiss es nicht genau. Auf der Strecke machst du Druck, Druck, Druck. Dann kommt mitten im Longrun auf der Strecke andauernd Verkehr auf und du kannst deine Runde nicht vernünftig zu Ende bringen. Das ist schon nervig. Es war sehr schwierig, auf eine Zeit zu kommen. Wir hatten gute Runden auf der härteren Mischung, aber dann hat die Konkurrenz acht Zehntelsekunden mit der weicheren Mischung gefunden, während wir gar nicht haben schneller fuhren. Vielleicht sollten wir uns darauf konzentrieren.

Hattest du ein Problem mit der Lenkung? War es vielleicht sogar das gleiche wie schon in Indien?

Es scheint eine kleine Senkung in der Mitte der Zahnstange gewesen zu sein, die werden wir heute Abend wohl wechseln.

Was macht es für einen Unterschied, wenn die Sonne untergeht und die Nacht hereinbricht?

Der Unterschied besteht darin, wie man die Reifen auf Temperatur bringt. Die Pneus fühlen sich an, als seien sie auf Temperatur, aber dann bieten sie nicht die entsprechende Leistung. Es ist unmöglich, zu spüren, wie viel Temperatur in den Reifen ist. Man denkt, es sei sehr einfach, sie aufzuwärmen, aber das ist es nicht.

Denkst du, dass die Pole-Position für euch in Reichweite ist?

Ehrlich gesagt? Nein. Ich werde aber mein Bestes geben. Die vergangen Rennen hat alle Sebastian (Vettel) gewonnen und das Auto sieht auch hier wieder schnell aus. Wenn wir vor sie kommen, wäre das ein riesiger Vorteil für uns. Sollten wir auf die Pole-Position fahren, wäre das fantastisch, aber erstmal müssen wir ein schnelleres Auto auf die Beine stellen.

Wie beurteilst du die Leistung von Red Bull?

Ich habe damit gerechnet, dass Sebastian sehr schnell sein würde. Keine Ahnung, was sie in der ersten Session gemacht haben, aber ich glaube, sie sind spazieren gefahren. In der zweiten Session haben sie dann ernst gemacht. Sie haben ein tolles Tempo vorgelegt, was ich nicht mitgehen konnte. Ich habe mit dem Auto meine Probleme gehabt, weiss aber nicht genau, warum. Jetzt haben wir aber viel Zeit, um das herauszufinden.

Sind die Red Bull für euch an diesem Wochenende schlagbar?

Ich weiss es nicht. Es hat sich nichts geändert, es hat sich nichts verbessert. Warum sollte das also der Fall sein? Ich ackere wie ein Verrückter und gebe alles, was ich habe. Dann kann ich nur hoffen, dass seine Runde nicht so gut ist wie meine.

Glaubst du, dass Mercedes 2013 ein besseres Auto baut als 2012?


Sie arbeiten hart, um sich zu verbessern. Ich hoffe, dass das Team im kommenden Jahr konkurrenzfähiger ist. Wie auch immer: Wir werden uns zusammentun, um die Probleme zu lösen.

Brawn bereitet Hamilton auf Mercedes vor


Bei Mercedes fiebert man angesichts der sportlich schwierigen Endphase der Formel-1-Saison 2012 schon dem nächsten Jahr entgegen. Das Team setzt grosse Hoffnungen in Neuankömmling Lewis Hamilton, der in Expertenkreisen neben Sebastian Vettel und Fernando Alonso als schnellster Fahrer der Königsklasse gehandelt wird.

Aber Ross Brawn relativiert Befürchtungen, wonach Hamilton das Team an sich reissen und Nico Rosberg völlig in den Schatten stellen könnte, wie es Michael Schumacher in seinen Ferrari-Jahren vorexerziert hat: "Beide Fahrer tragen dazu bei, ein Team zu entwickeln und aufzubauen", sagt der Mercedes-Teamchef. "Wir erreichen eindeutig nicht die Ergebnisse, die wir erreichen wollen, also müssen wir Fortschritte machen. Ich glaube, Lewis kann dazu beitragen. Wir glauben natürlich und wissen, dass er ein sehr, sehr schneller Fahrer ist."

Klar sei allerdings auch, dass Hamilton erstmals in seiner Karriere etwas Neues aufbauen muss: "Das ist vielleicht eine neue Herausforderung für ihn, einem Team beim Wachsen zu helfen, es zu entwickeln und konkurrenzfähiger zu werden. Es gibt also vielleicht andere Aspekte als bei McLaren, mit denen er sich bei uns auseinandersetzen muss. McLaren war ein ziemlich komplettes und rundes Team", glaubt Brawn.

Button: "Das Auto läuft besser als in Indien"

Für den Anfang nicht schlecht: Button darf mit dem

Training zufrieden sein


McLaren präsentierte sich am ersten Trainingstag in Abu Dhabi in starker Form. Auch wenn Sebastian Vettel die Tagesbestzeit holte, gab der WM-Leader zu, dass die Truppe aus Woking im Renntrim um eine Spur schneller als Red Bull und Rest ist. Jenson Button konnte mit seinem Teamkollegen Lewis Hamilton nicht ganz Schritt halten - zwischen dem Zweitplatzierten und dem Drittplatzierten lag eine halbe Sekunde. In seiner Medienrunde am Freitag erklärt Button die Gründe dafür, zieht ein sehr positives Fazit, stellt aber auch klar, dass noch nicht alles perfekt läuft.

Frage: Jenson, gibt es nach dem ersten Trainingstag irgendetwas, das dir Sorgen macht?

Jenson Button: Nein, da gibt es nichts. Das Auto läuft gut. Ich denke, dass es für jeden in den ersten Runden auf der weicheren Mischung mit neuen Reifen schwierig ist, gute Runden hinzubekommen. Der Longrun war vielversprechend, das Gefühl ist gut. Es läuft nicht schlecht.

Reagieren die Reifen so wie erwartet? Was wird dieses Wochenende der Schlüssel sein, um es hinzubekommen?


Es ist recht kühl, wenn das Sonnenlicht die Strecke nicht mehr aufheizt. Dann geht die Streckentemperatur auf 28 bis 27 Grad zurück, was für uns niedrig ist, wo auch immer wir fahren, vor allem für diese Pirelli-Reifen. Daher ist es knifflig, sie zum Arbeiten zu bringen. Jetzt hatten wir ein paar Trainings, morgen im Qualifying wird es sicher besser sein. Grundsätzlich läuft das Auto gut, aber es gibt ein paar Dinge, die wir noch in Ordnung bringen müssen - mit wenig und mit viel Sprit. Das grundsätzliche Gefühl mit dem Auto ist aber besser als in Indien.

Wie lange dauert es, bis der Reifen auf Temperatur ist?

Ich weiss es nicht. Aus irgendeinem Grund sind manche Fahrer sieben oder acht Runden gefahren, aber so viele kann man im Qualifying gar nicht fahren. Für uns wird es der Schlüssel sein, die Reifen in zwei, drei Runden zum Arbeiten zu bringen. Daran arbeiten wir. Die Reifen in ihr Arbeitsfenster zu bringen, macht einen grossen Teil aus. Bei den Longruns müssen wir noch herausfinden, wie hart wir die Reifen pushen können. Was den Abbau angeht, weiss man es ohnehin erst, wenn es losgeht. Es hat Spass gemacht, das Auto zu fahren. Es gibt Dinge, die wir verbessern müssen, aber wir wissen, was zu tun ist.

Die Bedingungen auf der Strecke waren im zweiten Training ähnlich wie im Rennen. Wie hat es sich angefühlt?

Ziemlich gut. Das Auto ist besser als in Indien, was gut ist. Mit wenig Sprit brauchen wir viele Runden, bis die Rundenzeit besser wird. Ich habe nur drei Runden auf dem weicheren Reifen gefahren, also habe ich wahrscheinlich nicht das Maximum aus dem Reifen herausgeholt, ich wollte aber mit dem Longrun mit viel Sprint beginnen, denn dazu bin ich in Indien nicht gekommen, und das hat mich dort zu Beginn des Rennens getroffen. Der Longrun war gut, ich war sehr zufrieden damit. Wir haben viele nützliche Daten im zweiten Training erhalten - das ist wichtig, denn das ist das wichtigste der drei Trainings.

Im Qualifyingtrim sieht es so aus, als wäre Vettel dem Rest des Feldes voraus.


Ja, aber man benötigt immer noch ein schnelles Auto für das Rennen. Das Qualifying-Tempo meines Teams war das ganze Jahr über sehr gut. Bei den letzten paar Rennen war Red Bull viel schneller, was ihnen geholfen hat, aber ihr Renntempo ist immer sehr stark. Wir wissen, dass das Renntempo bei uns sehr wichtig ist. Wenn wir im Renntempo so schnell wie sie oder sogar schneller sein können, dann ist das wichtiger, als im Qualifying vorne zu stehen.

Das Rennen in Indien war nicht besonders spannend. Das könnte hier anders sein.

Ich glaube nicht, dass wir hier viele Boxenstopps sehen werden. Das heisst aber nicht, dass das Rennen nicht spannend sein kann.

Im ersten Training wurde nicht sehr viel gefahren, aber McLaren war am schnellsten. Welche Bedeutung hat das?

Das erste Training ist knifflig, denn es ist so heiss. Wir fahren unter diesen Bedingungen weder ein Qualifying noch ein Rennen. Dieses Abendtraining war für uns ganz klar das Wichtigste an diesem Wochenende, um die Balance richtig hinzubekommen, um das Auto auf wenig und auf viel Sprit einzustellen.

3.11.2012